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044 - Nach eigenen Regeln

044 - Nach eigenen Regeln

Titel: 044 - Nach eigenen Regeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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ebenso wie ich«, sagte jemand. »Es wäre unlogisch, sie deshalb zum Duell zu fordern.«
    Aruula drehte sich um und entdeckte einen Vulk in blauem Uniformhemd, der steif und mit erhobenem Kopf hinter ihr stand.
    Der Kling ließ den Würfel sinken.
    »Sum höchsen Rat… dassis was anneres.« Ohne ein weiteres Wort wandte er sich ab und ging mit unsicheren Schritten auf eines der Weinfässer zu.
    Der Vulk wandte sich an Aruula. »Es wäre Ihrer fortgesetzten Existenz dienlich, wenn Sie zuerst Informationen über Sitten und Gebräuche außerirdischer Lebensformen einholen und erst dann ihre Habitate aufsuchen«, sagte er.
    Aruula dachte einen Moment über den Satz nach, erkannte seine ungefähre Bedeutung und nickte. »Das stimmt.« Sie streckte die Hand aus. »Mein Name ist Aruula.«
    Der Vulk ergriff ihre Hand nicht, sondern spreizte Zeige- und Mittelfinger ab.
    »Mögen Sie alt und reich werden. Mein Name ist Lemoy, ich bin der Assistent von Captain Willner. Aus welchem Grund halten Sie sich im Lager der Klings auf?«
    Aruula zögerte; eine Reaktion, die Lemoy als Antwort zu genügen schien.
    »Natürlich«, sagte er mit einem knappen Nicken. »Die Ermordung des Imperators.« Er verschränkte die Hände hinter dem Rücken und sah konzentriert auf einen Punkt oberhalb von Aruulas Kopf. »Ein Sprichwort meines Volkes besagt, dass die okulare Präsenz potenziert mit zwei effektiver in der Wahrnehmung visueller Ereignisse ist als die unpotenzierte okulare Präsenz.«
    »Vier Augen sehen mehr als zwei?«, versuchte sich Aruula an einer Übersetzung.
    »Korrekt. Ihre Werte sind ausreichend, um bei den bevorstehenden Interrogationen eingesetzt zu werden, daher halte ich eine Zusammenarbeit für sinnvoll.«
    »Einverstanden«, sagte Aruula spontan. Im Gegensatz zu ihr kannte sich Lemoy im Tal aus und wusste, wem man Fragen stellen konnte und wen man besser in Ruhe ließ.
    Der Vulk neigte den Kopf und ging auf den Eingang eines großen, von Bannern umgebenen Zelts zu. Er wechselte ein paar Worte mit einem Kling, der auf eine Lanze gestützt davor stand, dann winkte er Aruula zu. »Kommen Sie. Der Höchste Rat ist jetzt bereit, uns zu empfangen.« Gemeinsam tauchten sie in das Halbdunkel des Zelts ein. Aruula spürte weiche Felle unter ihren nackten Fußsohlen. Der Geruch nach Leder und Rauch war angenehm nach dem Gestank, der draußen herrschte. Flackernde Öllampen bildeten einen Gang, der zu fünf thronartigen Holzsitzen führte, die auf einem Podest standen. An dem mittleren lehnte eine geschwungene Klingenwaffe, deren Handgriffe mit braunen Lederbändern umwickelt waren. Auf der Sitzfläche sah Aruula einen Weinkrug und eine mit weißen wimmelnden Würmern gefüllte Schale. Rechts und links davon saß jeweils ein Kling.
    »Der Große«, flüsterte Lemoy, »heißt Rolley und ist der Botschafter der Klings. Rechts von ihm sitzt Sub-Imperator Johcos. Die Wahrscheinlichkeit, dass er Morns Nachfolger wird, liegt bei 89,67 Prozent.«
    »Wieso steht eine Schale voller Würmer auf dem Stuhl?«, fragte Aruula leise zurück.
    »Das ist das Totenmahl für den Imperator. Die Würmer nennt man TBah. Sie gelten als Delikatesse im Kling-Imperium.«
    Johcos beugte sich auf seinem Stuhl vor und kniff die Augen zusammen, als Aruula und Lemoy das Ende des Gangs erreichten. Er musste extrem kurzsichtig sein, wenn er sie auf diese Entfernung nicht erkennen konnte.
    »Lemoy?«, fragte der Kling überrascht. »Was willst du denn hier und wer ist die Fed?«
    »Ich muss Ihren Eindruck korrigieren, Sub- Imperator. Die Humanoide neben mir trägt den Namen Aruula und ist Botschafterin eines noch nicht benannten Volkes.«
    »Wir haben sie auf der Con gesehen«, fügte Rolley hinzu. »Sie saß neben Willner.«
    Johcos griff in seine Tasche und Aruula befürchtete schon, er würde seinen Würfel ziehen, aber hervor kam nur eine Brille, die er über seine Maske schob.
    »Verdammte Schadenspunkte«, sagte er zusammenhanglos. »Vor vielen Jahren habe ich mir die in einem glorreichen Kampf gegen ein paar Roms geholt. Seitdem sehe ich ohne dieses Ding fast nichts mehr. Wenn ihr wollt, erzähle ich euch die Geschichte bei einem Krug Wein.« Bitte nicht, dachte Aruula. Laut sagte sie:
    »Wir sind hier, um über den Tod des Imperators zu sprechen. Was wollte Morn sagen, bevor er ermordet wurde?«
    Sie bemerkte, dass Lemoy neben ihr nervös zur Seite trat. Die Klings sahen sich an, dann lachte Rolley laut.
    »Bei den Kriegsgöttern!«, rief er. »Das nenne

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