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044 - Nach eigenen Regeln

044 - Nach eigenen Regeln

Titel: 044 - Nach eigenen Regeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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ich Mut! Kommt zum Höchsten Rat und wagt es, den Namen des Imperators auszusprechen, obwohl sie nüchtern ist. Wir sollten wirklich eine Allianz mit deinem Volk schließen.« Er griff in die Schale neben sich und zog eine Handvoll wimmelnder Würmer heraus. »Hier, iss einen Wurm. Den hast du dir verdient.«
    Da muss ich jetzt durch, entschied Aruula und trat einen Schritt vor. Sie ahnte, dass sie versehentlich ein Tabu gebrochen hatte und die Klings glaubten, sie habe das absichtlich getan. Das schien sie zu beeindrucken.
    Sie zog einen der kleinsten Würmer zwischen den Fingern des Klings heraus.
    »Gut kauen«, riet Rolley, »sonst fressen sie sich durch deinen Magen zurück ans Tageslicht.«
    Johcos lachte brüllend.
    Aruula betrachtete den sich windenden Wurm angeekelt, dann legte sie den Kopf zurück und ließ ihn auf ihre Zunge fallen. Sie kaute mehrmals, bevor sie ihn herunterschluckte. Er schmeckte nach Nüssen und leicht salzig.
    »Und, wie schmeckt dir unsere Delikatesse?«, fragte Rolley.
    »Gut«, war Aruulas überraschte Antwort.
    »Gebraten wären sie aber noch besser.«
    »TBah ist ein Gericht, das man am besten kalt genießt«, entgegnete Johcos.
    Sie nahm dem Botschafter ein paar Würmer aus der Hand und setzte sich neben ihn auf einen freien Stuhl.
    »Was ist jetzt mit dem Imperator?«, fragte sie kauend.
    Rolley beugte sich zu Johcos und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Lemoy stand reglos vor ihnen, aber Aruula konnte die Anspannung in seinem sonst so teilnahmslos wirkenden Gesicht erkennen. Hatte sie den Bogen etwa überspannt?
    Johcos wandte sich ihr zu. Hinter den Brillengläsern wirkten seine Augen groß wie die eines Eluu. »Wir haben entschieden, auf eine Würfelprobe zu verzichten. Mit diesem Auftritt hast du deinen Charismawert bestätigt.« Er lehnte sich zurück. »Vor zwei Nächten wurde der Imperator während eines Festes nach draußen gerufen. Als er zurückkehrte, war er wütend, wollte aber nichts sagen. Er erwähnte nur, er habe mit einem Mann namens Manard gesprochen, der interessante Informationen hatte.«
    »Manard?«, fragte Lemoy. »Wie sah er aus?« Johcos hob die Schultern. »Das wissen wir nicht. Der Imperator sprach allein mit ihm.«
    »Der Name Manard klingt Romisch«, sagte Lemoy nachdenklich. »Aber was könnte ein Rom einem Kling verraten?«
    Aruula stand auf und stieg vom Podest. »Das werden uns die Roms verraten können.« Sie verneigte sich kurz vor den Klings, dann folgte sie Lemoy zurück zum Zelteingang. Der blieb dort stehen und sah sie an.
    »Ich bin seit Mondzeit 4601,30 Assistent des Captains und habe an exakt zweihundert- achtundsechzig diplomatischen Anlässen teilgenommen. Aber in dieser ganzen Zeit habe ich es noch nie erlebt, dass jemand so mit einem Kling redet und überlebt.«
    Aruula hob die Schultern. »Es erschien mir logisch.«
    »Logisch?« Lemoy hob eine Augenbraue.
    »Faszinierend…«
    ***
    Präfekt Regder klatschte in seine mit violetten Handschuhen überzogenen Hände und beobachtete zufrieden, wie sein Assistent Winell von dem Lager, auf dem er geschlafen hatte, aufsprang und zu ihm gelaufen kam. In respektvoller Entfernung ging er in die Knie und berührte mit seinen Fühlern den Boden.
    »Was ist euer Begehr, Herr?«
    »Durst«, sagte Regder in einem leidenden Tonfall, als habe er bereits seit Stunden vergeblich versucht, die Aufmerksamkeit seines Assistenten zu erregen, »und Hunger. Geh zur Con, besorg mir eine Portion Jumjum und ein Glas Raggajjinno.« Winell sah auf.
    »Aber, Herr, es ist mitten in der Nacht. Die Con ist seit Stunden geschlossen.«
    »Ist das mein Problem?«
    »Nein, Herr.«
    Sein Assistent stand auf und verließ mit gesenktem Kopf und müden Schritten das Zelt.
    Regder lehnte sich in die weichen Kissen zurück und warf einen kritischen Blick auf seine Umgebung. Wie die meisten Andors liebte er verwinkelte Räume und leuchtende Farben.
    Die Zeltstadt, die seine Architekten konstruiert hatten, spiegelten diese Vorlieben wider.
    Fast alle Zelte bestanden aus bunten Planen und waren durch eine Vielzahl labyrinthartiger Gänge miteinander verbunden. Wenn man nicht sorgsam auf die Markierungen achtete, konnte man sich in ihnen verlaufen.
    Regder strich über die Falten seiner leuchtend roten Robe und lauschte dem Säuseln des Windes, der die Zeltplanen in wellenartige Bewegungen versetzte. Öllampen warfen lange zitternde Schatten. In der Ferne krachte Donner. Der Wind wurde stärker.
    Es ist nur der Beginn eines Gewitter,

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