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0440 - Mein Boß saß in der Todeszelle

0440 - Mein Boß saß in der Todeszelle

Titel: 0440 - Mein Boß saß in der Todeszelle Kostenlos Bücher Online Lesen
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dem Draht hingen, sahen gespenstisch aus.
    Ich bewegte mich nach rechts. Yard für Yard schwamm ich weiter, aber ich konnte keine Lücke im Zaun erkennen. Die einzelnen Drähte waren so dicht beieinander, daß kaum eine Handbreit Platz blieb.
    Verzweifelt wendete ich. Hatte Danto mir versehentlich die falsche Richtung angegeben? Ich hielt es für unwahrscheinlich, mich getäuscht zu haben. Meine Beine wurden schon müde, die zwei Millionen Dollar zerrten heftig, aber meine Konzentration durfte nicht nachlassen.
    Und dann sah ich es. Eine kleine, viereckige Lücke, die dadurch entstanden war, daß die vier unteren Drähte höher lagen und sich fast berührten. Aber die Öffnung war nicht hoch genug, das sah ich auf den ersten Blick. Ich würde immer noch den untersten Draht berühren, wenn ich mich hindurchzwängte. Vor allen Dingen störte mich das Atemgerät, das mich ja in der Breite verdoppelte. Auch der Tank auf dem Bauch hinderte mich. Kurz entschlossen schnallte ich den Tank mit den zwei Millionen Dollar ab und schob ihn vor mir her.
    Ich preßte ihn auf den Grund und versuchte, damit eine Senke in den Boden zu treiben. Ich litt Tantalus-Qualen. Je schneller ich den weichen Schwemmsand ausgrub, desto mehr lief nach.
    Das brachte mich auf eine Idee. Ich legte mich auf den Bauch und machte mit dem ganzen Körper rotierende Bewegungen. Ich konnte mich erinnern, daß wir uns auf diese Art als Kinder am Strand eingruben.
    Schon nach wenigen Minuten bemerkte ich den Erfolg des kindlichen, jetzt aber recht ernsten Spiels. Ich sank Inch für Inch in die schlammige Seegrund-Masse. Es war ein unangenehmes Gefühl, und es ist mir noch jetzt unbehaglich, da ich mich daran erinnere, aber in dieser Minute dachte ich nur daran, möglichst schnell wegzukommen. Nun mußte ich es nur noch fertigbringen, das Atemgerät vom Rücken auf die Seite zu schieben, ohne daß dabei die Zuleitung riß.
    Mit unendlicher Vorsicht ging ich an die Arbeit, und ich brauchte fast fünf Minuten dazu. Ich wollte nicht kurz vor dem Ziel das Risiko eingehen, auftauchen zu müssen, weil ich zu überhastet vorgegangen war.
    Jetzt robbte ich mich langsam durch den Sand. An meinem Bauch krabbelte und kribbelte es, und ich biß heftig auf die Zähne, um ein Ekelgefühl zu unterdrücken. Mit dem Kopf lag ich nun unter dem Zaun. Langsam drehte ich mich, um den Abstand zum untersten Draht zu sehen. Erleichtert atmete ich auf: Fast zwei Handbreiten blieben übrig.
    Ich konzentrierte mich jetzt ausschließlich aufs Vorwärtskommen. Als ich merkte, daß ich mich verhaspelt hatte, wartete ich wie gelähmt auf den elektrischen Schlag, der jetzt unweigerlich kommen mußte — aber dann stellte ich fest, daß lediglich das Atemgerät im Sand hängen geblieben war. Ich blieb einen Augenblick stecken, drehte das Gerät ein wenig nach oben und robbte weiter. Es galt, keine Sekunde mehr zu verlieren, denn ich hatte bemerkt, daß ich die ganze Zeit über tiefer gesunken war. Der Vorteil, den mir der nachgebende Seegrund geboten hatte, drohte nun eine Falle zu werden, in der ich ersticken oder ertrinken konnte.
    Beides kam mir nicht sehr angenehm vor.
    Schließlich konnte ich mich mit den Händen schon so weit aufstützen, daß der Oberkörper aus dem Schlamm herausragte. Noch ein letzter Ruck — dann konnte ich auch die Füße, an denen noch die Flossen steckten — wieder in ihre natürliche Lage bringen. Während meines Eingrabungs-Manövers hatte ich sie so weit wie möglich nach hinten gestreckt.
    Ich legte mich noch einmal hin und zog meinen Zwei-Millionen-Dollar-Tank nach, denn es wäre zu schade gewesen, wenn ich ihn hier unten gelassen hätte. Jetzt merkte ich erst, wie schwer er war. Da das Ufer nicht mehr weit sein konnte, machte ich mir nicht die Mühe, ihn umzubinden. Ich trug ihn in der rechten Hand, fest an meinen Körper gepreßt, und bewegte mich mit schnellen, gleichmäßigen Stößen weiter in nördliche Richtung.
    Fünf Minuten später sah ich das schwarze Ufer vor mir liegen. Ich tauchte auf. Der Sturm hatte nachgelassen, es regnete jetzt große, dicke Tropfen, und es war auch wieder viel heller geworden. Das war mir weniger recht. Vorsichtig peilte ich die Lage. Der See war ruhig. Weit hinter mir ragte der Zaun durch das Wasser, vor mir lag ein parkähnlicher Wald mit vielen kleinen Büschen.
    Genau richtig, um schnell untertauchen zu können, diesmal im übertragenen Sinn. Ich kletterte die stumpfwinklige Böschung hinauf und lief von Strauch zu

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