0440 - Mein letzter Fall?
als ich mich zwei Tische von ihnen entfernt niederließ.
Ein junges Mädchen, adrett gekleidet, fragte nach meinen Wünschen.
Ich bestellte etwas zu essen.
Sie empfahl mir frisches Landbrot, und ich willigte ein.
»Und zu trinken auch?«
»Oüi, Mademoiselle. Was nehmen Sie denn?«
Ihre Augen blitzten. »Ich lasse mich nicht von Ihnen einladen…«
»Keine Sorge, ich möchte nur, daß Sie mir einige Fragen beantworten.«
»Gut.«
Ich erhielt noch Orangensaft und frisches Mineralwasser. Beide mixte ich! Als das Mädchen zum zweitenmal kam, brachte sie das Brot mit, dazu Butter und Käse. Sie selbst trank ein Glas Wein.
Ich schätzte sie auf zwanzig Jahre. Ihr Haar war glatt und dunkel. Sie hatte es zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden.
Ich stellte mich namentlich vor, als ich mein Brot schmierte.
Ich lobte es gebührend und erkundigte mich nach dem Namen des Mädchens.
»Ich heiße Arlette.«
»Ein netter Name.« Sie lächelte und hatte dabei Grübchen auf den Wangen. Mir gefiel die Kleine. Sie machte einen so frischen Eindruck und hätte für eine Seifenwerbung Modell stehen können.
»Kommen Sie aus London?« fragte sie.
»Ja. Woher wissen Sie das?«
»Da stammen doch fast alle Engländer her.«
»Lassen Sie das nur meine übrigen Landsleute nicht hören. Die werden dann sauer.«
Sie beugte sich vor. »Und was hat Sie in diese Einsamkeit getrieben?«
»Ich interessiere mich für alte Städte und Bauten, müssen Sie wissen.«
»Da sind Sie hier gerade richtig.« Arlette trank einen Schluck Wein, setzte sich bequemer hin und schlug die Beine übereinander. Daß sie dabei einiges von der sonnenbraunen Haut preisgab, störte sie nicht, und mich erst recht nicht.
»Aber jetzt ist mir etwas passiert, worüber ich mich fast schäme, mit Ihnen zu sprechen.«
»Was denn?«
»Ich habe mich verfahren.«
Ihr Lachen klang glockenhell. Vielleicht weil sie mein betrübtes Gesicht sah. »Aber das kann doch jedem passieren.« Sie legte ihre Hand auf meinen Arm, so daß ich die Wärme ihrer Haut spürte. »Wo müssen Sie denn hin?«
»Nach Loutrex!«
Sie zog die Hand wieder zurück. »Da haben Sie ja nur noch sieben Kilometer zu fahren. Diese Straße führt sie hin. Loutrex liegt nicht weit vom Ufer der Semois entfernt. Ein schönes kleines Dorf, das kann ich Ihnen sagen.«
»Sie kennen es?«
»Ja, ich wohne dort.«
»Und hier arbeiten Sie?«
»Manchmal. Die Gaststätte hier gehört einem Verwandten.« Sie stand auf, weil die beiden Fahrer gewinkt hatten und zahlen wollten. Ich blieb sitzen und streckte die Beine aus. Man konnte das Leben hier im Schatten der Bäume schon genießen. Leider war ich nicht gekommen, um ein paar Tage zu entspannen.
Daß Arlette aus Loutrex stammte, sah ich als einen Glücksfall an. Sie konnte mir sicherlich auch Informationen über die Komturei geben. Noch kassierte sie, beugte sich dabei vor, und der Wind drückte das Kleid gegen ihren Körper, so daß sich ihre schlanke Figur deutlich abzeichnete. Die Bluse bestand aus einem dünnen Stoff. Im Gegenlicht erkannte ich, daß Arlette keinen BH trug.
Die beiden Fahrer erhoben sich und verließen den Platz. Ihre Autos standen hinter dem Haus. Das Brummen der Motoren störte die Ruhe.
Arlette war ins Haus gegangen. Sie hatte den Tisch abgeräumt.
Ich aß noch den Rest des frischen Brots. Es schmeckte einfach besser als das aus dem Supermarkt.
Arlette kam zurück. Sie hatte einen federnden Gang, in ihren Augen blitzte es, und als sie sich niederließ, fuhr sie mit den Fingern durch das Haar.
»Das ist ein wunderschöner Tag heute.«
Ich nickte. »Viele Gäste haben Sie aber nicht.«
»Ein Glück, aber das täuscht auch. Die Leute arbeiten, es wird erst gegen Abend voll. Am Wochenende bekommen Sie hier keinen Tisch mehr. Da fahren dann die Städter aufs Land.«
»Ist die Umgebung so interessant?«
»Sie hat einen hohen Erholungswert.« Sie sah mich unter hochgezogenen Augenbrauen an. »Das müßten Sie doch wissen, wenn Sie sich mit unserer Umgebung beschäftigen.«
»Das weiß ich auch. Davon hat man mir berichtet.«
»Wer?«
»Der Sohn eines Bekannten war hier. Er war begeistert und berichtete immer wieder von der alten Komturei, die es hier geben soll.«
Arlette hob die Schultern. »Ja, ja, die ist vorhanden, das stimmt schon.«
»Ist sie wirklich so toll?«
Sie legte den Kopf zurück und schaute zum Himmel. »Kann ich nicht sagen, ich interessiere mich nicht dafür. Aber sie hat keinen guten
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