0441 - Die Beerdigung
hielt, konnte sie das wissende Grinsen auf den Gesichtern der Männer erkennen.
Sie war dem Tod geweiht, was immer auch laufen würde. Sandro ließ sie zwei Schritte vorgehen. Die Distanz zwischen ihnen blieb gleich. Obwohl Jane es nicht sah, wußte sie, daß die Mündung der Maschinenpistole auf ihren Rücken gerichtet war.
Sie hatte sich eines dieser großen Gräber ausgesucht. Es hatte die Form eines Hauses. An der zur Böschung hin gewandten Seite wucherte Efeu an der Außenwand hoch. Über dem Eingang der Grabstätte befand sich ein vorspringendes Dach.
Eine Doppeltür aus schwerem Gußeisen verwehrte den Zutritt. Und in die Tür waren die Namen der Bestatteten eingraviert worden.
Zwei Schritte davor blieben sie stehen. Sandro leuchtete an Jane vorbei.
Der Lampenkegel traf die Schrift. Sandro bewegte sogar noch seine Hand, damit jeder Name erfaßt werden konnte.
»Ich lese Graves nicht«, flüsterte er. »Du etwa, Süße? Oder habe ich schlechte Augen?«
»Nein.«
»Dann hast du gelogen.«
Jane hob die Schultern und spürte das plötzliche Frösteln. »Ich habe mich eben geirrt.«
»Nicht gelogen?«
»Nein.«
»Irrtum oder Lüge, das spielt bei uns keine Rolle, Süße. Wir sind gerade in Hochform, verscharren einen Todfeind von uns und haben gegen eine Doppel-Beerdigung nichts einzuwenden. Verstehst du?«
Jane verstand, aber sie fragte nach. »Was soll das bedeuten?«
»Zwei Tote, ein Grab. Sinclair und du, ihr beide werdet gemeinsam bestattet.«
Sie schwieg, der andere aber lachte. »Gefällt dir die Idee nicht, Süße?«
»Sie wollen mich töten?«
»Hast du etwas anderes angenommen? Wer uns reinlegt, hat nichts anderes verdient.«
»Aber ich bin…«
»Hör auf, du bist Jane Collins! Vormachen kannst du uns nichts. Ich habe dein Spiel bisher mitgemacht, jetzt ist Schluß. Ich werde dich aus der Welt schaffen und bestimmt Dankbarkeit erben.«
»Weiß ich nicht.«
Jane erhielt einen Stoß mit der MPi-Mündung in den Rücken. »Jetzt dreh dich um und gehe den gleichen Weg wieder zurück. So lange, bis ich etwas anderes sage.« Jane blieb nichts anderes übrig, als sich zu fügen. Ihre Füße schienen mit Blei gefüllt zu sein, so schwer tat sie sich dabei, das Grab zu erreichen. Ihr Grab.
Und sie sah ein, einen Fehler begangen zu haben. Niemals hätte sie es im Alleingang versuchen sollen. Sich so zahlreichen Feinden zu stellen, das tat man nur mit Rückendeckung, zudem war sie nicht mehr so in Form wie früher, als sie sich vor Aufträgen kaum noch hatte retten können.
Ungefähr fünfzehn Schritte waren es bis zum Ziel. Jeder fiel ihr schwerer als der vorherige.
Sie sah die drei Typen.
Einer blond, der andere dunkelhaarig, und der dritte mit einem kahlen Schädel. Gnadenlose Männer, die ihr auf keinen Fall beistehen würden.
Und Suko?
Falls er überhaupt schon beim Yard eingetroffen war, hätte er sich noch immer auf dem Weg befunden. Es dauerte seine Zeit, bis der Friedhof erreicht worden war, auch in der Nacht bei einem dünner fließenden Verkehr.
»Geht mal da weg!« befahl Sandro. »Unsere Freundin soll einen Blick in das Grab werfen können.«
»Gern!« sagte Roberto und strich sein Haar zurück. Er ging wie ein Tänzer und grinste hart.
Jane aber trat auf das Grab zu. Noch konnte sie nicht hineinsehen, aber ihr Blick streifte über den Grabstein, und sie las den Namen John Sinclair.
Diese Erkenntnis traf sie schwer. So also sah der Ort aus, an dem John verscharrt werden sollte.
Über ihren Rücken kroch eine kalte Haut. Sie spürte den Angstschweiß überall, unter den Achseln bildete er bereits eine tropfende Nässe. Und es war keine Rettung in Sicht.
»Du kannst stehenbleiben!« verlangte Sandro. »Wenn du weitergehst, kippst du nachher noch hinein.«
»Spielt das eine Rolle?« fragte Jane heiser.
»Bei uns ja. Wir halten immer einen bestimmten Kodex ein.«
»Auch beim Mord?«
»Was heißt hier Mord? Es ist eine Notwendigkeit. Wir lassen uns nicht gern stören.«
Jane hatte ihre Schritte gestoppt. Sie blickte über das Grab hinweg und sah an der jenseitigen Seite den aufgeworfenen Erdhügel. Der Totengräber hatte ganze Arbeit geleistet.
Im Grab lag der Sarg. Er war nicht normal hineingesetzt, sondern gekippt worden. Dabei hatte er sich etwas verklemmt und stand fast hochkant.
»Sinclair liegt schon drin«, erklärte Sandro. »Du hast zwei Möglichkeiten. Wir legen dich lebend zu ihm in den Sarg oder tot oben drauf. Was ist dir lieber?«
Jane gab keine
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