0441 - Die Beerdigung
deutlich verstehen konnte. »Für mich ist der Mann, der starb, nicht der echte John Sinclair!«
***
Es klingelte!
Das war keine Schelle, sondern die Eiswürfel im Glas der Glenda Perkins, das sie in der linken Hand hielt. Sie zitterte so sehr, daß die Eiswürfel gegeneinander stießen. Sprechen konnte sie nicht. Die Behauptung hatte sie getroffen wie eine Betäubung.
»Nun?« fragte Jane.
»Du… du willst mich doch reinlegen - oder?«
»Nein, ich habe es ernst gemeint. Deshalb setzte ich mich mit dir zusammen. Du bist die einzige Person, der ich von meinem Verdacht berichtet habe.«
Glenda hob die Schultern. Auf ihrem Gesicht lag eine Gänsehaut. Einige Male schluckte sie, trank hastig und wußte noch immer nicht, was sie antworten sollte.
»Du bist überrascht, nicht?«
»Und wie.«
»Das kann ich mir vorstellen, aber denke über meine Worte nach und gib erst dann deinen Kommentar ab. Und denke vor allen Dingen daran, daß John kurz vor seinem Tod noch zum Mörder geworden ist. Das paßt einfach nicht zu ihm.«
Glenda nickte. »Da hast du recht.« Sie lachte völlig unmotiviert. »Aber was geschieht nun mit der Leiche?«
»Suko hält die Totenwache.«
»Wo?«
»Bestimmt in der Leichenhalle des Yard, wohin man John gebracht hat.«
»Und was haben wir damit zu tun?« fragte die Sekretärin nach einer Weile des Nachdenkens.
»Ich möchte in der folgenden Nacht dabei sein, wenn Suko die Totenwache hält.«
Glenda erschrak. »In der Leichenhalle?«
»Ja.«
»Und dann?«
»Werden wir Suko einweihen und den Toten genau untersuchen, damit wir einen endgültigen Beweis erhalten. Das ist mein Vorschlag, Glenda. Du kannst natürlich ablehnen, aber ich glaube nicht, daß du so reagieren wirst - oder?«
Glenda überlegte. Sie entschuldigte sich quasi, daß sie noch nicht sofort eine Antwort gab. »Weißt du, das hat mich alles ein wenig überrascht. Ich bin da hineingerutscht und muß zunächst einmal nachdenken, wie ich da wieder rauskomme.«
»Zusammen mit mir.«
»Ja, ja, schon richtig.« Glenda runzelte die Stirn und dachte nach. »Haben wir denn eine Chance?«
»Ich verlasse mich da voll und ganz auf meine alten Kräfte, die zum Glück noch nicht verschwunden sind.«
»Jedenfalls hast du es geschafft, mich unsicher zu machen«, gab Glenda zu. »Wenn du es dabei noch ehrlich meinst…«
»Traust du mir nicht?«
Glenda hob die Schultern. »So kann man es nicht sagen. Es ist einfach anders als früher. Da waren wir Konkurrentinnen, und ich muß mich zunächst an die neue Situation gewöhnen.«
»Das wirst du schon.«
Glenda nahm noch einen Schluck. Sie trank so lange, bis das Glas leer war. »Eines interessiert mich dennoch«, sagte sie leise. »Wenn du tatsächlich recht haben solltest, Jane, dann frage ich mich natürlich, wer ist für die neuen Vorgänge verantwortlich? Wer steckt dahinter? Wer hat dafür gesorgt, daß so etwas geschehen konnte? Und wem war es möglich, einen perfekten Doppelgänger von John Sinclair zu schaffen? Das sollten wir uns fragen.«
»Richtig, Glenda, und ich habe mir auch schon eine Antwort zurechtgelegt.«
»Da bin ich gespannt.«
»Du warst nicht im Büro, der Anruf kam direkt durch, als Suko, Sir James und ich zusammen waren. Jemand, der sich über John Sinclairs Tod diebisch freute, mußte diese Freude einfach loswerden. Es war Logan Costello, der anrief.«
Glenda verlor die gesunde Hautfarbe. »Er also«, flüsterte sie. »Das mußte ja mal so kommen. Lange haben wir nichts mehr von ihm gehört. Aber wie ist es diesem Menschen möglich, von John Sinclair einen Doppelgänger zu schaffen?«
»Das frage ich mich auch«, sagte Jane. »Aber gab es nicht schon einmal einen Doppelgänger? Hat John nicht davon seine Narbe auf der rechten Wange, weil man ihm dort ein Stück Haut abschälte, um daraus einen zweiten Geisterjäger herzustellen?«
»Das stimmt.«
»Könnte sich das wiederholt haben?«
Glenda schüttelte den Kopf. »Das war damals Dr. Tod, und der ist längst vernichtet.«
»Sein endgültiges Verschwinden hat aber nichts mit der Tat zu tun, die bestimmt wiederholbar ist.«
»Durch Costello?«
Jane winkte ab. »Er ist in gewisser Hinsicht nur ein Handlanger. Ein anderer wird den Plan eingefädelt haben. Und zwar der Teufel. Asmodis ist die Person im Hintergrund.«
»Weshalb hat er das getan?« fragte Glenda.
»Danach darfst du nicht fragen. Asmodis wird dich nie in seine Pläne einweihen, wenn du nicht auf seiner Seite stehst. Aber raffiniert
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