0441 - Die Beerdigung
ist es schon. Er schafft möglicherweise einen Doppelgänger, läßt ihn vor unseren Augen erschießen, so daß jeder denkt, daß es keinen Geisterjäger John Sinclair mehr gibt. Also hat Costello zusammen mit dem Teufel freie Bahn. Wir sind zersplittert, besitzen nicht mehr die Nerven, uns um ihn zu kümmern, und er kann jetzt seinen eigentlichen Plänen nachkommen, weil es ja keinen John Sinclair mehr gibt.«
»Offiziell«, sagte Glenda. »Deine Vermutungen in allen Ehren, Jane. Wenn es tatsächlich ein Doppelgänger gewesen ist, der umgebracht wurde, dann frage ich mich, wo sich dann der echte John Sinclair befindet.«
Auch Jane Collins trank den Rest des Wassers aus ihrem Glas. »Genau das, meine liebe Glenda, ist die große Frage. Wo steckt der echte John Sinclair?«
***
Es kam selten vor, daß Costello, das Granitgesicht, einmal lächelte. An diesem Tag jedoch schien die Sonne auf seinem Gesicht aufgegangen zu sein und hatte selbst die graue Hautfarbe vertrieben. In seinen Augen stand ein kaltes Leuchten, das den Triumph ausdrückte, den er empfand. Und er mußte zugeben, daß der Plan des Satans einmalig gewesen war. So etwas hatte sich nur der Teufel ausdenken können. Mit einer Raffinesse versehen, die das menschliche Gehirn nicht produzieren konnte.
John Sinclair war tot!
Costello hätte sich totlachen können. Und wie seine Freunde darauf reingefallen waren, so etwas hätte er sich in seinen kühnsten Träumen nicht vorgestellt. Sie waren viel zu beschäftigt, um nach dem echten zu suchen, der ebenfalls nicht mehr lange leben würde.
Costello wußte Bescheid. Er hatte mitgeholfen, die Spur nach Belgien zu legen, natürlich auch auf Anweisung des Teufels. Alles war so sorgfältig einstudiert worden, wie es ein Regisseur nicht hätte besser machen können.
Ob der echte Sinclair noch lebte oder nicht, interessierte ihn im Augenblick nicht. Er mußte jetzt den zweiten Teil des Plans in Angriff nehmen, denn mit der Ermordung des Doppelgängers war es nicht getan. Das Team um Sinclair mußte in Atem gehalten werden, damit es keinem von ihnen einfiel, nach Belgien zu reisen und die alte Komturei zu besuchen.
Er hatte auch anrufen und seinen Triumph hinausposaunen müssen.
Das war er sich einfach schuldig gewesen, und der Teufel hatte auch nichts dagegen gehabt.
Klar, daß der Chinese sauer gewesen war. Ihn durfte Costello keinesfalls unterschätzen. Wenn der einmal die Beherrschung verlor, reagierte er noch wie ein zweiter Rambo, und in dessen Mühle wollte der Mafioso keinesfalls geraten.
Er hatte sich in eines seiner alten Häuser zurückgezogen. Der Raum war mit Möbeln aus seiner sizilianischen Heimat überladen. Hier fühlte er sich am wohlsten, hier konnte er nachdenken und sich auf bestimmte Dinge konzentrieren.
Und hier erhielt auch hin und wieder Besuch von seinem großen Mentor, dem Teufel.
Wie jetzt.
Costello sah ihn nicht, er spürte ihn nur. Durch die halbdunkle Atmosphäre des Zimmers glitt ein kalter Hauch. Er streifte nicht nur an den Möbelstücken vorbei, auch strich er über sein Gesicht und hinterließ die entsprechenden Schauder.
Langsam drehte sich Costello um.
Die Gestalt stand an der Tür, obwohl sie durch sie nicht das Zimmer betreten hatte, denn sie war nach wie vor geschlossen.
Asmodis war als Mensch erschienen. Als Jüngling, schön und charmant, aber das böse Lächeln paßte nicht dazu. Beim Gehen zog er das linke Bein nach.
»Nun?«
Costello griff zum Weinglas. Der Rote darin stammte aus Italien. Es war ein kostbarer Wein, trocken und gehaltvoll. »Es hat alles geklappt.«
»Ich weiß.«
Costello schüttelte den Kopf. »Mir ist noch immer unbegreiflich, wie die anderen darauf reinfallen konnten. Ich wäre nicht so dumm gewesen, das kannst du mir glauben.«
»Vielleicht war es der Schock.«
»Ja, so muß man es wohl sehen.«
»Aber der wird vorbeigehen«, erklärte der Teufel mit einer seidenweichen Stimme. »Dann fangen sie an, nachzudenken. Noch sind sie gelähmt, das müssen wir ausnutzen.«
Costello nickte. »Ich habe bereits meine Entscheidungen getroffen. Die Leute sind ausgesucht worden.«
»Kann man ihnen vertrauen?«
»Natürlich.«
»Das hoffe ich. Sie werden sich wundern, wenn die Leiche plötzlich verschwunden ist. Wir werden den Toten verscharren und…«
»Was ist mit dem echten Sinclair?«
Asmodis winkte ab. »Er hat nicht nur Belgien erreicht, auch die alte Komturei, die sein Grab werden wird. Ich überwache seine Vernichtung nur hin und
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