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0442 - Der Blick ins Jenseits

0442 - Der Blick ins Jenseits

Titel: 0442 - Der Blick ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sich in meinen Ohren, als das Sensenblatt wie ein tödliches Pendel vorbeistreifte, aber ich war näher an die Gestalt herangekommen.
    Sie bewegte sich zur Seite, um für den zweiten Schlag eine bessere Position einzunehmen.
    Das kam mir entgegen.
    Der Sprung war riskant, aber ich vertraute auf mein Kreuz und meine Schnelligkeit.
    Den freien Arm hielt ich vorgereckt, die Hand war geöffnet. Mein Gegner hätte eigentlich jetzt merken müssen, was mir vorschwebte, aber er war mit anderen Dingen beschäftigt.
    Das Buch ragte etwa zur Hälfte aus seiner Hand, das war der Vorteil für mich.
    Blitzschnell packte ich zu. Meine Finger kamen mir in diesem wichtigen Augenblick vor wie die Stahlgreifer eines Baggers, als ich das Buch aus den Knochenklauen des Tods riß. Ich hatte es!
    Mit einem gewaltigen Sprung nach rechts, der mich fast bis gegen die Wand des Saals brachte, gelang es mir, der tödlichen Klinge zu entgehen, die das Skelett abermals geschwungen hatte.
    Ich stolperte, warf mich noch weiter nach vorn und krachte mit der Schulter gegen die Wand.
    Den Schmerz ignorierte ich. Was ich da in der Hand hielt, war viel wichtiger. Ich hätte gern Zeit gehabt, um darüber nachzudenken, denn daß ich das Buch der grausamen Träume einmal in den Händen halten würde, damit hätte ich nie im Leben gerechnet.
    Es fühlte sich ungewöhnlich an. Weich und gleichzeitig fest. Darin unterschieden sich weder die Seiten und der Einband, bis mir einfiel, daß es nicht aus Papier bestand, sondern aus der dünnen Haut irgendwelcher Schwarzblüter. Meine Beute!
    Himmel, wie gern hätte ich darin gelesen. Dabei gestattete ich mir nur einen Blick, mehr ließ die Zeit einfach nicht zu, da ich nach wie vor in Lebensgefahr schwebte.
    Mit einer dunklen Flüssigkeit, die wie Tinte aussah, waren die Zeilen geschrieben worden, doch ich wußte es besser. Das war magisches Dämonenblut, das hier seine Spuren hinterlassen hatte.
    »Wer?« schrie ich. »Wer hat es geschrieben?«
    Der Tod fuhr herum. »Das Schicksal!«
    »Hat es einen Namen?«
    »Ja, das Schicksal heißt Tod!« brüllte er zurück und schlug zu.
    Es war ein gefährlicher, gezielter und gleichzeitig auch mörderischer Schlag, der da auf mich zujagte. Die Klinge wischte etwa in Halshöhe über den Boden. Sie würde mir mit einem Schlag den Kopf vom Rumpf trennen, wenn ich nicht achtgab.
    Ich ließ mich fallen. Aus dem hohl klingenden Pfeifen wurde ein häßliches Schaben und Ratschen, als das Metall dicht über meinen Kopf hinwegstreifte, aber die Wand berührte und daran entlangschliff.
    Ich rollte mich über den Boden, Kreuz und Buch festhaltend und von dem Wunsch beseelt, beides zusammenzubringen. Vielleicht wurde so das Tor zum Jenseits geschlossen, und das Buch der grausamen Träume hätte sich dann in meinem Besitz befunden.
    Noch einmal rollte ich mich um die eigene Achse - bis mich plötzlich ein Widerstand stoppte.
    Die Wand war es nicht, ein anderes Hindernis hatte sich mir in den Weg gestellt.
    Das Sensenblatt!
    Plötzlich konnte ich mich nicht mehr weiterrollen. Ich mußte einfach starr liegenbleiben. Hätte ich versucht, mich noch weiter zu bewegen, wäre das mein Ende gewesen.
    Ich spürte die Klinge nicht nur an der Kleidung, auch an der blanken Haut der Hand und am Hals.
    Sie hinterließ bei mir eine Gänsehaut, und als ich die Augen weit aufriß und den Blick in die Höhe gleiten ließ, stand der Tod über mir.
    Die Formel zu rufen hatte keinen Sinn. Vielleicht hätte sie nur alles verschlimmert, schließlich hatte ich das Tor zum Jenseits durch die Hilfe meines Kreuzes geöffnet.
    »Kein Mensch kann mir entgehen!« hörte ich den Tod sprechen. »Wo der Teufel seine Heimat hat, bin auch ich zu Haus. Hast flu verstanden?«
    Ich erwiderte nichts. Mit einer Hand umklammerte ich das Buch, mit der anderen das Kreuz.
    Beides würde mir nicht mehr helfen können, und der Tod hob die Sense so weit an, daß die innere geschliffene Seite etwa in Höhe meines Halses schwebte.
    »Kein Sterblicher soll im Buch der grausamen Träume lesen können«, sagte er. »Du aber lebst noch. Vielleicht wirst du als Toter begreifen, daß du dich zu weit vorgewagt hast. Ich, der Sensenmann, hole…«
    »Habe ich es dir nicht gesagt, John? Das Schicksal kann so furchtbar grausam sein.«
    Diesmal hatte nicht das Skelett zu mir gesprochen, sondern ein anderes Wesen.
    Der Seher!
    ***
    Wenn Sir James Powell etwas organisierte, dann klappte dies. Er war darin ein wahrer Meister und konnte wie kaum ein

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