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0442 - Der Blick ins Jenseits

0442 - Der Blick ins Jenseits

Titel: 0442 - Der Blick ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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vorbeigingen, wie sie gekommen waren. Dabei hatte ich das Gefühl, als würden die Bilder beim Durchblättern zu einer dreidimensionalen Größe aufsteigen und aus dem Buch herausspringen.
    Dämonen und Wesen des Lichts wechselten einander ab.
    Luzifer als bläulicher Schatten, das Gesicht des Teufels, über das sich die Fratze Baphomets schob. Aber auch die Züge des Sehers sah ich, sowie Hector de Valois, Richard Löwenherz und Menschen, die ich noch nicht kannte, vielleicht aber noch kennenlernen würde.
    Die Eindrücke und Bilder huschten so schnell vorbei, als daß ich sie nicht aufnehmen konnte. Aber eine der letzten Seiten war nicht bedruckt.
    Ich sah weder eine Schrift noch das Bild, nur eben diese leere Seite.
    »Und die ist für dich!« hörte ich die Stimme des Abbés, der an mich herangetreten war.
    Bevor ich ihm eine Antwort geben konnte, hatte er mir das Buch aus der Hand genommen und vorgeschleudert.
    Mein Protest blieb mir im Hals stecken, denn die Wand saugte das Buch auf. Ich sah es in die Schwärze hineingleiten und wieder in den Dimensionen verschwinden.
    Der Abbé aber trat vor. Er kümmerte sich nicht um meine Proteste, streckte beide Arme aus, drehte sich dann und riß mir das Kreuz aus der Hand. Ich war so überrascht, daß ich nichts dagegen unternehmen konnte. Wollte Sekunden später protestieren, aber die Stimme des Abbés ließ mich verstummen.
    »Dein Kreuz hat das Tor Zum Jenseits geöffnet. Dein Kreuz wird es wieder verschließen.«
    Bevor ich etwas unternehmen konnte, war er schon auf die Wand zugegangen, in der der Tod und das Buch schwebten.
    Und er sprach eine Formel, die ich nicht kannte, die aber so stark sein mußte wie meine.
    Nur mit einem Unterschied.
    Ich hörte das Wort Salomo, vernahm etwas von seiner Weisheit und dem Schlüssel zur Welt.
    In diesem Augenblick verschwand die Schwärze. Eine normale Wand lag vor mir, die ich ungläubig anstarrte, und erst als ein krachender Donnerschlag die Umgebung draußen erschütterte, wußte ich, daß es für mich vorbei war und ich es geschafft hatte…
    ***
    Letzte Sonnenstrahlen streichelten mein Gesicht, die dunklen Wolken hatten sich verzogen, und selbst die Umgebung der düsteren Komturei erschien mir viel freundlicher.
    Mir brannten tausend Fragen auf der Seele, aber ich brauchte nur in das Gesicht des Abbés zu schauen, um darin lesen zu können, daß er mir keine Antwort geben würde.
    »Warum behältst du dein Wissen für dich?« fragte ich ihn.
    »Du mußt es dir selbst erkämpfen, wie es auch Hector de Valois getan hat.«
    »Dann kannte er ebenfalls die Formel?«
    »Ja, ich weiß sie von ihm.«
    »Und du willst sie mir nicht sagen?«
    »Ich darf es nicht, man hat mir den Mund verschlossen. Ein Träger des Kreuzes muß in bestimmten Dingen seinen Weg allein gehen. Aber du hast eine Erfahrung sammeln können. Das Kreuz. Das Kreuz birgt mehr Geheimnisse, als du ahntest.«
    »Es stimmt. Auch König Salomo wußte davon?«
    »Sicher.«
    »Wieso? Hat ihm das Kreuz einmal gehört?«
    Der Abbé breitete die Arme aus. »Geh deinen Weg, John Sinclair, mehr kann ich nicht sagen. Nur eines. Deine Formel, die du sprichst, existiert. Aber sie ist nicht die einzige, die es gibt…«
    Da hatte er recht. Als er sich abwandte und ging, hielt ich ihn nicht auf.
    Ich mußte nachdenken.
    Hector de Valois hatte das Kreuz gehört, auch Richard Löwenherz war sein Besitzer gewesen.
    Vielleicht auch König Salomo?
    Auf einmal spürte ich den Schauer auf meinem Rücken, denn ich hatte bereits weiter gedacht.
    Wenn das stimmte, dann war er praktisch auch in mir wiedergeboren worden. Reichte die Kette tatsächlich so weit zurück?
    »John!«
    Die Stimme der jungen Arlette riß mich aus meinen Gedanken. »Was ist denn?«
    »Sollten wir diesen Ort nicht verlassen?«
    Ich warf noch einen Blick auf die Komturei, wo sich mein Schicksal hatte erfüllen sollen. »Ja, Arlette, laß uns gehen…«
    Hand in Hand liefen wir den Weg hinab. Begleitet von den wärmenden Strahlen der Sonne, die gegen unsere Rücken tupften…
    ENDE des Dreiteilers

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