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0442 - Der Blick ins Jenseits

0442 - Der Blick ins Jenseits

Titel: 0442 - Der Blick ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Gewalten der Natur hilflos ausgeliefert.
    Sie kamen runter. Zwar gebeutelt, aber immerhin. Das große Aufatmen begann, als die beiden Kufen gleichzeitig den mit Gras bewachsenen Untergrund berührten.
    »Wir stehen!«
    Der Abbé schnallte sich los. Trotz der Schwierigkeiten hatten sie unwahrscheinliches Glück gehabt, denn dieser Weg, auf dem sie standen, mußte zum Ziel führen. Bloch hatte sich dies zuvor auf der Karte angesehen, das war klar.
    Als er den Hubschrauber verlassen hatte, nahm er als letzten Eindruck das entspannte Gesicht des Piloten mit auf den Weg. Der Mann war froh, daß sie es hinter sich hatten.
    Er schaute dem geduckt davoneilenden Bloch hinterher, bis dieser den Windbereich der Rotorblätter verlassen hatte, dann gab er wieder Saft und startete.
    Der Hubschrauber hob ab.
    Bloch drehte sich noch einmal um. Ein letztes Winken gegen den Wind, der in seinen Nacken blies, dann hatte die Maschine bereits die Baumhöhe erreicht und glitt in die Richtung davon, aus der sie gekommen waren. Bloch war allein.
    Um die Komturei zu erreichen, mußte er sich gegen den Wind stemmen, der scharf in sein Gesicht blies. Er brachte nicht nur Staub und eine Geruchsmischung aus schwefelhaltiger Luft sowie Blütenduft mit, sondern auch die ersten Tropfen.
    Der Regen hatte sich aus den dicken Wolken gelöst und klatschte in das Gesicht des Mannes.
    Staub und Schweiß klebten darauf. Der Mund bildete eine verzerrte Linie, aber der Abbé kämpfte sich weiter voran. Er sah nicht aus wie ein großer Kämpfer, aber in ihm steckte mehr Energie als in den beiden Kinohelden Rambo und Conan zusammen.
    Der Templer-Führer sah ein Ziel. Er wußte um die Geburtsstätte des Baphomet-Kults, und er hätte nie gedacht, daß er einmal kommen würde, um die Wand zu schließen.
    John Sinclair hatte sie geöffnet. Man konnte ihm keinen Vorwurf machen, er hatte es nicht besser gewußt, aber der Abbé hatte gehofft, einen noch lebenden Sohn des Lichts vorzufinden.
    Der Regen fiel in dicken Tropfen, verstärkte sich zum Glück nicht. Dafür hörte er den Donner und sah auch die Linien der Blitze, die wie fahle Messer die Wolken durchschnitten.
    Der Abbé lief schneller. Er hatte das Gefühl, sonst nicht rechtzeitig genug ans Ziel zu kommen. Die innere Stimme trieb ihn an.
    Rechts und links wuchs der Wald. Wolken wurden vom Wind so tief gedrückt, daß sie wie Schleier zwischen den Bäumen einherhuschten.
    Eine Mischung aus Dunkel und Hell hüllte ihn ein.
    Dennoch war die Luft klar. Sie hatte sogar eine unnatürliche Klarheit von großer Trennschärfe, denn der Regen hatte sich nicht verdichtet. Nach wie vor wirbelte er nur tropfenartig aus den tief hängenden Wolken.
    Der Abbé hatte es eilig. Längst hörte er den Hubschrauber nicht mehr.
    Der Pilot würde auch nicht mehr zurückkommen. Was zu erledigen war, das wollte der Abbé allein hinter sich bringen.
    Ob er es allerdings überlebte, war fraglich. Er wußte genau, wie stark seine Gegner waren, und er spürte wieder das kalte Gefühl im Genick.
    Manchmal schlug sein Herz arrhythmisch, um dann wieder in den normalen Takt einzufallen. Wie oft er sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn gewischt hatte, konnte er nicht sagen. Er dachte auch nicht darüber nach, wie groß die Strecke schon war, die hinter ihm lag. Er dachte nur an die Komturei.
    Und sie erschien.
    Zuerst glaubte er an eine Einbildung, dann, als er stehenblieb, tief durchatmete und sich erholte, erkannte er die graubraunen Mauern, die Reste dieser alten Niederlassung.
    Das Ziel!
    Der Abbé richtete für einen Moment den Blick zum Himmel, als suchte er dort Trost und Hilfe. Seine Lippen bewegten sich, aber Worte drangen nicht hervor.
    Schweiß lag auf seinen Handflächen. Er ging langsamer weiter, hätte am liebsten vier Augen gehabt, und als er sich den Ruinen der Komturei näherte, kam es ihm vor, als würden die Mauern näher zusammenrücken und ihn umschließen.
    Dies hier war die Insel inmitten der normalen Welt. Ein Stück Vergangenheit, das überlebt und auch in der Gegenwart nichts von seiner Magie verloren hatte.
    Der Druck verstärkte sich. Von John Sinclair hatte er bisher noch nichts gesehen, auch dann nicht, als er bereits zwischen den Mauern stand und erschrak, weil ein gewaltiger Donnerschlag wie eine himmlische Schimpfkanonade über der Komturei auf grollte.
    Die Luft war stickig geworden. Auch der Abbé hatte eine so starke Schwüle selten erlebt. Sie drückte, sie war menschenfeindlich,

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