0442 - Entführt ins Nichts
Gängen, im Frühstücksraum, im Foyer, in der Bar… man sollte meinen, das Hotel sei von einer TV-Herstellerfirma gebaut worden. Rolläden vor den Fenstern, die mit Fernsteuerung betätigt werden, Licht, das sich auf Pfeifton oder Händeklatschen ein- und ausschaltet, es fehlt nur noch der automatische Rausschmeißer für den Fall, daß man seine Kreditkarte vergessen hat. Ich werde erleichtert aufatmen, wenn wir unsere Zelte hier abbrechen können.«
»Dafür sind sie billig«, versuchte Zamorra seine Gefährtin zu trösten. »Stell dir vor, was es kosten würde, anstelle des Fernsehgerätes, das uns die neuesten Nachrichten frei Zimmer liefert, einen Herold zu beschäftigen, der über die Gänge pilgert, die Glocke bimmeln läßt und ›Bekanntmachung!!!‹ brüllt…«
»Ich hege ja immer noch die Hoffnung, daß wir bald Kontakt bekommen«, seufzte Nicole. »Sobald Sara in Caermardhin ist, können wir hier verschwinden, und dann möchte ich mich um dieses Auto und die verschwundenen Insassen und die Brandflecken auf der Straße kümmern.«
Zamorra hob statt einer Antwort wieder den Telefonhörer ab und drückte auf die Wahlwiederholtaste. Eine endlos lange Ziffernfolge - Auslandstelefonat - wurde automatisch angewählt. Das entsprechende Gegengerät stand in einer unscheinbaren Blockhütte auf der Insel Anglesey, nördlich von Wales, England. Dort gab es eigentlich keinen wirklichen Telefonanschluß; das Gerät hing auf magische Weise am Netz. Gryf, dem die Blockhütte und das Telefon gehörten, konnte auf diese Weise angerufen werden, wenn jemand die magische Zahlenfolge kannte, und war auf diese Weise in Notfällen erreichbar. Er selbst benutzte das Gerät nicht. Als Silbermond-Druide hatte er das nicht nötig.
Zamorra, Nicole und Ted Ewigk hofften, daß Gryf oder auch Teri, die sich meist bei ihm aufhielten, Sara Moon abholten.
Sie hatten es endlich geschafft, Merlins zur Schwarzen Magie entartete Tochter gefangenzunehmen. Es war ihnen in der Dimension Ash’Caroon gelungen, in die es sie alle zusammen verschlagen hatte, nachdem Ash’Naduur dem Chaos anheimfiel. Nebenbei hatten sie verhindert das die DYNASTIE DER EWIGEN aus der blühenden Welt Ash’Caroon eine lebensfeindliche Ödnis machten. Der Ase Odin hatte eine Schlappe hinnehmen müssen und war spurlos verschwunden. Allerdings mit Ted Ewigks Machtkristall! Durch ein Weltentor hatte sie Ash’Caroon wieder verlassen und die Erde erreicht, waren in New Mexico gelandet. Von hier mußten die Agenten der Dynastie aufgebrochen sein, die versucht hatten, Ash’Caroon umzuwandeln. Und hier hatten sie nach ihrer Rückkehr Sara Moon erwischt…
Ihren Machtkristall hatte Ted Ewigk an sich genommen. Weniger, um Ersatz für den ihm von Odin entwendeten Stérnenstein zu bekommen, sondern allein, damit die ERHABENE der Dynastie ihn nicht benutzen konnte. Der Dhyarra war auf ihren Geist verschlüsselt. Ted hegte die vage Hoffnung, daß er mit der Zeit die Verschlüsselung auflösen und den Kristall sich nutzbar machen konnte, weitaus lieber wäre es ihm aber, eine Möglichkeit zu finden, daß er seinen eigenen Kristall zurückerhielt.
Dazu mußte er aber erst einmal Odin wieder aufspüren. Doch wenn der Wanderer zwischen den Welten sich wieder nach Asgard zurückgezogen hatte, war das mehr als schwierig, wenn nicht sogar unmöglich.
Aber immerhin hatte die Aktion einen großen Erfolg mit sich gebracht: die DYNASTIE DER EWIGEN war jetzt bis auf weiteres ohne Führung. Ted selbst hatte nicht den Ehrgeiz, sich noch einmal an die Spitze dieser Organisation zu stellen. Er hatte es schon damals nicht gewollt, als er in die Rolle des ERHABENEN gezwungen wurde, und er war damals nicht böse darum gewesen, daß Sara Moon ihm diese Macht, die er niemals gewollte hatte, wieder entriß. Nur daß sie ihn anschließend jagen ließ, um ihn zu töten, war aus recht verständlichen Gründen weitaus weniger nach seinem Geschmack. Das war auch der Grund dafür gewesen, daß er selbst nun den Spieß umgedreht und Sara Moon gejagt hatte.
Und nun hatte er sie.
Nun warteten sie alle drei auf eine Möglichkeit, Sara Moon nach Caermardhin zu bringen, in Merlins unsichtbare Burg in Wales. Vielleicht fand Merlin einen Weg, sie auf den richtigen Weg zurückzubringen, den sie hatte verlassen müssen, als ein seit langer Zeit auf ihr lastender Fluch sie böse werden ließ. CRAAHN…
Sie war Merlins Tochter und hatte damit einen unbekannten Teil seiner magischen Macht geerbt. Ihre
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