0442 - Entführt ins Nichts
Mutter war die Zeitlose gewesen, und auch sie hatte Sara Moon Magie vererbt. Wie stark dieses Potential wirklich war, wußte bisher noch niemand zu sagen. Vielleicht wußte es nicht einmal Sara Moon selbst. Immerhin besaß sie alle Fähigkeiten, die auch ›normale‹ Silbermond-Druiden wie Gryf ap Llandrysgryf oder Teri Rheken besaßen.
Und damit sie, wenn schon ihres Dhyarra-Kristalls beraubt, di Fähigkeiten nicht einsetzte und sich von ihren Bezwingern wieder befreite, hielt sie jeweils einer von ihnen im abwechselnden Turnus mit Zamorras Dhyarra-Kristall 3. Ordnung unter Kontrolle. Denn es war hier, in der Zivilisation, schlicht unmöglich, sie ständig in Bewußtlosigkeit zu halten, und auf bewußtseinshemmende Drogen wollte erst recht keiner von ihnen zurückgreifen. Sobald sie aber normal wach war, konnte sie ihre Druiden-Kräfte einsetzen…
So wurde sie mit dem relativ schwachen Dhyarra kontrolliert, dessen Energie immerhin ausreichte. So brauchte niemand sie zu fesseln, sie konnte normal in der Öffentlichkeit auftreten und sich durch das Hotel bewegen. Es mußte eben nur stets jemand sich darauf konzentrieren, sie zu überwachen. Und das war auf lange Sicht lästig; um so lästiger, je länger der Zustand andauerte.
Irgendwann mußte sich doch jemand in Gryfs Hütte auf Anglesey melden!
Zamorra bedauerte, daß er nicht von sich aus eine direkte Verbindung zu Caermardhin aufnehmen konnte. Das ging nur anders herum. Merlin - oder während der Zeit seiner Inaktivität Sid Amos, sein dunkler Bruder, der als Asmodis einmal Fürst der Finsternis gewesen war - meldete sich bei seinen Helfern, wenn ihm der Sinn danach stand. So, wie er es getan hatte, um Zamorra und Nicole hinter Ted Ewigk her nach Ash’Naduur zu senden. Aber sie hatten das Chaos nicht mehr aufhalten können.
Nun, sie hatten Sara Moon.
Und die war ihnen jetzt ein Klotz am Bein. Seit der Fernsehsendung wurde Nicole immer kribbeliger. Sie wollte sich um den Fall kümmern. Schwungvoll erhob sie sich aus dem Sessel, ging zur Icebox hinüber und holte eine kleine Flasche Fruchtsaft aus dem Kühlkasten in der Wand. Fragend sah sie Zamorra an, aber der schüttelte den Kopf, als sie auf die Flasche ›Jack Daniel’s‹ deutet. Für einen Whiskey, so gut er auch schmeckte, war es noch entschieden zu früh am Tag. Und solange sie sich ständig abwechseln mußten, um auf die entartete Druidin aufzupassen, war er mit dem Alkohol noch weitaus vorsichtiger als normalerweise. Schon die geringste Konzentrationsschwäche konnte Sara Moon einen unschätzbaren Vorteil gewähren.
Nicole schenkte sich ein und nahm einen Schluck. Sie löste die Handtücher von Kopf und Hüften. »Blödsinn«, murmelte sie. »Wir sind doch unter uns.« Sie schüttelte den Kopf, das nur noch wenig feuchte Haar flog. »Chef, ganz ohne Scherz: Ich habe nichts anzuziehen.«
»Ich sehe«, sagte Zamorra. Nicole hatte ausnahmsweise recht. Diesmal waren sie ohne großes Gepäck auf Reise durch die Dimensionen gegangen. Sie hatten nur das bei sich, was sie auf dem Leib trugen. Und die Sachen bedurften allmählich einer Reinigung. Für die Zwischenzeit stand aber nichts zur Verfügung.
Nicole ließ sich neben Zamorra auf der Sessellehne nieder und küßte seinen Nacken. »Von unserem letzten Aufenthalt her kenn ich noch eine nette kleine Boutique in El Paso, wo es scharfe Klamotten gibt…«
Zamorra seufzte. »Abgelehnt, zu teuer. Hier in Albuquerque gibt’s auch Boutiquen. Deck dich ein, so wie ich es auch tun werde. Extra nach El Paso zu fliegen, lohnt sich nun wirklich nicht.«
»Wir müssen ja nicht fliegen. Wir könnten ein Auto nehmen…«
»Und dreihundert Kilometer durchs Rio-Grande-Tal hin und zurück?« Zamorra schüttelte entgeistert den Kopf. »Das sind schon sechshundert, und damit sind wir wenigstens einen ganzen Tag unterwegs, und das nur fürs Einkäufen? Himmel, die Boutique muß es dir ja angetan haben… nein, meine Liebe, das bringt’s nicht. Wir fahren oder fliegen nicht nach El Paso - zumindest nicht so lange, wie Sara Moon Mühlstein an unserem Hals spielt…«
***
Drei Männer hatten El Paso verlassen und flogen nach Roswell. Rhet Riker hatte sie ausgesandt, um der mysteriösen Angelegenheit auf U.S.Highway 380 nachzugehen. Sie sollten den Sachverständigen befragen und sich das Fahrzeug, den Sheriff und auch die Spuren am Highway näher ansehen.
»Denken Sie daran, daß es sich um Spuren eines außerirdischen Raumschiffes handeln könnte«, hatte Riker
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