0443 - Aufstand der Zwerge
Ted Ewigk tat. Das war möglich, weil der Dämon Vassago, dessen Zauber Stygia benutzte, zwischen Gut und Böse stand und sich nicht eindeutig einer Richtung zuordnen ließ. Er gehörte dem Höllenreich an, hielt sich aber von allen höllischen Aktivitäten so fern wie möglich und hoffte, eines fernen Tages auf die andere Seite der Macht gelangen zu können.
Dazu würde er das Wohlwollen und die Hilfe mächtigerer Geschöpfe benötigen, als er es war. So versuchte er, sich mit jedem gutzustellen und hoffte und harrte weiter, während Asmodis, dieser Verräter an der Hölle, es aus eigener Kraft fertiggebracht hatte, die Seiten zu wechseln…
Für Stygia bedeutete das alles wenig. Für sie war nur interessant, daß Vassagos Magie die Abschirmung um den ›Palazzo Eternale‹ durchdrang. Die Bilder waren zwar nur verschwommen, aber Stygia sah trotzdem andeutungsweise, was sie sehen wollte.
Und sie registrierte, daß ihr Langzeitplan funktionierte.
Ted Ewigk hatte den Fingernagel mitgenommen!
Im Innern des abgeschirmten Bereichs hatte Stygia keine Möglichkeit gehabt, Ted zu manipulieren. Und der Fingernagel selbst, dieses winzige Stück von Stygia, war selbst nicht stark genug entwickelt, um als schwarzmagisches Objekt vom Schirmfeld abgestoßen zu werden.
Aber vorher schon hatte Stygia jede Gelegenheit genutzt, den Fingernagel zu aktivieren und Ted Ewigk lautlose Befehle einzuflüstern. Er hatte es nicht einmal bemerkt. Aber dieses winzige Stückchen Dämonin hatte nachhaltig dafür gesorgt, daß er es überall mit hinnehmen würde.
Stygia atmete auf. Sobald Ted seine Villa und die Abschirmung verließ, konnte sie über den Fingernagel wieder direkt auf ihn einwirken, und genau das wollte sie auch tun. Nicht einmal die Druidin würde das bemerken. Und wenn Ewigk erst einmal in Laurins Reich war, würde sich heraussteilen, wie gut jener Durchbruch funktionierte, den Lucifuge Rofocale mittlerweile geschaffen hatte.
Das einzige, was ihr nicht gefiel, war der Preis, den Lucifuge Rofocale dafür gefordert hatte und auf den er nun nach seiner Vorleistung Anspruch hatte.
Aber noch war nicht aller Tage Abend.
Möglicherweise würde alles ganz anders kommen.
Jetzt aber fieberte sie darauf, vermittels ihres Werkzeuges Ted Ewigk Zwietracht zu säen. Wenn ihr das gelang, überflügelte sie den Fürsten der Finsternis, diesen Emporkömmling Leonardo deMontagne, den niemand so recht hinnehmen wollte, den jeder im Dämonenreich haßte. Weitere Punkte für Stygia und gegen den Fürsten, der sich schon seit einiger Zeit nicht mehr gezeigt hatte.
Etwas stimmte mit ihm nicht mehr.
Aber das wollte Stygia nicht jetzt ergründen. Jetzt ging es darum, ihren Plan auszuführen.
Ted Ewigk wechselte mit der Druidin von Rom nach Südtirol…
***
Odin sah, wie die Schildmaid ihre Hand nach dem Dhyarra-Kristall ausstreckte, und er wußte, daß er sie selbst nicht daran hindern konnte. Er war nicht schnell genug, um sie noch vorher zu erreichen.
Aber sie durfte den Machtkristall nicht an sich nehmen.
Ihr persönliches Schicksal berührte Odin dabei wenig. Sie erschien ihm als eine tapfere Kriegerin, und wenn sie heldenhaft in Erfüllung ihrer Pflicht, ihrem König zu dienen, starb, dann war ihr in Walhall ein Platz an Odins Tafel sicher, sofern sie an ihn zu glauben gewillt war.
Es berührte Odin auch wenig, daß der eigentliche Besitzer des Machtkristalls einen Magieschock erleiden würde, sofern er überhaupt noch lebte. Odin war da nicht mehr so sicher… Aber dieser Mann war ein Ewiger, und die Ewigen hatte Odin nie gemocht. Was scherte es ihn, wenn jener zur Hel fuhr?
Der Ase selbst würde von dieser Berührung nicht betroffen sein.
Aber zum einen würde es Ärger mit Laurin geben. Odin konnte nicht sicher sein, wie der Zwergenkönig reagierte, wenn seine Schildmaid starb oder dem Wahnsinn verfiel. Und auf keinen Fall wollte Odin sich diesen Kristall einfach so abnehmen lassen.
Er selbst war nicht schnell genug. Aber zwei andere waren es, und die erreichte Odins blitzschneller Gedankenbefehl, nachdem ihm innerhalb eines Sekundenbruchteils diese Gedanken durch den Kopf geschossen waren. Odin war kein normaler Sterblicher, er war ein Ase. Ein Wesen, das von den Menschen vergangener Zeiten für einen Gott gehalten und verehrt worden war. Er dachte anders, teilweise schneller, und er besaß ganz andere Möglichkeiten als die Menschen.
Hugin und Munin, von seinem Gedankenbefehl aufgepeitscht, griffen an! Wie zwei schwarze
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