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0443 - Einer hat den Mord gefilmt

0443 - Einer hat den Mord gefilmt

Titel: 0443 - Einer hat den Mord gefilmt Kostenlos Bücher Online Lesen
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Tag in seinem Labor. Ich brauche ein wenig Entwicklerlösung und zwei oder drei Abzugpapiere. Das ist nicht viel! Hilf mir doch, Eve.« Vor Jahren hatten sie alle drei die gleiche Foto-Fachschule besucht, — Evelyn, die damals noch Evelyn Redson hieß, Harry Writer und John Sander. Zwischen Writer und der Frau hatte es eine kurze Liebelei gegeben, die Writer bald als lästig empfand und beendete. Ein Jahr später heiratete John Sander das Mädchen.
    Ihre Wege trennten sich.
    Später, als Sander schon sein Fotogeschäft in Brooklyn betrieb, und Writer längst auf der Rutschbahn der Erfolglosigkeit abwärtsglitt, hatten sie sich wieder getroffen. John Sander gab sich Mühe, dem anderen auf die Beine zu helfen. Writer glaubte, daß Evelyn in Wahrheit immer noch ihn liebte, und er baute auf dieser Vermutung einen Plan auf, der ihm Sanders Frau und Sanders Fotogeschäft einbringen sollte. Er stürzte Evelyn vorübergehend in heftige Verwirrung. Die ganze Intrige endete damit, daß Sander ihm das Haus verbot.
    Writer spürte das Schwanken der Frau. »Für mich hängt alles davon ab!« drängte er.
    Sie gab den Weg frei. »Ich sollte es nicht tun, Harry«, sagte sie. »Ich weiß nicht, wie ich es John erklären soll.«
    Writer wußte, wo sich Sanders Entwicklungsraum befand. Er hatte oft genug darin gearbeitet. Er schaltete die rote Beleuchtung ein. »Du brauchst mir nicht zu helfen«, sagte er hastig zu Evelyn. »Kümmere dich nicht um mich! Ich beeile mich.«
    Er schob sie aus dem schmalen Raum und schloß die Tür. Er zog die Kamera aus der Tasche, rollte den Film zurück, öffnete die Rückwand und nahm die Filmspule heraus. Er füllte Entwicklerlösung in eine Entwicklerbox für Schmalfilme, befestigte den Film an der Haspel der Box und drehte ihn langsam durch die Lösung.
    Obwohl seine Hände vor Ungeduld zitterten, zwang er sich zu langsamen und gleichmäßigen Bewegungen. Sobald der Film die Entwicklerlösung durchlaufen hatte, entleerte er die Box, füllte sie mit klarem Wasser, spulte den Film zurück, ließ auch das Wasser ablaufen und schüttete Fixativlösung in den Behälter. Ein paar Minuten später ließ er den Film durch die Hände gleiten. Er schaltete die grelle Betrachtungslampe ein, zog den schwarzen, unbelichteten Streifen daran vorbei. Jäh stockten seine Bewegungen. Er starrte auf das erste Bild.
    Writer hatte gelernt, die Deutlichkeit einer Fotografie schon beim Anblick eines Kleinbildnegativs zu beurteilen. Die Aufnahme war gestochen scharf. Mit fliegenden Händen baute Writer die Vergrößerungslampe auf, spannte den Film ein, holte Papier aus einer Schublade, legte es unter das Objektiv und schaltete ein.
    Hintereinander fertigte er drei Vergrößerungen auf Postkartenformat an, warf das Papier in eine flache Schale mit Entwicklerlösung und schaukelte die Schale, so daß die Flüssigkeit wie eine Miniaturbrandung wieder und wieder über die drei Postkarten lief. Die Konturen zeichneten sich ab, füllten sich mit hellen, grauen und schwarzen Tönen.
    Der Fotograf hielt den Atem an. Diese Aufnahme war so perfekt, als wäre sie in einem Filmatelier gestellt worden. Kate Tharns Gesicht zeigte Entsetzen und Schmerz. Der Mörder stand seitlich von ihr, das Gesicht scharf ins Profil gedreht. Writer hielt die Momentaufnahmen eines Mordes in den Händen.
    An der Identität des Mörders gab es keinen Zweifel. Richard Black hatte die Rache eigenhändig vollzogen.
    Ohne es selbst zu merken, begann Harry Writer leise durch die Zähne zu pfeifen. Diese Bilder bedeuteten für ihn einen Wechsel auf die Zukunft, aber sie konnten auch so gefährlich werden wie Dynamit. Mechanisch spülte er die Abzüge und legte sie dann in das Fixierbad.
    Er tastete seine Taschen nach Zigaretten ab, fand keine und verharrte nachdenklich mit den Händen in den Taschen. Das Negativ mußte er sicherstellen. Er durfte es nie bei sich tragen. Solange Richard Black des Negativ nicht besaß, würde der Gangster es nicht wagen, ihm — Harry Writer — den Hals durchzuschneiden. Wo sollte er es unterbringen? Banktresor? Er besaß kein Geld, um ein Fach zu pachten.
    Ein böses Lächeln glitt über seine Lippen. Er nahm den Filmstreifen aus dem Vergrößerungsapparat, rollte ihn zusammen. Aus einer Schublade nahm er eine der üblichen Leichtmetallhülsen, in denen Kleinbildfilme aufbewahrt werden. Er schob die schmale Filmrolle in die Hülse, schrieb auf das Etikett die Initiale seines Namens, ein »H« und ein »W«, ging dann zu einem

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