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0444 - Ich, der Diamanten-Marder

0444 - Ich, der Diamanten-Marder

Titel: 0444 - Ich, der Diamanten-Marder Kostenlos Bücher Online Lesen
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mich herum, als stürze der Himmel ein.
    Ich fühlte keinen schmetternden Schlag, mit dem ich an der Wand zerschellte. Statt dessen riß mir etwas die rechte Wange auf und streifte das Ohr. Dann hörte ich nur noch das gleichmäßige Rollen der Räder und den Fahrtwind. Als ich zögernd die Augen aufmachte, glaubte ich zu träumen, der Tunnel vor mir lag da wie vorhin, schräg und schnurgerade — und schwärz an seinem Ende. Ich lebte noch und hatte nur eine Schramme auf der Backe.
    Die Scheinwerfer brannten noch, und der Wagen rollte weiter. Es hatte keinen großen Ruck gegeben, sonst wäre ich längst heruntergeschleudert worden. Also konnte es sich nur um eine dünne Holzwand gehandelt haben, die wie ein Stück Papier zerfetzt worden war.
    Mein Erstaunen dauerte nicht lange. Ich hangelte mich weiter hinunter, fand mit den Absätzen das offene Seitenfenster und krallte mich mit den Fingern an der Regenrinne am Dach fest. Ganz dicht am Blech schob ich mich hinunter, bis die Füße auf dem Sitz standen. Ich faßte mit einer Hand nach und kroch endgültig in das Führerhaus, ohne abgestreift zu werden. Tief atmend ließ ich mich hinter das Lenkrad gleiten. Ich trat mit aller Kraft auf die Bremse. Der Wagen schien schon etliche Jahre auf den Achsen zu haben, denn die Bremsverzögerung setzte nur langsam ein. Dafür schnupperte ich nach einer Minute den Geruch von verbranntem Asbest. Diese neue Schwierigkeit regte mich nicht weiter auf. Ich trat die Kupplung und warf den dritten Gang hinein, ohne die Zündung einzuschalten. Es krachte im Getriebe, als hätte ich Felsen unter eine Lokomotive gelegt, dann bremste der Motor. Es kreischte ein paarmal, als ich mit der Fußbremse nachhalf. Die Bremsbeläge schienen bis auf die Nieten abgefahren, aber nach etwa hundert Yard stand der Wagen. Ich hob den Blick vom Tacho und rastete augenblicklich die Handbremse ein. Mit aller Kraft stemmte ich mich auf die Fußbremse. Ich hielt knapp drei Schritt vom Abgrund entfernt.
    Der Stollen war zu Ende. Vor mir war ein viereckiger Schacht, der senkrecht in die Tiefe führte und in dem früher ein Fahirstuhl oder Förderkorb verkehrt hatte. Das Ding war verschwunden, die Eisengitter waren abmontiert. Noch ein paar Yard weiter, und der Truck wäre über das Loch gerast, hätte sich zu einem handlichen Paket zusammengeschoben und wäre mit mir wie ein Stein in die Tiefe gesaust. Ein würgendes Gefühl stieg in mir hoch, als ich daran dachte, wie knapp ich meinem Ende entgangen war. Zur Beruhigung steckte ich mir eine Zigarette an.
    Harmlos wie ein Museumsstück stand der Wagen da und rührte sich nicht. Ich warf einen Blick auf die Uhr und stellte fest, daß die Höllenfahrt nur vier Minuten gedauert hatte. Die Zeit war mir wie eine halbe Ewigkeit vorgekommen. Ich rechnete aus, daß ich ungefähr drei Meilen tief im Berg steckte, eine Strecke, die ich jetzt zu Fuß zurücklegen mußte.
    Der eine Scheinwerfer vorn war durch den Aufprall auf die Holzwand halb aüs seiner Befestigung gerissen, ohne daß das Glas zersplittert war. Ich stemmte mich zweimal dagegen, dann hatte ich ihn frei und konnte ihn schräg nach oben drehen. Er leuchtete fast senkrecht den Fahrstuhlschacht aus, der senkrecht nach oben führte. Ein paar armdicke Kabel baumelten herab und verschwanden in der Tiefe. Ich sah die Deckplatte in höchstens hundert Fuß Höhe und die Steigeisen in der Felswand. Die übergroßen Krampen waren leicht zu erreichen und früher wohl für Reparaturen angelegt worden. Statt den Rückweg durch den Stollen zu wählen, kletterte ich senkrecht hinauf, nachdem ich mich überzeugt hatte, daß die Steigeisen weder durchgerostet waren noch morsch in der Wand hingen.
    Es war ein mühseliges Unterfangen, und nach hundertfünfzig Stufen gab ich das Zählen auf. Noch strahlte der Scheinwerfer nach oben und warf meinen Schatten übergroß und verzerrt an die nasse Wand. Irgendwo tropfte monoton Wasser auf Gestein und erzeugte jedesmal ein schmatzendes Geräusch.
    Nur langsam kam der Deckel näher, dem ich mich Schritt um Schritt näherte.
    Nach zweiundzwanzig Minuten war es soweit. Jetzt war noch die Frage, ob der Zugang nicht von außen blockiert war. Dann wdr die Kletterei umsonst gewesen.
    Gespannt drückte ich den Rücken gegen den eisernen Deckel, der die Steigleiter abschloß. Er rührte sich um keinen Zoll, so sehr ich auch preßte. Mit den Händen tastete ich die Halterung ab, fand aber keinen Riegel. Also lag irgendein Gewicht von außen auf

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