0445 - Das Kommandogehirn
Verteidigungsanlagen. Ich habe die Verteidigungsanlagen allerdings niemals gesehen."
„Niemals gesehen ... ?" wiederholte Atlan. „Das klingt, als wären Sie nicht nur einmal auf Titan gewesen."
„Ich war elf- oder zwölfmal dort", sagte Ovaron, „um Spezialausrüstung für meine Geheimdiensttätigkeit auf der Erde zu holen."
„Und das Kommandogehirn hat Sie immer akzeptiert?" warf Dr. Voigt Gosling ein.
Schweigend öffnete der Zweidenker den Magnetverschluß seines linken Ärmels und streifte den Ärmel hoch. Ein fingerdickes, zehn Zentimeter breites Armband kam zum Vorschein. Es schimmerte in einem metallischen Blaurot.
„Mein Kommandoarmband", erklärte der Cappin. „Es enthält unter anderem den Individualimpulsgeber, der den Öffnungsmechanismus des Depots aktiviert. Gleichzeitig weist es mich bei dem Kommandogehirn als eintrittsberechtigt aus."
„Wahrscheinlich arbeitet es auf Sextadimbasis?" fragte Geoffry Abel Waringer mit feinem Lächeln.
Ovaron lächelte zurück.
„Stimmt, Professor Waringer. Aber das hat natürlich nichts damit zu tun, daß ich mich Sextadim-Navigator nenne."
Der Hyperphysiker lächelte noch immer. Seinem Gesicht war nicht anzusehen, welche Gedankengänge hinter der hohen Stirn abliefen.
„Warum müssen wir eigentlich mehr als zweihunderttausend Jahre in die Vergangenheit gehen, um ein paar Gramm Sextagonium cappinscher Produktion zu holen? Ihr Geheimdepot müßte doch auch vor hunderttausend Jahren noch existieren, oder?"
Ovaron blickte den Professor überrascht an.
„Das habe ich mich auch schon gefragt, aber, um die Wahrheit zu sagen: Ich weiß es nicht." Er sah den Großadministrator fragend an. „Sir, haben Terraner jemals ein Depot oder die Überreste eines Depots auf Titan entdeckt?"
Perry furchte die Stirn. An diese Möglichkeit hatte er zwar schon vor zwei Tagen gedacht, sie aber rasch wieder verworfen. Auf dem sechsten Saturnmond war seit dem kosmischen Aufbruch der Menschheit soviel gebaut und verändert worden, daß ein großvolumiger Hohlraum bestimmt längst entdeckt worden wäre. Jetzt wurde er plötzlich unsicher.
„Nein, Ovaron. Aber mir fiel eben ein, daß Sie uns mit Ihrer Sextadim-technik überlegen sind. Falls die notwendigen Impulsaufnehmer und Tastergeräte auf Sextadimbasis arbeiten, war uns eine Anmessung bisher unmöglich."
„Darf ich etwas dazu sagen, Sir?" fragte Dr. Multer Prest mit seiner sanften, leisen Stimme.
„Bitte!" sagte Rhodan.
Der Kosmopsychologe lächelte trübsinnig, was bei ihm allerdings ein Dauerzustand war. Unter gesenkten Lidern hervor musterte er den Cappin.
„Wie ich die Cappins einschätze", erklärte er, ohne die Stimme zu heben, „sind sie viel zu vorsichtig, um sich auf ein solches Risiko einzulassen. Ich könnte mir vorstellen, daß sie das Depot spätestens dann demontierten, als auf der Erde die ersten Raumfahrzeuge erprobt wurden."
„Was sollen diese Spekulationen?" fragte Ovaron verärgert.
„Schön, vielleicht brauchten wir höchstens dreitausend Jahre in die Vergangenheit zu gehen, um das Sextagonium zu erhalten.
Ich weiß es nicht."
Seine Augen hefteten sich auf den Großadministrator und hielten Rhodans Blick fest. Perry keuchte unterdrückt. Es war ihm unmöglich, sich dem Bann dieser Augen zu entziehen.
„Aber ganz gleich, ob Sie dreitausend, zehntausend oder auch zweihunderttausend in die Vergangenheit reisen - Sie würden ohne Sextagonium zurückkehren müssen.
Ich helfe Ihnen nur, wenn Sie mich genau acht Tage vor meiner Ankunft auf Titan absetzen und mich meine eigene Ankunft beobachten lassen!"
„Aber...!" wollte Atlan protestieren.
„Sie täten gut daran, auf Ovaron zu hören, Lordadmiral", warf die Biotransferkorrektorin Merceile ein. „Ich kenne ihn besser als Sie alle ..."
„Na, na, na...!" murmelte Multer Prest.
Merceile lächelte flüchtig und fuhr fort: „... und ich weiß, daß er nicht nachgeben wird. Am besten finden Sie sich damit ab. Ich kann außerdem verstehen, daß Ovaron wissen möchte, wer er eigentlich ist. Sein Plan, das von sich selbst zu erfahren, ist genial."
Ovaron warf ihr einen dankbaren Blick zu.
Perry Rhodan zuckte die Schultern.
„Gut, klammern wir dieses Thema aus. Immerhin war es informativ. Atlan, würdest du dich bitte darum kümmern, daß Professor Kase einen ,Pflegevater" für Anton bekommt? Ich verlasse das Schiff auf Mimas für kurze Zeit, um nach Corello zu sehen."
Der Arkonide nickte. Er fragte auch nicht, ob der Freund dem
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