0445 - Der Mann, der meinen Tod befahl
ein Tonband mit, und die Telefonnummer haben wir auch. Wir werden Humbly in aller Ruhe ausheben.«
Phil sah mich ungläubig an. Deshalb fügte ich hinzu: »Außerdem hatte unsere Zentrale Anweisung, das Gespräch nach dem ersten Satz zu unterbrechen. Und das ist bestimmt geschehen, so daß Humbly deine Warnung nicht mehr gehört hat.«
McLaughlin schleuderte mir die Zigarette vor die Füße. Ich trat sie mit dem Absatz aus und gab Phil ein Zeichen, ihm wieder Handschellen anzulegen.
Der Gangster tobte. Er wurde in die Zelle abgeführt.
Eine Nachfrage bei der Zentrale ergab, daß man den Namen der Kneipe bereits ermittelt hatte und das Gespräch nach dem ersten Satz getrennt worden war, ohne daß McLaughlin etwas merkte.
Ich forderte von der City Police ein kleines Aufgebot von zwanzig Cops an, um das Lokal in der Village zu umstellen und Humbly festzunehmen. Die Vorbereitungen für den Einsatz dauerten eine halbe Stunde. Als wir am Lokal ankamen, war es bereits geschlossen. Außer dem Wirt und zwei Bargirls befand sich niemand mehr im Laden.
Der Wirt leugnete nicht ab, Humbly zu kennen, wußte jedoch nichts von dessen Verbrechen. Wir mußten ihm glauben, weil wir nicht das Gegenteil beweisen konnten.
Der Gangster war einige Minuten nach dem Telefongespräch abgerückt.
Ziemlich mißmutig kehrte ich mit Phil zurück.
Wir schliefen einige Stunden im Aufenthaltsraum unserer Fahrbereitschaft. Dann duschten wir und bestellten in der Kantine ein Frühstück.
Phil besorgte die ersten Zeitungen. Auf den Titelseiten war der Versuch ,Hurricane‘ in großer Aufmachung beschrieben. Einige findige Fotoreporter hatten das Fernsehbild fotografiert, als ich mit vor Schreck geweiteten Augen in die Linse starrte. ,Die Todesstunde von G-man Jerry Cotton' lief in großen Buchstaben quer über die Zeitungsseite.
Die Nachricht von meinem Tode, die ich selbst herausgegeben hatte, war gelaufen. Wir mußten uns dieses Tricks bedienen, um den Gangster George Humbly, der Verbrechen auf Verbrechen begangen hatte, endlich überführen zu können.
Ich trank meinen Kaffee und aß einige belegte Brote.
»Keiner der findigen Reporter scheint deinen Fallschirmabsprung bemerkt zu haben«, sagte Phil, der ebenfalls die Blätter, durchsah.
»Es war dunkel genug geworden. Außerdem sahen alle nur die silbrige Maschine, die ja wenige Sekunden später zum Sturzflug ansetzte und dann nach der Bruchlandung explodierte«, begründete ich. »Außerdem hat mir der Versuchsingenieur auf meine Bitte hin einen Fallschirm aus dunkelblauer Seide besorgt.«
Nach dem Frühstück blieb Phil im Office. Ich verließ das FBI-Gebäude wieder durch den Hintereingang und ließ mich von einem Wagen unserer Fahrbereitschaft zur Mortimer AG nach Brooklyn hinausfahren.
Mr. Morris, der Direktor, erhob sich, als ich eintrat, und er bot mir Platz an. Ich hatte ihn von meinem Besuch informiert, aber nicht mitgeteilt, daß ich ihm die Geheimdokumente zurückbrachte.
Er betrachtete neugierig meine Aktentasche.
»Ich kann Ihnen eine erfreuliche Mitteilung machen«, sagte ich. »In dieser Tasche befinden sich zwei Schnellhefter mit dem Aufdruck Mortimer AG — Geheim.«
Die Hände von Mr. Morris schnellten vor und griffen nach der Tasche. Ich lächelte und nickte ihm zu.
»Selbstverständlich kann ich Ihre Spannung verstehen«, sagte ich, »Sie wollen wissen, ob es tatsächlich die echten Mortimer-Dokumente sind. Packen Sie ruhig aus. Die Akten sind schon auf Fingerprints untersucht worden. Nur einer hat sie in der Hand gehabt — Joe Weider, der den Einbruch unternommen hat.«
Der Direktor zog die Mappe zu sich heran, stellte sie auf seinen Schoß und öffnete sie. Mit zitternden Händen angelte er die beiden Schnellhefter heraus.
»Na, Mr. Morris, sind es Ihre Akten?« fragte ich, nachdem der Direktor eine Weile geblättert hatte.
»Ja, selbstverständlich — nur kann ich nicht sagen, ob es alle Akten sind. Ich werde es aber sofort nachprüfen lassen, denn Sie wollen es wahrscheinlich ebenfalls wissen. Ich bedanke mich. Selbstverständlich wird Ihnen die Belohnung gezahlt, die zur Wiederbeschaffung ausgesetzt war.«
»Danke«, erwiderte ich, »aber ein G-man arbeitet für den Staat und darf solche Belohnungen nicht annehmen.«
Mr. Morris sah mich mit ungläubigem Staunen an.
»Sie dürfen die Zwanzigtausend nicht annehmen?« fragte er.
»Nein, Mr. Morris«, sagte ich. »Übrigens haben wir die Gangster noch nicht, die den Auftrag zum Diebstahl gegeben
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