0445 - Der Mann, der meinen Tod befahl
sah mich an und erkannte mich sofort.
Es dauerte Sekunden, bis sich dieses Erkennen auf den Verstand übertragen hatte.
»Du bist der G-man, den Humbly in die Maschine gebracht hat«, stotterte er.
»Allerdings«, gab ich zu. »Und ich werde mich bei ihm in den nächsten vierundzwanzig Stunden für die Gratisflugreise bedanken.«
»Verdammt, und ich denke, du bist tot.« Er knirschte mit den Zähnen, daß ich um sein Gebiß fürchtete.
»In diesem Glauben werden hoffentlich auch Humbly und die anderen sein.«
»Ja.«
»Wo befindet sich Humbly jetzt?«
Ich erhielt von McLaughlin keine Antwort.
»Er hat dich doch losgeschickt, die echten Mortimer-Akten an Land zu ziehen, nicht wahr? Beinahe wäre es dir auch geglückt. Sie befinden sich tatsächlich in der Aktentasche, die auf dem Tisch liegt.«
Phil sah mich ungläubig an.
»Du wirst uns verraten, wo sich Humbly befindet, damit ich ihn besuchen kann.«
»Von mir erfährst du nichts, G-man. Ich werde mich vielmehr beschweren, daß ihr einen unschuldigen Bürger ein-.sperrt«, zeterte er los.
»Einen Bürger, der Joe Weider ermordet hat«, berichtigte ich ihn.
»Das mußt du mir beweisen!«
»Du hast am Tatort einen Schuh von Nannie Power verloren«, erwiderte ich. McLaughlin verfärbte sich und preßte die Lippen aufeinander.
»Pah, den kann jeder dort verloren haben«, erwiderte er.
»Nein, nur jemand, der einen Schuh zur Reparatur brachte und den anderen in die Tasche steckte, statt ihn einwickeln zu lassen. Als Joe Weider dir entgegenkippte, hast du den Schuh verloren und es nicht bemerkt, weil der Ermordete ihn mit seinem Körper bedeckte. Pech, diese Nachlässigkeit.« Phil hatte sich inzwischen davon überzeugt, daß es die echten Geheimdokumente waren.
Der Doc kam, untersuchte die Wunde des Gangsters und stellte fest, daß es ein verhältnismäßig harmloser Schuß war. Die Kugel hatte die Muskulatur des Unterarms durchschlagen.
Der Arzt entschied, daß er transport- und auch vernehmungsfähig sei.
***
Seit einer Stunde bemühten wir uns, von McLaughlin zu erfahren, wo Humbly mit seiner Gang auf ihn wartete.
McLaughlin lehnte jede Auskunft ab.
Ich verließ für einige Minuten unser Office, um Zigaretten am Automaten zu ziehen. Gleichzeitig führte ich von der Empfangshalle aus ein Gespräch mit unserer Telefonzentrale.
Als ich zurückkam, warf Phil mir einen verstohlenen Blick zu. Dieser Bursche war außergewöhnlich hartnäckig.
»Du hast Joe Weider also im Auftrag von Humbly umgebracht«, sagte ich und setzte mich rittlings auf einen Stuhl, der vor McLaughlin stand.
»Auf Mord steht der ,Elektrische.' Die Beweise für .den Mord sind so eindeutig, daß die Geschworenen keine Sekunde zögern werden, dich schuldig zu sprechen.«
Er sah mich mit einem wütenden Blick an. Aber er blieb stumm.
»Wenn du jedoch mithilfst, Humbly das schmutzige Handwerk zu legen, wird dir das Gericht mildernde Umstände nicht versagen. Du hast dadurch neue Morde verhindert, wenn du auspackst.«
Seine Augen blickten ins Leere. Ich spürte deutlich, wie er anbiß und den Köder schluckte.
»Gut, was verlangst du von mir?« sagte McLaughlin nach zehn Sekunden.
»Du wirst mit Humbly ein Telefongespräch führen und ihm mitteilen, daß du die Dokumente gefunden hast. Mehr nicht — das ist alles«, sagte ich. Phil sah mich überrascht an.
»Und was versprecht ihr mir dafür?« fragte er lauernd.
»Das Gericht wird deine Hilfe zu würdigen wissen«, sagte ich.
»Das ist wenig«, knurrte er, »aber ich sehe ein, mehr Chancen habe ich nicht.«
Ich löste seine Hand aus den Handschellen und rückte den Apparat in seine Nähe.
McLaughlin drehte uns den Rücken zu und wählte eine Nummer. Es dauerte einige Sekunden, bis sich am anderen Ende jemand meldete.
»McLaughlin«, knurrte der Gangster, »gib mir George.«
Wieder verstrichen endlose zehn Sekunden, bis. Humbly an den Apparat kam.
»Hier McLaughlin. Ich habe die Dokumente gefunden, George«, sagte der Gangster, »aber die Polypen haben mich geschnappt. Ich sitze hier im FBI-Gebäude, und sie versuchen mich auszuquetschen. Ende.«
Phil erstarrte zur Salzsäule. Ich lächelte breit und gönnerhaft. McLaughlin warf den Hörer auf die Gabel und wischte sich die Schweißperlen von der Stirn.
»Na, seid ihr jetzt zufrieden?« sagte er.
»Gut gemacht, McLaughlin«, sagte ich, stand auf und bot ihm eine Zigarette an. Der Gangster starrte mich verdutzt an.
»Doch, ausgezeichnet gemacht. In der Zentrale lief
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