0445 - Der Mann, der meinen Tod befahl
Zeit bei uns noch nicht bekannt. Ich forderte einen Kollegen an und erklärte, was er zu tun hatte.
Ich öffnete die Tür und tastete mit dem Fuß nach der stählernen Plattform.
Es war dunkel. Die Tasche trug ich in der linken Hand. Mit der rechten tastete ich am Treppengeländer entlang und stieg langsam die Stufen hinunter.
Je weiter ich kam, desto dunkler wurde es im Häuserschacht. Auf der Plattform des zweiten Stockwerks sah ich nicht mehr die Hand vor Augen. Einen Herzschlag blieb ich stehen. Ich lauschte in die Dunkelheit.
Instinktiv wich ich bis ans Geländer zurück. Diese Bewegung rettete mir das Leben. Denn der Schlag streifte nur mein Ohr und landete auf meiner linken Schulter. Ich ließ die Tasche fallen und stürzte mich in die Richtung, aus der der Schlag gekommen war.
Der (Bursche war auf meinen Angriff vorbereitet. Er hatte das Bein angezogen und versetzte mir einen Tritt gegen den Brustkorb. Ich landete auf dem eisenharten Boden, gab dabei der Aktentasche einen Stoß, daß sie über die Plattformbegrenzung rutschte und auf den Hof klatschte.
Ich schnellte hoch und versuchte gleichzeitig den Gegner zu erkennen. Doch es war nicht möglich. Er mußte sein Gesicht hinter einer schwarzen Maske verborgen haben und außerdem dunkle Handschuhe tragen.
Mein linker Arm hing schlaff herunter. Ich riß die rechte Hand hoch, um die Schläge abzuwehren. Der Bursche zog es vor, die Flucht zu ergreifen. Seine Stiefel trommelten die Treppe hinunter.
Als ich im ersten Stockwerk ankam, jagte, der andere bereits über den Hof. Seine Schritte klangen hohl in der Ausfahrt.
Ich blieb am Fuß der Treppe stehen. Die Tasche war mir wichtiger als die Verfolgung eines Einbrechers, der durch mich gestört worden war. Ich kramte mein Feuerzeug aus der Tasche und setzte es in Gang. Die bläuliche Flamme erleuchtete den Hof im Umkreis von drei Yard.
Ein eiskalter Schauer lief mir über den Rücken. Von der Tasche war nichts zu sehen. Dabei hatte ich ganz deutlich gehört, wie sie auf dem Pflaster aufgeschlagen war.
***
Das Lokal wurde durchsucht. Aber die Suche nach dem Gangster Pit Mc-Laughlin verlief ergebnislos.
Phil war nicht bester Laune, als er den Einsatz abblies und den Sergeant eines Radiocars bat, ihn zur Bayara Street zu fahren.
Als der Wagen von der Center Street in die Bayara Street einbog, war Phil gerade damit beschäftigt, sich eine neue Zigarette anzuzünden.
»Nanu, warum hat der Bursche es denn so eilig?« fragte der Sergeant und fuhr hart an den Bordstein heran. »Der Bursche will doch nicht etwa zur Subway oder zum Flugplatz?«
Phil blies das Streichholz aus und warf es in den Aschenbecher.
»Der Bursche scheint ein reines Gewissen zu haben«, erwiderte mein Freund, »hat uns inzwischen gesehen und kommt trotzdem auf uns zu.«
Der Sergeant nahm Gas weg und fuhr langsam weiter. Noch war der Mann dreißig Schritte von ihnen entfernt. Bis zu diesem Augenblick war er im Sprintertempo gelaufen. Jetzt verfiel er in eine ruhigere Gangart.
»Ich weiß nicht, warum er sich andauernd umdreht«, knurrte der Sergeant.
»Fahren Sie weiter«, sagte Phil, »er darf nicht merken, daß wir ihn beobachten.«
»Okay.« Der Sergeant gab vorsichtig Gas.
Der Mann schien den Wagen der Polizei nicht zu beachten.
Als sie auf gleicher Höhe waren, jagte der Bursche plötzlich wieder los wie ein Olympiasprinter.
»Na, glauben Sie immer noch, daß er es so eilig hat, weil seine Frau zu Hause auf ihn wartet?« fragte der Sergeant.
»Nein. Drehen Sie und verfolgen Sie den Burschen«, sagte Phil.
Mit Vollgas legte der Sergeant den Wagen in die Kurve. Phil riß seine Dienstpistole auf der Halfter und entsicherte sie.
Nach wenigen Sekunden hatte der Sesgeant den Flüchtenden eingeholt und trat auf die Bremse.
Phil stieß die Tür auf und sprang auf die Fahrbahn.
»Stop, FBI!« rief mein Freund, »bleiben Sie stehen und heben Sie die Hände in die Höhe!«
Der Mann war mit zwei Sprüngen an einer Haustür, stieß sie auf und tauchte im Dunkel des Flures unter.
Phil jagte um den Wagen herum, hastete über den Bürgersteig und sprang ebenfalls in den Flur.
Mein Freund sah das'Aufblitzen der Pistole und warf sich im letzten Augenblick aus der Schußlinie. Die Kugel fegte über ihn in die Wand. Phil wälzte sich um seine Achse, erreichte die Wand und richtete sich leise auf. Im gleichen Augenblick jagte der andere durch den Flur. Zwei Schüsse krachten. Die Kugeln zwitscherten Phil an den Ohren vorbei. Mein Freund
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