0445 - Horror-Quiz
ihn!«
»Was hat er Ihnen getan?«
»Er hat mir einen Menschen genommen, den ich liebte.«
»Ihren Mann?«
»Nein, ich war nicht verheiratet. Vielleicht hat der andere gar nicht gewußt, daß ich ihn geliebt habe.« Sie lachte hart auf. »Er hieß Jacques Delormes, war ein bekannter Anwalt mit Praxen in verschiedenen Städten, und ich arbeitete bei ihm als seine Sekretärin oder Assistentin…«
Janine Duc begann nicht nur zu reden. Aus ihrem Mund sprudelte es förmlich hervor. Ich erfuhr die Geschichte so, wie sie sich zugetragen hatte, und ich überhörte auch nicht die Tragik, die in ihren Worten mitschwang. Diese Frau hatte von einer unerfüllten Liebe geträumt. Es war ihr manchmal klar gewesen, daß sie den anderen Mann nie hätte für sich gewinnen können, was ihre Liebe jedoch um keinen Deut schmälerte.
Nachdem sie sich ausgesprochen hatte, ließ ich sie für eine Weile in Ruhe. Sie saß neben mir und hielt den Kopf gesenkt, den Blick starr auf die Füße gerichtet.
»Ich kann Sie verstehen, Janine.«
»Das sagen Sie nur so. Aber glauben Sie mir, ich werde nie aufhören, ihn zu hassen, und ich habe nur noch ein Ziel: ihn tot vor meinen Füßen liegen zu sehen. Er hat einen Fehler gemacht. Er wollte zwar Dokumente verschwinden lassen, was ihm ja auch gelungen ist, aber ich weiß, welche Insel er gekauft hat. Und dort fahre ich hin.«
»Sie ist auch mein Ziel.«
Die Frau drehte den Kopf. Auf ihrer Haut schimmerten Wassertropfen. »Zu zweit sind wir vielleicht stärker. Aber weshalb jagen Sie ihn? Doch nicht auch aus persönlichen Motiven?«
»Nein, das nicht.«
»Ich weiß, Polizisten müssen so etwas aus dem Spiel lassen. Werden Sie mich behindern?«
»Ich werde auf Sie achtgeben.«
»Danke, aber ich komme allein zurecht.«
»Glauben Sie. Van Akkeren ist ein nicht zu unterschätzender Gegner. Er ist brandgefährlich, und er geht über Leichen. Er ist ein Mensch, der sich mit einer anderen Macht verbunden hat.«
Ihre Augen wurden schmal. »Manchmal habe ich gedacht, daß er sogar der Teufel ist.«
»Da liegen Sie gar nicht mal zu sehr daneben.«
»Wer ist er denn wirklich, und was werfen Sie ihm vor?«
»Verbrechen. Mord, Entführung, unter anderem. Wer er wirklich ist…« Ich hob die Schultern. »Meine Güte, das ist eine lange Geschichte.«
»Sie wollen nicht reden.«
»Es hätte keinen Sinn. Nur soviel möchte ich Ihnen sagen. Rechnen Sie mit dem Schlimmsten und auch mit lebensgefährlichen Überraschungen.«
»Ja, die drei Monster kamen auch nicht von ungefähr.«
»Eben.«
»Sie waren echt, nicht? Keine Männer, die Masken trugen…«
»Leider.«
»Wie ist es möglich?«
»Ich deutete vorhin an, daß er mit Mächten in Verbindung steht, die man als Schwarze Magie bezeichnet. Mehr kann ich Ihnen dazu leider nicht sagen.«
Sie räusperte sich. »Allmählich glaube ich es auch. Und er hat eine Insel, auf der er schalten und walten kann, wie er will. Sie gehört ihm, das ist sein Reich.«
»Er ist ein Medien-Mensch«, antwortete ich. »Van Akkeren hat Filme gemacht. Er bezeichnete sich als Regisseur und Grusel-Star.«
»Drehte er Horror-Streifen?«
»Auch. Aber Filme, über deren Inhalt man besser den Mantel des Schweigens decken sollte. Sie waren furchtbar, ich kann darüber kaum sprechen. Und jetzt scheint er sich wieder in diesem Metier zu betätigen, denn seine neue Firma, die er gegründet hat, nennt sich Ocean Broadcasting und hat ihren Sitz eben auf dieser Insel.«
»Strahlt er von dort aus?«
»Ja.«
»Das kostet doch. Er braucht Sendeanlagen…«
»Die waren vorhanden. Wir haben uns erkundigt. Vor einiger Zeit muß es in diesem Gebiet mal einen Piratensender gegeben haben. Die Mitarbeiter des Senders haben die Insel verlassen, aber die Technik dort gelassen. Van Akkeren brauchte sich nur in ein gemachtes Nest zu setzen.«
»Ich will nur van Akkeren!«
»Das will ich auch. Nur müssen Sie erst einmal an ihn herankommen. Im Büro Ihres Chefs haben Sie ihn gesehen, da war es leicht gewesen, ihm gegenüberzutreten, aber jetzt wird er sich abgesichert und geschützt haben.«
»Durch diese Monster, die ich erledigen konnte?«
»Unter anderem. Sollten wir die Insel erreichen, müssen wir bei van Akkeren mit allen Tricks rechnen. Der hat es faustdick hinter den Ohren und hat Unterstützung aus schwarzmagischen Kreisen. Sie dürfen alles machen, ihn aber nur nicht unterschätzen.«
»Das werde ich schon nicht.«
Ich hatte noch eine sehr wichtige Frage. »Wissen Sie
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