0445 - Horror-Quiz
denn, wo die Insel genau liegt?«
»Ja, ich habe alles im Kopf.«
»Wie lange werden wir noch unterwegs sein?«
Sie hob die Schultern. »Das kommt auf die Strömungsverhältnisse an. Aber nicht länger als eine halbe Stunde.«
»Wissen Sie, wie groß die Insel ist?«
»Nicht genau. Sie ist sehr felsig, hat aber Buchten, in die man einlaufen kann.«
»Das ist viel wert.«
Janine Duc stand auf. Sie schaute von oben herab auf meinen Kopf. »Werden wir Partner sein?«
»Ich habe nichts dagegen.«
»Gut.« Sie reichte mir die Hand. »Ich hoffe, daß wir alles heil hinter uns bringen können.«
Dann ging sie zum Unterstand, duckte sich und startete den Bootsmotor. Welch eine Frau! Und doch nicht so ungewöhnlich, denn die Geschichte lehrt uns, daß es oft genug Frauen gegeben hat, die durch ihren Haß Berge versetzen konnten.
Sie fühlte sich anscheinend gut. Ich weniger, denn die Nässe machte mir zu schaffen. Die Kleidung war längst nicht getrocknet.
Sie klebte auf der Haut. Eigentlich hätte ich mich bewegen müssen, was auf dem kleinen Boot jedoch schlecht möglich war.
Auf der Dünung »ritten« wir weiter einem mir unbekannten Ziel entgegen.
Eine Frau und ich gegen van Akkeren. Konnte das gutgehen?
Optimistisch war ich nicht…
***
Der Himmel hatte sich nicht aufgehellt. Noch immer verdeckte das breite Band aus Nachtwolken unsere Sicht auf die Gestirne. Aber es war nicht so dunkel, als daß wir die Insel nicht hätten sehen können, denn vor uns aus dem Meer erhob sich ein gewaltiger, kantiger Schatten, der wie eine riesige Faust aussah, auf deren Spitze ein bläuliches Licht schimmerte.
Dort mußte eine Lampe brennen. Das Licht wirkte in der Dunkelheit wie ein einsam stehender Stern.
Die Meeresbrandung wuchtete gegen die Klippen und die steilen Felsen. Die schwierigste Arbeit lag noch vor uns, denn Janine Duc mußte das Boot durch die Brandung steuern.
Sicherlich hatte das Eiland auch einen Hafen. Aber dort legten wir nicht an.
Mit langsamer Fahrt fuhr unser Boot auf die Brandung zu. Wir wurden praktisch in eine kleine Bucht hineingedrückt, wo sich ein Ministrand befand und Felsen wie Köpfe aus den Fluten ragten.
Ich war zum Bug des Bootes geturnt, hatte mir eine Leine geschnappt und sprang an Land.
An einer Felskante taute ich das Boot fest, das wir anschließend auf den Strand zogen.
Janine hatte ihre MPi mitgenommen. Sie hielt sie in der rechten Hand. Die wasserfeste Jacke trug sie nicht mehr. Das Kleidungsstück hätte sie zu sehr behindert.
»Können Sie gut klettern?« fragte ich.
»Wieso?«
Ich deutete auf die dunkel aufragenden Felsen. Die Wände waren sehr steil. »Da müssen wir hoch.«
»Ich habe einige Urlaube in den Alpen verbracht. Die Wanderungen dort waren auch kein Spaziergang. Wir haben sogar biwakiert. Außerdem mußten wir uns bei manchen Passagen anseilen.«
»Ein Seil fehlt uns hier.«
»Ich habe auch keine Haken an Bord.«
»Versuchen wir es so.«
»Wahrscheinlich wird die Insel überwacht. Wir sollten möglichst in Deckung bleiben.«
»Sie vielleicht, Janine, ich weniger.«
»Wieso?«
»Ich bin angemeldet und ganz offiziell zu van Akkerens Horror-Quiz eingeladen. Er produziert ja auf dieser Insel seine Sendung und strahlt sie von hier aus. Der ist abgebrüht wie kein zweiter.«
»Das wußte ich ja gar nicht.«
»Sorry, ich vergaß, es Ihnen zu sagen.«
Sie wirkte sehr nachdenklich. »Dann hätten Sie ja einen fabelhaften Einstieg.«
»Genau, wobei ich van Akkeren gleich erklären könnte, was mit seinen drei Boten geschehen ist.«
»Dafür wird er Sie killen.«
Ich hob die Schultern. »Rechnen muß man mit allem.«
»Bei einem Quiz kann man doch was gewinnen.« Sie hielt mich am Arm fest. »Was ist hier der erste Preis?«
»Möglicherweise ein Ehrenplatz in der Hölle«, erwiderte ich sarkastisch und wechselte das Thema. »Noch etwas, Janine, halten Sie sich bitte zurück, so gut es geht.«
»Das kann ich nicht versprechen.«
»Sie wollen doch weiterleben?«
»Manchmal ist mir das egal.«
Ich sah sie an, schüttelte den Kopf, holte meine lichtstarke Leuchte hervor und suchte nach einem Aufstieg.
Wir hatten Glück, denn der Strahl glitt in einen Spalt hinein, der wie ein Pfad aussah. »Den nehmen wir«, entschied ich.
Sie ließ mich vorgehen. Es war stockfinster. Ich brauchte die Lampe, denn wir mußten über am Boden liegendes Geröll klettern, so daß unser Weg ziemlich beschwerlich wurde.
Wenig später mußten wir klettern. Es ging
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