0445 - Horror-Quiz
sich vor ihr aufbaute.
Ohne genau zu wissen, was geschehen würde, ahnte Janine, daß es der Anfang vom Ende war.
Und es stieg aus der Wolke wie Phönix aus der Asche. Ein grauenvolles Wesen, die Inkarnation des Bösen, das Sinnbild der Menschen, das sie für den Tod genommen hatten.
Es war das Skelett, bewaffnet mit einer gewaltigen Sense, die es umklammert hielt. Die bleichen Knöchel der Hände hoben sich scharf von dem dunkleren Sensengriff ab.
Es stand nicht aufrecht, der Rücken war gebeugt, so daß Janine die einzelnen Wirbel genau abzählen konnte.
Sie dachte an ihren toten Chef. Man hatte ihn ermordet. Keiner hatte genau gewußt, wie Delormes ums Leben gekommen war. Die Ärzte hatten von Schnittwunden gesprochen, die man dem Toten angeblich durch Messer zugefügt hatte.
Nein, es waren keine Messer gewesen. Janine wußte es besser.
Man hatte ihn durch die Sense umgebracht, denn Delormes hatte ebenfalls die Karte mit dem Tod erhalten.
Der Rauch verflüchtigte sich. Er trieb mit flatternden Bewegungen davon wie löchriger Nebel, so daß Janines Blick jetzt frei auf die Gestalt fallen konnte.
Ein Skelett sollte zu ihrem Mörder werden!
Noch stand es zu weit weg. Als es einen Schritt vorging, wirkten die Bewegungen zögernd und marionettenhaft.
Der Schlag aber war es nicht.
Plötzlich fuhr die Sense in einem Halbkreis durch die Luft, und Janine hörte das pfeifende Geräusch, als sie etwa eine Armlänge über ihren Körper hinweg vorbeistrich.
Sie verkrampfte sich, denn sie ahnte, daß der nächste Schritt der alles Entscheidende sein würde.
Ihr Gesicht war zur Maske erstarrt. Die kalte Todesangst zeichnete sich in ihren Zügen ab. Nur die Lippen bewegte sie. Sie erinnerten dabei an nervös flatternde Lider.
Worte konnte sie nicht mehr formulieren, die fehlten ihr einfach, denn der Schrecken ließ sie verstummen.
Und wieder schlug das Skelett zu.
Diesmal wischte die Sense so dicht an ihrer Stirn vorbei, daß sie das Gefühl hatte, einige ihrer Haare wären mitgenommen worden.
Der dritte Hieb würde tödlich sein.
Das Skelett beugte sich noch weiter vor. In diesem Moment schaute Janine dem Tod im wahrsten Sinne des Wortes ins Gesicht.
Sie sah das fürchterliche Gebein, die leeren Augenhöhlen, die klaffende Mundöffnung und auch das Loch in der Mitte, wo einmal eine Nase gesessen hatte.
Der Schlag kam von der linken Seite. Ein wuchtiger Hieb, in den die mörderische Gestalt noch einmal alles hineingelegt hatte.
Janine sah die Klinge blitzen. Plötzlich stand der Schrei in der Luft.
Zitternd und schrill.
Abrupt hörte er auf.
Die Frau konnte nicht mehr schreien.
Ihre Rachetour war beendet!
***
Und meine würde unter Umständen beginnen, denn von Akkeren war verschwunden. Er hatte sich in der Qualmwolke verzogen und dem Werwolf den Platz überlassen.
Noch trennte uns die Scheibe, aber das Monster beugte sich bereits vor.
Es hatte sowieso schon ein schreckliches Gesicht. Als es seine Fratze jetzt gegen die Scheibe preßte, wurden die Züge zu einer breiten und breiig wirkenden Masse, in der das Maul als verzogenes, dunkles Oval klaffte.
Rechts und links des Schädels lagen die beiden Pranken am Glas.
Breite Tatzen mit scharfen und gekrümmten Nägeln, die große Wunden reißen konnten.
Ich wich keinen Schritt zurück, fragte mich aber, ob der Werwolf tatsächlich die Kraft besaß, um die Scheibe zu zerstören.
Noch starrte er mich an. Das Fell auf seinem muskulösen Tierkörper schimmerte braunrot, und als sich die Muskelstränge spannten, wußte ich, daß etwas geschehen würde.
Ja, er drückte die Scheibe an.
Seine Kraft mußte immens sein.
Ich sah keine Risse im Glas, es ging alles blitzschnell, so daß ich kaum die Zeit hatte, mich zurückzuwerfen.
Mit einem lauten Knall platzte die Scheibe auseinander. Gewaltige Glasstücke segelten mir entgegen. An den Rändern so scharf, daß sie einen Kopf abtrennen konnten.
Ich lag am Boden, rollte mich zur Seite, bekam trotzdem noch etwas von dem mörderischen Segen ab, denn einiges davon prallte auf meinen Rücken, wo es dann abrutschte.
Ewig liegenbleiben konnte ich nicht, denn ein stampfendes Geräusch erklang, als der Werwolf seinen ersten, wuchtigen Schritt tat und auf mich zukam.
Diesmal schnellte ich hoch. Leider blieb mir nicht die Zeit, meine Beretta zu ziehen, die Bestie hechtete schon vor, so daß ich mich vor ihren Pranken nur durch einen ebenfalls gewaltigen Sprung in Sicherheit bringen konnte. Ich flog ziemlich flach
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