0446 - Der Fluch aus dem Grab
für meine Freunde und Kollegen zum Abgewöhnen war. Ich hatte Suko natürlich von unserem Plan berichtet, und er hatte sich auf Janes Seite gestellt.
»Aber es ist nichts passiert«, sagte ich am späten Mittag des zweiten Tages.
»Gut Ding braucht Weile. Dann kann alles noch kommen, John.«
Ich winkte ab. »Hör auf, Suko. Ich habe eher den Eindruck, dass dieser Miles Banion seine Sachen gepackt hat.«
»Das glaube ich nicht.«
»Und weshalb nicht?«
»Mein Gefühl sagt es mir.«
Ich stand auf und wanderte durch das Zimmer. »Dein Gefühl. Dafür kann ich mir nichts kaufen.«
»Du denkst doch sonst anders, John. Wie oft hast du dich auf deine Gefühle verlassen?«
»Ja, dann waren es auch meine.« Ich klemmte mich wieder auf den Stuhl. »Wenn ich darüber nachdenke, dass ich Jane die Frist eingeräumt habe und sie noch nichts von sich hat hören lassen, wird mir ganz anders, verdammt.«
»Soll ich Kaffee bringen?« Glenda Perkins, wegen der Hitze in Shorts und dünnem bunten T-Shirt gekleidet, stand an der Tür.
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, das ist mir zu heiß.«
»Okay.«
Wieder schaute ich auf die Uhr. Der Mittag war längst vorbei, und meine Chancen sanken allmählich. Mir blieb noch die Hoffnung auf den Nachmittag. Auch dort erfüllte sie sich nicht.
Gegen 17.00 Uhr fuhr ich nach Hause. Im Wagen staute sich die Hitze.
Hunger hatte ich keinen. Deshalb lehnte ich auch Shaos Einladung zum Abendessen ab.
Unter die Dusche ging ich trotzdem und nahm das Telefon mit. Aber auch da läutete es nicht.
Während zahlreiche Menschen darangingen, den Abend im Freien zu genießen, tigerte ich in meiner Wohnung auf und ab und wartete auf Janes Anruf.
Der kam auch.
Ich hielt den Hörer kaum in der Hand, als ich ihre Stimme hörte. Sie klang so fröhlich, was mich noch zusätzlich ärgerte. »Verdammt, Jane, weißt du, was ich durchmache?«
»Ich kann es mir vorstellen.«
»Toll, aber du lebst. Ist immerhin etwas.«
»Und ich habe etwas erreicht.«
»Was?«
»Ich war zweimal bei ihm, und ich glaube, sein Vertrauen zu haben. Am heutigen Abend wird er mich empfangen und zu dem Haus führen, wo ich meine Todessehnsucht stillen kann.«
»Zu Banion House also?«
»Das siehst so aus, John.«
Ich atmete tief durch. »Das ist natürlich die Chance«, sagte ich. »Da kann ich zupacken.«
»Aber übertreibe nichts.«
»Nein, nein. Kannst du mir eine Uhrzeit nennen?«
»Tut mir leid. Ich habe erst bei ihm eine Sitzung. Dann wird er mich zum Haus schicken.«
»Und er geht selbst nicht mit?«
»Ich weiß es nicht, John.«
»Okay.« Ich nickte, obwohl sie es nicht sah. »Wie dem auch sei, ich werde auf dich oder euch in der Nähe des Hauses warten. Die Adresse vergesse ich nie mehr.«
»Ja, das kann ich mir vorstellen. Bis später, John. Wir schaukeln das schon.«
Bevor ich ihr noch etwas sagen konnte, hatte sie den Hörer wieder aufgelegt.
Beruhigter war ich trotz des Anrufs nicht geworden. Hoffentlich nahm Jane das nicht alles zu sehr auf die leichte Schulter. Ihre Stimme hatte mir einfach zu siegessicher geklungen. Oft genug kam das dicke Ende dann nach…
***
Jane Collins schaute auf das rechte Schild neben der Haustür an der alten Stuckfassade.
Miles Banion - Ratgeber und Tiefenpsychologe Wer sich so betitelte, musste es eigentlich nötig haben, und Jane Collins konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Um den Tiefenpsychologen besuchen zu können, musste man klingeln.
Jane tat es. Die dunkel gebeizte Tür des alten Hauses konnte während des Summtons aufgedrückt werden, und Jane betrat den herrlich kühlen Fliesenflur des Hauses.
Er war auch ziemlich breit und halbhoch gekachelt. Die breiten Stufen der Steintreppe brauchte sie nicht zu benutzen, Miles Banion wohnte im Erdgeschoß.
Die ehemalige Hexe kannte das Ritual bereits. Sie musste vor der Tür stehenbleiben. Durch das Guckloch wurde sie gemustert, und erst als Banion sich sicher fühlte, öffnete er.
So wie jetzt.
Jane konnte die Wohnung betreten, in der Banion auch gleichzeitig seine Praxis untergebracht hatte. Ein Zimmer mit einer Couch, einem Schreibtisch und drei gepolsterten Stühlen.
Es lag in der rechteckigen Diele gleich rechts neben der Eingangstür.
»Ich heiße Sie sehr willkommen, Jane.« Der bärtige Mann mit den geheimnisvollen Augen reichte ihr die Hand. »Heute wird sich ja alles entscheiden. Kommen Sie, die Couch ist schon für Sie vorbereitet, meine Liebe.«
»Danke.« Jane nickte ihm zu.
Galant hielt ihr
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