0446 - Der Fluch aus dem Grab
erhängt oder erstochen. Sie alle gingen für ihn in den Tod. Für Miles Banion. Er ist faszinierend.«
»Dann hat er den gleichen Namen angenommen wie der Hexer!« stellte ich fest.
»Uns berichtete er von einer Nachkommenschaft. In seinen Adern fließt das Blut der Banions. Er hat uns auch das Grab öffnen lassen, und wir haben den Schädel gesehen. Als wir ihn Banion übergaben, erklärte er uns, dass er nun die Macht in den Händen hielte und er sie mit uns teilen würde. Es war der Besuch aus dem Grab. Er sollte zu einer Rache aus dem Grab werden. Wir sollten uns keine Sorgen machen, da wir von nun an unter Miles Banions Schutz stünden.«
»Er hat euch reingelegt.«
Jerry nickte. »Vielleicht, aber noch ist nicht aller Tage Abend. Ich habe ihm oft gegenübergestanden. Er ist unheimlich. Von ihm geht etwas Zwingendes aus, das ich auch nicht erklären kann. Aber dieser Mann hat eine große Macht.«
»Die wir brechen können. Beschreibe uns den Weg zum Haus.«
»Es liegt am westlichen Stadtrand von London. Noch hinter West Kensington. Heathrow ist auch nicht allzu weit weg. Das Haus steht zwar in einem bewohnten Gebiet, aber dort sieht es ländlich aus, so dass es einsam wirkt. Miles Banion hat früher darin gewohnt, und seine Kraft befindet sich im Schädel.«
»Der Schädel steht wo?«
»Im Haus.«
Ich hatte genug gehört, war allerdings sauer, dass Miles Banion durch den Anruf gewarnt worden war. Deshalb mussten wir meiner Ansicht nach rasch handeln.
Ich griff zum Hörer und wählte eine zweistellige Nummer. Von Jerry wurde ich misstrauisch beobachtet. Ich sagte nicht viel, als er aber die Worte »Ihr könnt ihn abholen«, hörte, sprang er plötzlich hoch.
»Reingelegt habt ihr mich!« schrie er. »Ich habe euch alles erzählt, und jetzt kommt das dicke Ende.«
Ich starrte ihn an, schüttelte den Kopf und lächelte dabei. »Glaubst du denn, ich hätte dich laufenlassen.«
»Du hast es versprochen, Bulle.«
»Nein, ich habe nur von einer eventuellen Strafmilderung gesprochen. Dabei bleibe ich auch.«
Er holte tief Luft. Bevor er sich seine Antwort überlegt hatte, stießen zwei kräftige Beamte die Tür auf, die den Rockerchef in die Mitte nahmen und abführten.
An der Tür drehte er sich noch einmal um und bedachte uns mit wilden Blicken.
Jane und ich blieben zurück.
»Das war mehr, als wir erwarten konnten«, sagte die ehemalige Hexe und lachte.
»Stimmt.«
»Willst du ihn dir holen?«
»Du nicht?«
»Doch, aber ich habe einen bestimmten Plan, der besser ist als deiner, denn du sitzt schon auf dem Sprung.«
»Las hören.«
Jane Collins ließ sich Zeit und schenkte zunächst einmal Wasser nach.
Sie trank langsam, verzog das Gesicht, weil das Zeug inzwischen zu warm war, und meinte: »Wir sollten jetzt auf keinen Fall zu Banion House fahren.«
»Wann denn?«
»Möglicherweise in einigen Tagen.«
»Das ist unmöglich.«
»Bestimmt nicht. Ich gehe von folgender Problematik aus. Irgendwann müssen diese Selbstmörder einmal Kontakt mit dem Hexer bekommen haben. Wie das vor sich gegangen ist, weiß ich nicht, aber der Rocker wird mir sicherlich einiges darüber sagen können. Und wenn ich es weiß, nehme ich Kontakt mit Miles Banion auf.«
»Und dann?«
»Werde ich eine von den Personen spielen, die sich in seine Fänge begibt.«
»Weißt du eigentlich, wie gefährlich das ist?«
»Ein bisschen schon. Hast du einen besseren Vorschlag?«
»Wir könnten hingehen und ihm auf die Bude rücken. Ich würde ihn mir schon vorknöpfen.«
»Banion ist gewarnt worden, vergaß das nicht. Wenn aber einige Tage Ruhe herrschen, fühlt er sich bestimmt sicher. Und ob er mich kennt, ist fraglich.«
»Jane, du hast einen Ruf«, widersprach ich. »In gewissen Kreisen kennt man dich verdammt gut. Wenn Miles Banion ein Hexer war und sein Nachfolger einer ist, wird er sich auch auf dem Gebiet der Hexenmagie auskennen. Er wird die Namen von Personen wissen…«
»Das ist doch nicht tragisch.«
Ich schüttelte den Kopf. »Sorry, Jane, aber jetzt verstehe ich dich wirklich nicht.«
»Ich werde bei ihm mit der Tür ins Haus fallen und mich sogar als ehemalige Hexe zu erkennen geben, die einen Ruf erhalten hat.«
»Welchen Ruf?«
»Aus dem Jenseits«, erklärte sie mir mit leiser Stimme. »Ich habe den Ruf meiner ehemaligen Herrin erhalten, zu ihr zu kommen. Das wäre doch was, oder nicht?«
Ich strich über meine Stirn. Natürlich, der Plan war gut, aber er erschien mir zu gefährlich. »Du begibst
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