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0447 - Der Drachen-Meister

0447 - Der Drachen-Meister

Titel: 0447 - Der Drachen-Meister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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hatte selbst Julian noch nichts davon gewußt. Sein Vater hatte damals dafür gesorgt, daß Julian nicht erfuhr, wie der Versteckwechsel vonstatten gegangen war. Erst als Professor Zamorra in der Höhle auftauchte, war das Geheimnis auch Julian offenbart worden. Aber da hatte die Begegnung mit der Dämonin, von der auch seine Eltern nichts ahnten, längst stattgefunden.
    Julian zog sich ins Bad zurück, erfrischte sich, kleidete sich an und suchte dann den Frühstücksraum auf. Er war spät dran; die anderen waren längst fertig. Aber Zamorra war noch da, Julians Vater und der Reporter. Julian ließ sich an seinem Platz nieder. Der alte Mann in seiner gestreiften Weste tauchte auf und brachte frischen Kaffee. Es war für Julian ein eigenartiges Erlebnis, bedient zu werden. In der Dschungelwildnis hatte es so etwas nie gegeben. Aber da waren sie ja auch allein in der Einsamkeit gewesen. Hier wimmelte es von Menschen. Ihre Anzahl bedrückte ihn nicht; er gewöhnte sich sehr schnell daran. Schließlich hatte er von Anfang an gewußt, daß es außerhalb des Verstecks eine Bevölkerung von einigen Milliarden Menschen gab.
    Julian fühlte die Blicke der anderen auf sich gerichtet. Er sah den Reporter an, über den er sich nicht völlig klar war. Er sollte deutscher Abkunft sein und in Italien leben. Aber an ihm war etwas, das ihn zusätzlich noch einer anderen Gruppierung zuordnete. An ihm war etwas Befremdliches, aber auch etwas Vertrautes. Sekundenlang glaubte Julian abermals die Dämonin in seiner Nähe zu spüren. Im gleichen Augenblick zuckte dieser Ted Ewigk kaum merklich zusammen. Nur Julian registrierte es.
    Und dann registrierte er noch etwas.
    Zamorra hielt etwas in der Hand.
    Eine Hornschuppe des Drachen.
    ***
    Stygia fühlte, wie sie übergangslos von einer starken Kraft gepackt wurde. Noch ehe sie reagieren konnte, erschien eine Hand in ihrem Blickfeld.
    Die rechte Hand eines Mannes. Sie ballte sich zur Faust und traf Stygia, stieß sie von dem breiten Ast, auf dem sie kauerte. Die Dämonin schrie auf, stürzte, versuchte sich festzuhalten. Funken sprühten. Der Schock ließ sie ihre Hände wieder öffnen. Sie konnte sich nirgends festklammern und stürzte ab. Neben ihr sauste das Abhörgerät in die Tiefe, schlug auf den Waldboden und zerbarst. Stygia federte ihren Aufprall ab und suchte nach ihrem Gegner, um zurückzuschlagen.
    Da tauchte er vor ihr auf.
    Ein hochgewachsener, düsterer Mann, dessen rechte Hand fehlte. Stygia starrte den Armstumpf an, und dann umklammerte bereits die Hand, die sie vom Baum gestoßen hatte, ihren Hals.
    Sie versuchte sich zu befreien, aber es gelang ihr nicht. Die Hand ließ nicht locker.
    Stygia keuchte. So etwas war ihr noch nie passiert. Langsam ging sie in die Knie, unfähig, sich zur Wehr zu setzen. Sie röchelte, sank vornüber. Endlich lockerte die Hand ihren Griff. Sie ließ los und schwirrte durch die Luft, um sich mit dem Armstumpf des Mannes zu verbinden.
    Stygia hustete. Sie war nicht in der Lage, sich wieder aufzurichten. Fassungslos starrte sie den hochgewachsenen Mann an, der sie praktisch vom Baum gepflückt hatte. Sie kannte ihn nicht. Sie spürte seine Aura nicht, und doch verfügte er über eine starke, dämonische Magie.
    »Wer… wer bist du?« stieß sie heiser hervor.
    »Du bist Stygia, nicht wahr?« fragte er. Seine Augen waren tief schwarz.
    Als Stygia schwieg, hob er seine Hand. Er machte eine schnelle Armbewegung. Und im nächsten Augenblick saß die Hand schon wieder an Stygias Hals, ohne daß der Unheimliche sich ihr auch nur um einen weiteren Schritt genähert hatte. Sie keuchte verzweifelt. Die Hand ließ los und kehrte an den Armstumpf zurück.
    Plötzlich begriff sie.
    »Asmodis«, stieß sie hervor. »Du bist Asmodis.«
    Der Verschollene, der einmal Fürst der Finsternis gewesen war! Belial und dann Leonardo deMontagne waren seine Nachfolger geworden; Belial hatte sich nur ein paar Tage halten können. Von Asmodis hieß es, Zamorras Gefährtin habe ihm in Ash’Naduur mit einem Zauberschwert die rechte Hand abgeschlagen, und der Schwarzzauberer Amun-Re habe Asmodis eine neue künstliche Hand geschaffen - eine Hand, die er einen Gedanken weit schleudern konnte und die getrennt von seinem Körper dennoch nach seinem Willen auch aktiv werden konnte.
    »Was auch immer du hier tust«, sagte Asmodis. »Ich rate dir: vergiß es. Es ist besser für dich. Verschwinde und komme nie wieder hierher. Dies ist mein Revier. Hier bestimme ich. Du störst

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