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0447 - Der letzte auf dem Todesstuhl

0447 - Der letzte auf dem Todesstuhl

Titel: 0447 - Der letzte auf dem Todesstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
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wenig an seinen Geschäften, und so war ich auch über alle Umstände seines Todes informiert. Als Sie zum zweitenmal entkamen, schickte ich Jessica mit der Story von Don zu Ihnen, um Ihren Verdacht auf einen anderen zu lenken. Ich fürchtete, meine Stimme wäre Ihnen bekannt vorgekommen.«
    »Sie hätte mir bekannt Vorkommen sollen. Irgend etwas mit meinen Ohren muß nicht in Ordnung sein. Wo befindet sich Harper?«
    »Durchaus möglich, G-man, daß Sie ihn in wenigen Minuten Wiedersehen, sobald ich Sie auf die große Reise geschickt habe. Er ist allerdings schon seit einigen Stunden unterwegs.«
    »Welches Geschäft haben Sie mit ihm abgewickelt?«
    »Ein wunderbares Geschäft. Es brachte siebzigtausend Dollar Reingewinn, wenn ich die Unkosten für einige Kugeln unberücksichtigt lasse, aber belasten Sie Ihr Gehirn nicht mehr mit irdischen Dingen. — Gute Fahrt, G-man!«
    »Nicht hier, Ralph!« schrie Jessica Webman. »Ich will nicht, daß die anderen Schnüffler hier auftauchen, irgendeine Spur finden und mich festnehmen. Ich will nicht hochgehen.«
    »Der Bursche ist gefährlich wie eine Wildkatze. Ihn zu transportieren ist so gut, wie ihn sofort laufenzulassen. Er entkam mir, obwohl Rugger und Drugh mit im Wagen saßen.«
    »Auch er kann nichts gegen eine Pistole machen.«
    »Vorläufig trägt er selbst noch eine unter der Achsel.«
    Sie fauchten sich gegenseitig an wie wütende Katzen. Ich hatte den Eindruck, daß Sparring nichts gegen den Willen der Frau tun würde.
    Jessica Webman schob sich von hinten an mich heran. Sie griff von der Seite her unter meine Achsel und fischte den 38er aus der Halfter. Dabei achtete sie sorgfältig darauf, Sparring nicht ins Schußfeld zu geraten.
    »Ich hole den Wagen, und wir schaffen ihn durch den Hinterausgang weg.«
    Der Krawatten-Vertreter zog den seegrünen Vorhang zurück. Jessica Webman stieß mir den Lauf der eigenen Pistole in den Rücken. »Vorwärts, G-man!« Sparring blieb immer vier oder fünf Schritte vor mir. Er zog den goldfarbenen Vorhang zurück, schaltete das Licht im Raum dahinter ein, und Jessica Webman zog hinter sich den Vorhang wieder zu.
    Ich hoffe, Sie erinnern sich, daß ich kein Kleid im Verkaufsraum des Modesalons sah, als ich ihn zum erstenmal aufsuchte. Nun, der Raum hinter dem goldfarbenen Vorhang diente als Lagerraum. Auf langen fahrbaren Gestellen hingen einige hundert Kleider aller Sorten und aus allen nur erdenklichen Stoffen. Ein Wandregal, das bis zur Decke reichte, war vollgestopft mit weißen Schuhkartons. An der anderen Wand waren Hutkartons aufeinandergestapelt. Zwei Schminktische und große Spiegel verrieten, daß der Raum gleichzeitig als Garderobe für die Mannequins diente.'
    Jessica Webmann ging um mich herum zu einer Stahltür und zog den Riegel zurück. Kalte Nachtluft wehte herein und ließ die Kleider an den Gestellen leise schaukeln. Die Frau huschte hinaus.
    Ich wußte, daß ich die Zeit ausnutzen mußte. Obwohl einer der beiden Gangster eine Frau war, besaß ich keine Chance, wenn beide ihre Waffen auf mich richteten.
    »Ich möchte rauchen«, sagte ich. »Kann ich mir eine Zigarette nehmen?«
    »Nein«, sagte Sparring kalt. »Wenn Sie die Hände in die Taschen schieben, schieße ich.«
    »Meine Kollegen werden wach werden, wenn es hier drinnen knallt! Für mich ist es dann zwar zu spät. Für Sie aber auch, Sparring. Wir sollten beide noch eine letzte Zigarette rauchen.«
    Er verzog den Mund. »Bluff!«
    Ich zuckte die Achseln. »In vier oder fünf Minuten werden Sie erfahren, daß ich nicht bluffe. Dann wird nämlich nicht Ihre schöne Jessica, sondern mein Kollege in der Tür stehen.«
    Ich streckte den Arm aus. Jede Muskelfaser meines Körpers war zum Sprung gespannt. Wenn er den Kopf drehte, würde ich springen.
    Er ließ sich nicht bluffen. Er wandte den Kopf nicht. Taugten seine Nerven mehr, als ich annahm?
    Ich blickte auf den Finger am Abzug, schob die Hand in die Jackentasche und fischte das Zigarettenpäckchen heraus. Trotz seiner Drohung schoß er nicht. In dieser Sekunde wußte ich, daß ich es schaffen konnte. Ich klopfte mir die Zigarette heraus, steckte das Päckchen wieder in die Tasche und holte das Feuerzeug heraus. Er ließ es geschehen.
    Ich rauchte zwei, drei Züge. »Warum haben Sie sich auf solche harten Geschäfte eingelassen, Sparring?« erkundigte ich mich. »Sie müssen doch auch an Ihren Schlipsen eine Menge verdient haben!«
    Ich blickte an ihm vorbei auf das dunkle Rechteck der Türöffnung.

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