0447 - Der Terraner und der Gläserne
nicht antwortete.
Ich lachte rauh.
„Bestimmt nicht, Stimmbrüchiger! In dieser Zeit hat mein Volk noch nicht existiert."
Er starrte in die Schlucht, die nach wie vor verlassen unter uns lag. Auf der einen Seite wurde sie vom Schatten der Berge verdunkelt. Wir konnten nicht weit in sie einsehen; die vielen Windungen versperrten uns den Einblick.
„Ob sie uns freundlich gesinnt sein wrrrerden?"
Ich hob die Schultern.
„Wer will das sagen? Das Robotgehirn innerhalb der Station ist bisher zurückhaltend gewesen. Es ließ uns relativ viel Freiheit. Ich hoffe, daß wir daraus Rückschlüsse auf die Mentalität seiner Erbauer ziehen können."
„Wrrrarum gehen wrrrir dann nicht hinab und stellen uns?" fragte Merkosh scharfsinnig.
„Sollten wir das deiner Ansicht nach tun?"
Er streckte beide Beine von sich und stieß ein paar Felsbrocken über den Rand des Plateaus.
„Ich wrrreiß nicht, wrrras wrrrir tun können", gestand er. „Aber ich gebe zu, daß ich froh bin, dich in meiner Nähe zu haben."
Niemals zuvor hatte seine Stimme so angenehm in meinen Ohren geklungen.
„Das gilt auch für mich", sagte ich fröhlich. „Ich bin froh, daß ich in einer solchen Situation nicht allein bin. Verdammt froh, Bohnenstange."
„Gaahk-gaahk-gaahk!"
Obwohl es ein zufriedenes Lächeln war, trieb mir dieses Geräusch erneut einen eiskalten Schauer über den Rücken.
„Sie müssen jetzt unmittelbar vor der Schlucht sein", sagte ich und beugte mich über das Ortungsgerät.
„Wrrras?" brummte Merkosh, der nicht verstanden hatte.
Ich deutete auf das Ortungsgerät.
„Da! Die beiden Fahrzeuge sind zum Stillstand gekommen. Sie stehen vor der Schlucht. Ich möchte wissen, warum sie nicht näher herankommen. Man könnte glauben, daß sie mißtrauisch sind."
Merkosh beugte sich so weit über die Felsen, daß ich ihn festhielt, um zu verhindern, daß er aus dem Versteck kippte.
„Wrrrarum sollten sie mißtrauisch sein?" fragte er erstaunt.
„Schließlich ist es ihre Station."
Ich antwortete nicht, aber meine Gedanken arbeiteten fieberhaft.
Gehört die Station wirklich jenen Wesen, die sich ihr so vorsichtig näherten? Oder waren die Ankömmlinge Gegner der Erbauer dieser Station?
„Wrrras sollen wrrrir jetzt tun?" Merkosh richtete sich wieder auf.
„Ich bin dafür, daß wrrrir nach unten fliegen und uns umsehen."
Ich schüttelte den Kopf.
„Nein, wir bleiben hier und warten ab. Es wird bald etwas geschehen, denn die beiden Fahrzeuge bleiben bestimmt nicht ewig am Eingang der Schlucht stehen."
„Wrrrenn wrrrir sie nur sehen könnten", seufzte Merkosh. „Ich bin sehr aufgeregt."
Ich klopfte ihm beruhigend auf den Rücken.
„Du mußt dich zurückhalten, Stimmbrüchiger."
Auf dem kleinen Bildschirm des Ortungsgeräts entstand eine Bewegung. Ich zuckte zusammen.
„Eine der Maschinen fährt los!" stellte ich fest. „Seltsam! Die andere bleibt am Eingang der Schlucht zurück."
„Sie sind wrrrirklich sehr vrrrorsichtig", bestätigte der Oproner mit einer Stimme, die in einer anderen Umgebung eine Steinlawine ausgelöst hätte.
Bedeutete das Zurückbleiben des zweiten Fahrzeugs nicht, daß die Unbekannten mit dieser Station nicht vertraut waren?
Ich wurde immer nervöser.
Beinahe ziellos wanderte der zweite kleine Leuchtpunkt über den Bildschirm. Die Maschine bahnte sich einen Weg durch die zahlreichen Windungen der drei Kilometer langen Schlucht.
Ich warf einen Blick zur Hauptschleuse der Station hinab. Dort blieb alles ruhig. Das Tor öffnete sich nicht. Es tauchten auch keine Roboter auf.
Die Entwicklung war besorgniserregend. Ich hatte mit einer baldigen Klärung der Zusammenhänge gerechnet, aber die Sache wurde immer mysteriöser.
Merkosh rührte sich nicht. Er kniete hinter den Felsen und starrte angespannt in die Schlucht hinab.
Das zweite Fahrzeug mußte jeden Augenblick auftauchen.
Doch es hielt noch einmal kurz an. An Bord schien man nachzudenken.
Worüber?
Welche Probleme hatten die Fremden an Bord des Beibootes?
Wenn es überhaupt ein Beiboot war!
Das Fahrzeug nahm seine Fahrt wieder auf.
Wenig später bog es um die letzte Kurve und rollte auf die Station zu.
Fast stockte mir der Atem. Mein Herzschlag beschleunigte sich und meine Hände ballten sich zu Fäusten.
„Das ... das...", brachte ich hervor. Merkosh war so in die Beobachtung des Fahrzeugs vertieft, daß er mich nicht hörte.
Das war auch gut so, denn meine Erregung klang schnell wieder ab und wich einer tiefen
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