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0447 - Der Terraner und der Gläserne

Titel: 0447 - Der Terraner und der Gläserne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wollen.
    „Knobeln?" Sein Rüssel zuckte mißtrauisch vor und zurück.
    „Wrrrillst du mich wieder betrügen?"
    Ich bückte mich und hob einen kleinen Stein auf.
    „Ich werde diesen Stein in eine meiner Hände legen", erklärte ich dem Oproner. „Du mußt raten, welche Hand es ist. Gelingt dir das, folge ich dir in die Schlucht. Andernfalls mußt du mit zum Hügel hinauf. Einverstanden?"
    „In der Tat, Robrrrinson der Zwrrreite."
    Ich erschauerte. Schnell legte ich beide Hände auf den Rücken und ließ den Stein fallen. Jeder fünfjährige Knirps terranischer Abstammung würde meinen Trick durchschauen, aber Merkosh hatte noch niemals zuvor mit einem Terraner gespielt. Es war zu bezweifeln, ob auf Opronos solche Spiele überhaupt bekannt waren.
    Ich zog meine Hände hervor und streckte sie ihm entgegen.
    Er zögerte lange, dann berührte er meine Rechte.
    Ich öffnete sie und zeigte Merkosh die leere Handfläche.
    Gleichzeitig tat ich so, als würde ich mit der linken Hand das Steinchen wegwerfen.
    „Pech gehabt, Gläserner! Wirst du mir folgen?"
    Er unterdrückte seine Enttäuschung.
    „In der Tat."
    Jetzt schämte ich mich meiner Handlungsweise. Zum erstenmal hatte er mir vertraut, und ich hatte ihn betrogen. Fast hätte ich verraten, wie ich ihn überlistet hatte, doch ich dachte noch rechtzeitig an die Komplikationen, die sich daraus entwickeln würden.
    „Komm!" sagte ich heftig. „Wir wollen nicht länger warten."
    Seite an Seite flogen wir an der Steilwand entlang nach oben.
    Zum erstenmal, seit wir uns kennengelernt hatten, besaßen wir ein gemeinsames Ziel. Mir wurde warm bei dem Gedanken, daß Merkosh und ich vielleicht doch noch gute Freunde werden würden. Möglich war schließlich alles. Wenn er vernünftig blieb, konnte ich mich vielleicht sogar an seine Stimme gewöhnen.
    Die im Schatten liegende Felswand blieb unter uns zurück. Aus dieser Höhe hatten wir einen Einblick auf eine große Trockeneisebene. Wir flögen über der Steilwand dahin und suchten nach einem geeigneten Landeplatz.
    Merkosh entdeckte ein kleines Plateau, das von Felszacken umgeben war.
    „Dort!" rief er. „Wrrf ir können uns vrrrerstecken und gleichzeitig die Schlucht beobachten."
    Noch immer voller Schuldbewußtsein, stimmte ich zu. Wenn er erstaunt war, daß ich diesmal nichts an seinem Vorschlag auszusetzen hatte, dann zeigte er es nicht.
    Wir landeten in unserem neuen Versteck und machten es uns bequem. Ich beobachtete das Ortungsgerät. Es würde uns zeigen, wann sich jemand der Station näherte.
    Merkosh gähnte. Bei ihm hörte sich das an wie das Gebrüll eines Raubtiers.
    „Ich bin hungrig", eröffnete er mir. „Es wrrrird Zeit, daß ich etwrrras zu essen bekomme."
    Ich umfaßte meinen Helm mit beiden Händen. Auch das noch! dachte ich.
    „Nahrung ist nur unten in der Station. Dorthin können wir jetzt nicht zurück."
    „Ich bin aber hungrig", beharrte er. „Ich kann nicht wrrrarten."
    Ich stieß einen Fluch aus. Mit dieser Bohnenstange hatte man nichts als Schwierigkeiten. Bei seiner Figur war es zwar verständlich, wenn er großen Appetit entwickelte, aber er hätte sich ein bißchen beherrschen sollen.
    „Man wird dich in der Station festhalten, Merkosh", prophezeite ich ihm.
    „,Gaahk-gaahk-gaahk! Ich brauche nicht in die Station. Einen Teil meiner Nahrungsvorräte habe ich unten in mein Vrrersteck gebracht."
    Ich wappnete mich mit Geduld.
    „Was hätte das für einen Sinn, wenn du das Zeug jetzt holst, Gläserner? Du könntest es nicht essen. Dein Anzug ist nicht so konstruiert, daß du durch ihn Nahrung aufnehmen kannst."
    Er sah mich hilflos an.
    „Es wrrräre zumindest ein beruhigendes Gefühl, das Essen hier oben zu haben."
    Mit einem Seufzer lehnte ich mich zurück. Merkosh entwickelte manchmal eine unmenschliche Logik. Es war sinnlos, ihm zu widersprechen, denn von seinem Standpunkt tat er das Richtige, zumal er in den meisten Fällen nach dem Gefühl und nicht nach dem Verstand entschied.
    „Wann willst du losfliegen?"
    „Am besten sofort." Er richtete sich auf. Gegen den Hintergrund des Saturnhimmels sah er wie eine Gestalt aus einem Gruselfilm aus.
    Ich warf einen Blick auf das Ortungsgerät und zuckte zusammen.
    „Bleib um Himmels willen hier, Merkosh! Jemand nähert sich diesem Gebiet."
    Er ließ sich neben mir nieder und beobachtete das ovale Gerät mit den darin eingelassenen Skalen und Anzeigen.
    „Du suchst nur einen Grund, um mich hier festzuhalten, Terraner!" warf er mir

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