0448 - Der Nebel-Henker
nach Nässe. Ein kühler Wind frischte auf. »Dann wird’s wohl diese Nacht keinen Nebel geben«, brummte Lanart. »Der Wind fegt ihn doch sofort auseinander.«
Als hätte der Wind das gehört, ebbte er überraschend ab.
»Kommen Sie«, bat Lanart und ging voraus. Sie folgten ihm zu viert. Zamorra ging neben ihm her. »Hoffentlich spricht sich jetzt schnell genug herum, daß Sie Lencouaqc wieder verlassen, Monsieur Polizist. Wenn der Täter wirklich unter den Einwohnern zu suchen ist, wird er sich nun wieder sicher fühlen. In Wirklichkeit sollten Sie heimlich wieder zurückkommen. Deshalb habe ich in der Kneipe laut den Vorschlag gemacht, daß sie nach Bordeaux zurückführen…«
Lanart blieb stehen. »Sieht aus, als wären Sie ein pfiffiges Kerlchen. Ich weiß zwar immer noch nicht so ganz, wie ich Sie einschätzen soll, aber… das wird Ihnen bei mir nicht viel anders gehen, oder?«
Zamorra grinste in der Dunkelheit und nickte bedächtig. »Offene Karten, Monsieur.«
»Den lassen Sie weg und nennen mich Pierre.«
»Bei mir bleibt’s bei Zamorra. Was anderes steht nicht in meinem Paß«, behauptete der Parapsychologe. »Darüber haben sich schon viele gewundert, aber mich stört es nicht mehr.«
»Ich habe da noch eine andere Idee«, sagte Lanart. »Ich bleibe selbst hier im Ort, und jemand von Ihnen fährt meinen Wagen weg. Die alte Knatterkiste ist so auffällig wie Ihr Nobel-Hobel. Wenn ich damit wieder zurückgeknattert komme, weiß doch jeder, daß ich wieder da bin.«
»Das ist eine gute Idee«, sagte Nicole. »Jemand von uns fährt den Dienstwagen aus dem Ort, stellt ihn sicher ab, und ein anderer holt den Fahrer wieder zurück. Nur, Sie haben dann keine Möglichkeit mehr, sich über Funk mit Ihrer Dienststelle in Verbindung zu setzen.«
»Das Funkgerät läßt sich mit zwei Handgriffen ausbauen. Vielleicht packen wir es in Ihren BMW. Den Strom bekommt es über den Zigarettenanzünder. Das ist alles kein Problem. Der Funk ist das einzige Stück High-Tech in diesem vorsintflutlichen Vehikel, das man mir mitgegeben hat. Soll zum dörflichen Charakter passen, hat Rainier gesagt. Aber so vergammelte Kisten hat hier nicht mal der ärmste Bauer:«
»Okay, ich fahre Ihr Auto weg. Ich stell’s ein paar Kilometer entfernt ab und komme dann zurück«, bot Monica Peters an. »Ich wollte schon immer mal einen Polizeiwagen fahren.«
»Ich hole dich ab«, sagte Nicole.
»Wieso? Ein Spaziergang kann mir gut tun.«
»Aber nicht, wenn dieser Frauenmörder unterwegs sein könnte!« protestierte Zamorra. »Da bewegt sich keiner von euch allein draußen, ist das klar?«
»Na gut«, seufzte Monica. »Also keinen Abendspaziergang übers freie Land.«
Wenig später hatten sie die Stelle erreicht, an der das zweite Mordopfer gefunden worden war. Nur ein paar Dutzend Meter von der ersten Stelle entferrt und genau in der Richtung auf den Ort, an dem das Amulett eine Kraftquelle angezeigt hatte!
»Straße der Mörder«, murmelte Nicole. Jetzt endlich kamen sie und die Zwillinge dazu, Zamorra von ihrer Entdeckung und dem leider mißlungenen Sondierungsversuch zu berichten. Auch Pierre Lanart hörte aufmerksam zu. »Und so etwas können Sie tatsächlich mit Ihrem… äh, Amulett feststellen? Ist das so etwas Ähnliches wie ein Pendel oder eine Wünschelrute?«
Zamorra holte die Silberscheibe hervor und reichte sie dem Polizisten. Lanart betrachtete Merlins Stern eingehend und gab ihn kopfschüttelnd zurück. »Fühlt sich eigentlich ganz normal an. Ich hatte es mir anders vorgestellt.«
Zamorra hakte das Amulett wieder an seine Silberkette, die er um den Hals trug, und ließ es unter dem Hemd verschwinden. »Was nun?«
»Wir schicken Ihren Wagen fort und unterhalten uns noch ein wenig über die Ermittlungen«, schlug Zamorra vor. »Währenddessen können wir uns die Gegend hier mal etwas näher ansehen.«
»Wir machen das zu dritt. Da sind wir weniger gefährdet als zu zweit, und ihr Männer werdet ja wohl nicht angegriffen werden«, meinte Nicole.
Lanart zog den Mantel aus, reichte ihn erst Uschi, die ihn an Monica weitergab; die beiden Mädchen waren äußerlich nicht voneinander zû unterscheiden. Seltsamerweise wußte nur Nicole auf Anhieb, mit welcher der beiden Schwestern sie es jeweils zu tun hatte. Selbst Rob Tendyke, der ja nun schon seit längerer Zeit mit ihnen zusammenlebte, hatte Schwierigkeiten, die beiden auseinanderzuhalten, da sie meist auch noch gleiche Kleidung trugen.
Lanart händigte auch
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