0448 - Der Nebel-Henker
rangierte ihn rückwärts neben der Straße in eine Feldzufahrt und schaltete den Motor aus. Das entnervende Hämmern verstummte. Wenn der Wagen länger hier stehen blieb und am anderen Morgen ein Bauer ausgerechnet auf dieses Feld wollte, war das natürlich ärgerlich. Aber das würde schon nicht passieren. Hier stand der Wagen auf jeden Fall besser als am Straßenrand.
Das blonde Mädchen öffnete die Tür. Die Innenbeleuchtung sprang an In ihrem matten Schein löste Monica das Funkgerät aus der Halterung, zog das Stromkabel von der Steckdose und nahm den Antennenfuß vom Dach. Dann interessierte sie sich noch einmal für das Blaulicht und ging dem Kabel nach. Vielleicht würden sie ja unter Umständen nicht nur das Funkgerät, sondern auch die Rundumleuchte benötigen. Das Kabel endete in einer weiteren Steckdose und ließ sich leicht abziehen. Dann fand Monica auch den Schalter: ein schmaler Stift direkt an der Leuchte selbst.
»Perfekt«, murmelte sie.
Sie stieg aus, schloß die Autotür und stellte sich mit ihrem »Gepäck« an den Straßenrand. Nicole mußte doch mit dem BMW jeden Moment aus dem Nebel auftauchen, der sich über die Landschaft gesenkt hatte.
Daß sie sich in tödlicher Gefahr befand, ahnte Monica Peters nicht einmal…
***
»Was zum Teufel soll das werden?« murmelte der heimliche Beobachter im Selbstgespräch. Auf seinem Streifzug durch die dunklen Straßen hatte er den Mann entdeckt, der mitten auf der Straße hockte und eine leicht funkelnde Silberscheibe in den Händen hielt.
Es mußte der Mann sein, der vor dem Gasthaus vor ein paar Stunden einigen Wirbel und einen Polizeieinsatz ausgelöst hatte. Und im Hintergrund drückte sich Lanart in den Schatten herum!
Vorhin schon hatte sich der Beobachter darüber gewundert, daß die beiden blonden Mädchen mit dieser Scheibe irgend etwas angestellt hatten. Aber was, war ihm nicht klar geworden. Es sah aus, als würden sie mit einem eigentümlichen Instrument etwas ausmessen wollen. Vielleicht war das ein Metalldetektor, und sie waren auf Schatzsuche?
Aber warum sollte hier jemand auf Schatzsuche gehen? Der Beobachter schalt sich einen Narren ob seiner blühenden Fantasie. Trotzdem fand er nicht heraus, was dieser hochgewachsene Mann mit der Silberscheibe tat, und vorhin war er an einer weiteren Beobachtung gehindert worden, weil eine der Frauen ihn entdeckt hatte und er flüchten mußte.
Niemand durfte ihn sehen!
Und dann setzte der Mann sich langsam in Bewegung. Etwas unsicher, wie ein Betrunkener. Er ging auf den Bach zu… tauchte in den Nebel ein…
***
Die Sicht hatte sich verschlechtert; der Nebel schluckte auch die Geräusche wie Watte. Langsam begann Monica Nicole und ihrer Schwester entgegenzugehen. Sie versuchte auch telepathischen Kontakt mit Uschi aufzunehmen. Es konnte doch nicht so lange dauern, hinter dem betagten Dienstwagen her zu kommen! Daß Nicole erst umständliche Glassplittersuche betrieben hatte, daran dachte Monica nicht.
Verblüfft blieb sie stehen. Wieso konnte sie mit Uschi keinen Kontakt aufnehmen? So weit voneinander entfernt waren sie doch auch nicht, daß die Telepathie erlosch! Dazu mußten sie schon ein gehöriges Stück Entfernung mehr zwischen sich haben als diese paar Kilometer bis nach Lencouaqc.
Aber da war nichts mehr! Nicht einmal das Gefühl, mit der Zwillingsschwester eng verbunden zu sein! Irritiert- versuchte Monica, auch mit Nicole in geistige Berührung zu kommen, die ja immerhin auch schwache telepathische Fähigkeiten besaß. Aber auch hier stieß Monica ins Leere. Als sie dann auch die beiden Druiden, die im Château Montagne sein mußten, und den Wolf Fenrir nicht erreichen konnte, kroch die Angst in ihr hoch.
Angst um Uschi, nicht um sich selbst! Sollte der BMW im Nebel einen Unfall haben und Uschi tot sein? Etwas anderes konnte Monica sich nicht vorstellen, denn ihre Schwester konnte unmöglich in diesen paar Minuten eine so große Entfernung zurückgelegt haben, daß die Verbindung abriß und auch die Telepathie, die nur gemeinsam funktionierte!
Unwillkürlich stöhnte sie auf. Sie spürte den dringenden Impuls, zu laufen, zu rennen - dem BMW entgegen, der vielleicht in einer Kurve im Graben oder vor einem Baum lag! Vielleicht konnte sie noch helfen…
Aber dann lief sie doch nicht vorwärts.
Etwas war in ihrer Nähe. Etwas Unheimliches. Lautlos tauchte es wie ein Schatten aus den Nebelschwaden auf. Monica sah eine drohende Bewegung! Instinktiv schleuderte sie Funkgerät
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