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0448 - Der Nebel-Henker

0448 - Der Nebel-Henker

Titel: 0448 - Der Nebel-Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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wirkt.«
    Lanart lächelte. »Darüber reden wir später, falls es nötig wird. Im Moment nützen mir diese Angaben noch nicht viel. Alt und böse, zu tief gewartet… von wem ist dabei die Rede?«
    »Das wollen wir eben herausfinden«, sagte Zamorra. »Vielleicht gibt es in der Geschichte Lencouaqcs etwas, das uns weiterhilft.«
    »In Lencouaqc hat es nie irgend welche Spukgeschichten gegeben«, mischte der Wirt sich ungefragt ein. »Keine Höhen und keine Tiefen, sogar der Krieg ist ziemlich weit an uns vorbeigegangen, weil es hier einfach nichts zu holen gab. Hier ist nie etwas von Bedeutung passiert. Diese beiden Morde haben uns aus unserer beschaulichen Ruhe gerissen, und das gefällt keinem von uns so richtig. Hier ziehen langsam rauhe städtische Sitten ein. Erst die Morde, dann beinahe ein…« Er unterbrach sich und grinste Zamorra etwas unglücklich an. »Und dann ein Wissenschaftler von einer Universität! Nee, das ist alles nichts Gutes für uns…«
    »Wie sieht es mit Hexenprozessen aus?« fragte Lanart mit hochgezogenen Augenbrauen. »Hat es die hier vielleicht einmal gegeben?«
    Der Wirt zuckte mit den Schultern.
    »Hexenprozesse hat es wohl überall gegeben, aber sicher mehr in den großen Städten als hier bei uns. Mir ist jedenfalls nichts bekannt. He, Jacques, weißt du, ob es hier mal Hexenprozesse gegeben hat? Die Polizei will’s wissen!«
    Jacques erhob sich aus einer Rommé-Runde und schlurfte heran, ein graubärtiges Individuum unbestimmbaren Alters. Jacques konnte sowohl achtzig als auch hundertachtzig Jahre zählen…
    »Hexenprozesse? Nee. Hier doch nicht. Hier gab es nie Hexen, also gab es auch keine Hexenprozesse. Wann soll denn das gewesen sein? Im Mittelalter? Das wüßte ich aber! In den großen Städten, ja, da haben die Scheiterhaufen gelodert, auch in Mont-de-Marsan oder in Pau und Toulouse… aber doch nicht hier! Das hätte uns gerade noch gefehlt! Wir in Lencouaqc haben schon im Mittelalter unsere Ruhe haben wollen.«
    »Himmel, muß das hier langweilig sein!« entfuhr es Monica. »Kann man in einem Ort, wo so wenig passiert, denn überhaupt leben? Hier möchte ich nicht begraben sein!«
    »Vorsicht, du Großstadtpflanze, sonst gibt dir der Wirt nichts mehr zu trinken!« warnte ihre Schwester sie schmunzelnd.
    »Wenn Ihnen die beschauliche Ruhe unseres schönen Ortes nicht zusagt, wird niemand Sie daran hindern, wieder zu verschwinden, Mademoiselle«, brummte Jacques, machte auf dem Absatz kehrt und schlurfte zu seinen Freunden zurück, um weiter zu spielen.
    »Also nichts, gar nichts…?« grübelte Lanart. »Auch kein vergrabener Schatz, an dem ein Fluch haftet?«
    »Verfluchte Schätze gibt’s nicht, Monsieur«, behauptete der Wirt. »Oder glauben Sie im Ernst an so einen blühenden Unsinn? Sie wollen doch einen brutalen, heimtückischen Mörder finden, und nicht einen Abenteuerroman erfinden!«
    »Manchmal ist die Wirklichkeit spannender als ein Abenteuerroman«, lächelte Lanart. »Schade, daß ich meinen Auftrag für diese Nacht so gut wie vergessen kann, aber das hat Inspekteur Rainier sich verdient. Mich hierher zu schicken, damit ich mir die Nacht um die Ohren schlage, nur weil er glaubt, heute sei es wieder soweit, daß der Mörder zuschlüge… wie denn, wenn sich keine Frau mehr allein auf die Straße traut? Und nach dem Polizeirummel, den wir in den letzten Tagen hier veranstaltet haben, ist der Mörder doch erst mal untergetaucht und schlägt erst wieder zu, wenn er sich sicher fühlen kann… !«
    Er nahm noch einen kräftigen Schluck.
    »Nachdem ich mich nun öffentlich als Polizist enttarnt habe, weil ich Ihnen helfen mußte, Professor, weiß natürlich jeder über meine Identität Bescheid. Und wenn der Mörder wirklich unter den Bewohnern des Dorfes zu finden ist und nicht jemand, der von außerhalb kommt, dann wird sich längst bis zu ihm herumgesprochen haben, daß wieder mal ein Polizist hier aufpaßt.«
    »Da ist was dran«, brummte der Wirt. »So ein Pech aber auch.« Es klang nicht einmal spöttisch.
    Zamorra berührte Lanarts Schulter. »Können Sie mir nicht, ehe Sie wieder nach Bordeaux zurückfahren, noch die Stelle zeigen, an der das zweite Mordopfer gefunden wurde?«
    »Was? Jetzt?« wunderte Lanart sich.
    »Es regnet doch nicht mehr, und die Dunkelheit stört mich nicht besonders. Ich habe Katzenaugen.«
    Etwas zäh willigte Lanart ein. Sie zahlten ihre Getränke und verließen die Schankstube. Der Himmel war wolkenverhangen, und die Luft roch

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