0448 - Heroin für reiche Ladies
schnellen, verächtlichen Blick zu. »Etwas Dümmeres konnten Sie sich wohl nicht einfallen lassen?«
»Sie werden die Nachricht in der Morgenpresse finden. Er ist erstochen worden.«
»Wo?«
»Im Hause Socony Road 114.«
»Ich glaube Ihnen kein Wort! Sie wollen mich nur veranlassen, gegen ihn auszusagen!«
»Das wird Ihnen nicht erspart bleiben, Hollogan. Wir haben Sie in der Zange. Miß Jerill dient uns dabei als Zeugin der Anklage. Es ist nicht das einzige Delikt, für das Sie sich zu verantworten haben. Ein Mordversuch kommt hinzu. Es macht Ihre Lage nicht leichter, daß Sie auf FBI-Beamte schießen wollten.«
»Polypentricks!« schnaufte er verächtlich.
»Im Augenblick untersucht Lieutenant Harper vom 3. Morddezernat den Fall«, sagte ich. »Sie werden Gelegenheit bekommen, noch in dieser Nacht mit ihm zu sprechen.«
»Ist Joe wirklich tot?« fragte Hollogan und musterte mich scharf.
»So tot wie Ihre Zukunft als Manager des Scotch-Clubs!« versicherte ich ihm.
Er blickte mich an. Seine Augen flackerten boshaft. Er machte einige halblaute Bemerkungen, die sich auf die Aversionen bezogen, die er gegen die Polizei im allgemeinen und das FBI im besonderen hatte.
»Ich habe niemals von Joe oder einem anderen Rauschgift bezogen«, behauptete Hollogan.
»Und was ist mit Jinx Jerill?« fragte ich.
Er zuckte die Schultern. »Eine gute Freundin. Sie kam oft zu mir, um zu koksen. Zu Hause ging das wohl nicht. Ich glaube, sie teilt ihte Bude mit einer Freundin. Ich hatte nichts dagegen, daß sie bei mir mal Pause machte. Ich kann Kokser zwar nicht ausstehen, andererseits bin ich tolerant, und bei Jinx hatte ich das Gefühl, daß sie's nur aus Neugier tat.«
»Jinx hat uns das anders erzählt.«
»Wundert Sie das?« fragte er. »Okay, wahrscheinlich hat sie versucht, mich anzuschwärzen! So sind nun mal die Weiber. Undankbar und hinterhältig. Aber was bedeutet das schon? Ich stehe zu meinen Worten. Jinx' Aussage steht gegen meine.« Er sah plötzlich zufrieden aus. Er schien sich auf diese Linie festlegen zu wollen. »Sie beschuldigt mich nur, um ihren Lieferanten nicht preisgeben zu müssen!« behauptete er. »Man weiß doch, wie die Kokser Vorgehen! Aus Angst, sie könnten an das Zeug nicht mehr ‘rankommen, decken sie zunächst einmal ihre Lieferanten! Dabei ist ihnen jede Lüge und Verunglimpfung recht!«
***
»Danke, stimmt«, sagte der Mörder und strich die achttausend Dollar ein, die der schwergewichtige Mann mit unbeweglicher Miene vor ihn hingezählt hatte. »Du weißt, daß ich immer für dich da bin, Jamaica«, fügte der Mörder hinzu.
»Schon gut, laß uns jetzt allein«, schnaufte der Dicke am Schreibtisch. Er hieß Ralph Dibberson, aber aus Gründen, die niemand recht zu erklären wußte, nannte man ihn in der Unterwelt allgemein nur Jamaica.
Dibberson wartete, bis der Mörder den Raum' verlassen hatte, dann legte er die Hände mit den kurzen, gedrungenen Fingern aneinander und sagte: »Ich stehe selbstverständlich zu meinem Versprechen, Boys. Ihr habt auf meine Karte gesetzt und keine Fehler gemacht, als es darauf ankam, Sheppard einzukreisen. Er hat bis zuletzt nicht gewußt, daß ihr auf meiner Zahlliste steht.«
Die Männer schwiegen. Solange ein Syndikatboß vom Rang und Einfluß Dibbersons sprach, hielt man am besten den Mund. »Es hat mir einen Heidenspaß gemacht, von euch zu hören, wie sehr er sich um den Aufbau einer Konkurrenzorganisation bemühte«, - fuhr Dibberson fort. »Er ist dabei nicht mal unklug vorgegangen. Ich hätte ihn gern in meiner Organisation beschäftigt, aber davon wollte er ja leider nichts wissen. Er war sicher, in eigener Regie mehr Geld verdienen zu können.«
Die Männer sagten noch immer nichts. Ihnen war nicht anzumerken, ob Dibbersons Monolog sie anödete, oder ob sie seinen Äußerungen mit dem Respekt lauschten, den Dibberson stets verlangte.
»Okay, ich werde euch schon in den nächsten Tagen oder Wochen für den einen oder anderen Job einsetzen«, versprach der Syndikatsboß. »Es bleibt bei meinem Versprechen. Ihr werdet bei mir mehr verdienen, als Sheppard euch hätte zahlen können.«
Difoberson öffnete eine Zigarrenkiste und nahm sich eine helle Virginia heraus. Er beschnüffelte sie kritisch, dann steckte er sie in Brand. Er rauchte sie mit der Muße eines Mannes, der über unendlich viel Zeit verfügt. »Ihr könnt gehen«, sagte er.
Die Männer zögerten. Sie sahen sich kurz und fragend an. Dann machten sie kehrt und gingen
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