0448 - Heroin für reiche Ladies
hinaus. Dibbersons graublaue Augen folgten ihnen mit der leisen spöttischen Menschenverachtung, die ein Teil seines Wesens war.
Die Männer wurden im Erdgeschoß des großen Zwanzig-Zimmer-Hauses bereits erwartet. Clark Fenthill, Dibbersons Manager und Stellvertreter, saß in der Hausbar, bereit, die neuen Mitarbeiter zu begrüßen.
Die Männer tauten auf, als sie sich zu Fenthill an den Teakholztresen setzten. Eine Musikbox spielte. Der Whisky war gut, er löste die Verkrampfung der letzten Stunden.
Fenthill war ein schlanker, gut aussehender Mittdreißiger mit dunklem Haar und babyblauen Augen. Er sah nicht aus wie ein Verbrecher, aber Leute, die ihn kannten, wußten sehr genau, daß er Dibberson an Brutalität keineswegs nachstand.
Einer der Männer, Artur Frillman — er hatte sich Jessica in leichter Abwandlung seines Namens als Arthur Frill vorgestellt — leerte das Glas mit einem Zug. »Es tut mir leid, aber ich muß jetzt verschwinden«, sagte er.'
»Was denn, so früh?« fragte Fenthill.
»Eine Familiensache«, meinte Frillman lächelnd. »Das nächste Mal bleibe ich länger.« Er ließ sich von dem Barhocker gleiten. »Bye, Boys!«
»He — was war das?« fragte einer der Männer plötzlich. Die.anderen blickten ihn an.
»Draußen ist ein Schuß gefallen!« sagte der Mann und runzelte die Augenbrauen.
»Blödsinn«, meinte Penthill. »Niemand ballert vor Jamaicas Burg herüm.«
»Hm«, machte der Mann, anscheinend besänftigt. »Vielleicht war's ein Reifen, der geplatzt ist.«
»Ganz sicher«, sagte Fenthill.
In diesem Moment wurde die Tür aufgestoßen.
Arthur Frillman wankte herein.
Er war leichenblaß und hatte kaum noch die Kraft, sich auf den Beinen zu halten. Beide Hände hielt er gegen die Brust gepreßt. Durch seine Finger sickerte Blut.
Die Männer sprangen von den Hockern.
»Arthur!« rief einer.
Frillman torkelte drei Schritte nach vorn. Dann blieb er schwankend stehen. Sein Gesicht verzerrte sich zu einer Grimasse. »Verrat!« würgte er hervor. »Verrat…«
Dann brach er zusammen. Sein Körper schlug hart auf dem Parkettfußboden auf.
Die Männer rissen die Pistolen aus den Schulterhalftern. Fenthill hob beschwörend die Hände. »Boys, behaltet die Ruhe! Wir werden gleich klären, was passiert ist…«
»Da gibt‘s nichts zu klären!« preßte einer der Männer durch die Zähne. »Wir waren Idioten, als wir auf Jamaicas Versprechen eingingen und seinen Worten trauten. Für ihn sind wir nur Verräter! Wir haben Sheppard hochgehen lassen. Wir haben es für Jamaica getan, aber der denkt gar nicht daran, das zu honorieren. Versprechen kosten nichts! Sie sollen uns nur in eine falsche Sicherheit wiegen. Jamaica hat längst den Auftrag erteilt, uns hochgehen zu lassen.«
»Das ist doch absurd!« rief Fenthill. »Jamaica steht zu seinem Wort!«
»Und was ist mit Arthur?« fragte einer der Männer. »Ihn hat es zuerst erwischt! Wenn der nächste von uns das Haus verläßt, wird der Killer zum zweiten Mal abdrücken!«
Fenthill schrie einen blaß und verdattert im Raum stehenden Gangster an: »Worauf wartest du noch? Sage Johnny Bescheid! Er soll mit den anderen den Garten durchkämmen und feststellen, was draußen passiert ist!«
»Das sehen wir auch ohne deinen Johnny«, meinte Reggie Fisher, der sich zum Sprecher der drei gemacht hatte. »Jamaica will vier Leute loswerden, die am Tod von Sheppard schuld sind. Er hat Angst, wir könnten ihn eines Tages genauso verpfeifen, wie -wir Sheppard verpfiffen haben!«
Fenthill steckte sich eine Zigarette an. Er hatte sich beruhigt. »Um das zu schaffen, hätte er euch nicht in sein Haus zu bestellen brauchen«, sagte er.
»Das ist wahr, Reggy«, meinte einer der Männer.
Fenthill wies auf den reglos am Boden liegenden Frillman. »Oder meint ihr, es gehörte zu unseren Methoden, die schönen Teppiche auf diese Weise zu verderben? Die Dinger haben ein Vermögen gekostet.«
Fisher ging zu Frillman. Er kniete sich neben seinem Komplizen auf den Boden und untersuchte ihn kurz. Dann erhob er sich. »Er ist tot!«
Fenthill rauchte mit verkniffenen Augen. »Hatte er Feinde?«
»Ich glaube nicht, daß er von einem Freund umgebracht worden ist«, höhnte Fisher.
Eine Tür öffnete sich. Dibberson kam herein. Er war mittelgroß und massig. Der maßgeschneiderte Anzug aus mitternachtsblauer Seide schaffte es nicht, seine erhebliche Leibesfülle zu kaschieren. Er blieb abrupt stehen, als er den Toten sah.
»Ist das Frillman?«
»Das
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