0448 - Heroin für reiche Ladies
wegen Joe Sheppard hier«, sagte ich und beobachtete die Wirkung meiner Worte, aber es gab keine Wirkung.
»Was ist mit Joe?« fragte sie.
Immerhin gab sie zu, ihn zu kennen. »Er ist tot«, sagte ich.
Die Nachricht von Sheppards Tod ließ sie offenbar kalt. »Wie ist es passiert?«
»Mord«, sagte ich.
Auch das warf sie nicht um. »Wer hat es getan?« wollte sie wissen.
»Das weiß man nicht.«
»Sind Sie deshalb hier?«
»Ja und nein.«
»Was heißt das?«
»Die Morduntersuchung liegt gegenwärtig in den Händen der New Yorker Polizei. Wir interessieren uns für die Geschäfte, die Sheppard vor seinem Tod abwickelte.«
»Wenn Sie gekommen sein sollten, um mich danach zu fragen, muß ich Sie enttäuschen. Ich habe keine Ahnung, wie und womit er sein Geld verdiente.«
»Wann haben Sie ihn das letzte Mal gesehen?«
»Vor über einer Woche. Ich war zu Besuch in New York.«
»Waren Sie seinetwegen dort?«
»Nein.«
»Was verband Sie mit ihm?«
»Neugier. Mich interessieren seltsame Menschen, und Joe war in mehr als einer Hinsicht seltsam.«
»Wo lernten Sie ihn kennen?«
»Auf dem Rennplatz. Er lud mich zum Essen ein. Irgend etwas an ihm faszinierte mich. Ich witterte das Böse in ihm und bemühte mich, es zu fassen und zu ergründen, aber das schaffte ich nicht.«
»Es war also eine oberflächliche und ganz zufällige Bekanntschaft?«
»Genau das«, bestätigte Clara Cue. »Worüber sprachen Sie mit ihm?« fragte ich.
»Über Bücher. Über neue Filme. Über Autos. Genügt Ihnen das?«, »War das Ihre Methode, d Böse in ihm zu fassen?« fragte ich mit mildem Spott. Ich stand auf und ging auf sie zu. Erstaunt blickte sie zu mir auf. Ich blieb dicht vor ihr stehen und griff nach ihrem linken Arm. Ich merkte den Widerstand, den sie mir entgegensetzte. Sie machte sich ganz steif. »Was sind das für Einstiche?« fragte ich.
»Einstiche? Ich weiß nicht, wovon Sie reden!«
Ich ließ den Arm los. »Wie oft hat er Ihnen eine Injektion gegeben?«
Clara erhob sich. »Gehen Sie!« stieß sie hervor. »Ich habe es nicht nötig, mich in meinem Haus beleidigen zu lassen! ‘raus mit Ihnen!«
»Seit wann nehmen Sie das Zeug?« fragte ich ruhig.
Clara fiel in den Sessel zurück. Sie zitterte. Ich sah, wie sie um Fassung rang. »Es ist mein Körper«, preßte sie durch die Zähne, »es ist meine Verantwortung, und es ist mein Leben! Ich erlaube niemandem, da hineinzureden! Ich tue, was ich für richtig halte!«
»Sie vergessen die Gesetze«, sagte ich. »Daran sind auch Sie gebunden.«
Sie schaute mich an, wütend. »Scheren Sie sich zum Teufel! Wie ich euch Schnüffler hasse! Sheppard ist doch tot, oder? Warum könnt ihr es nicht dabei belassen?«
»Es sind noch ein paar Fragen zu klären«, sagte ich. »Sehr wichtige Fragen. Wir müssen erfahren, wer das Rauschgift an sich genommen hat. Wir müssen auch wissen, wer das Zeug ins Land geschmuggelt hat. Es gibt noch eine Menge Fragen, die mit diesem Fall Zusammenhängen. Wir müssen sie beantworten, weil davon Leben und Gesundheit vieler Menschen abhängen,«
»Das sind doch Phrasen! Was kümmern mich Leben und Gesundheit fremder Menschen? Jeder lebt für sich allein!« sagte sie.
»So einfach ist das nicht«, erklärte ich ruhig. »Und nicht alle denken so.«
»Okay, ich habe gelegentlich eine Spritze bekommen, aber nicht von Joe! Genügt Ihnen das?«
»Nein«, sagte ich.
»Ich schwöre Ihnen, daß ich mit Sheppards Tod nichts zu tun habe!«
»Ich muß jetzt die Wahrheit wissen«, sagte ich scharf. »Legen Sie los.«
»Geben Sie mir eine Zigarette«, sagte sie matt. Ich versorgte sie mit Glimmstengel und Feuer. Dann nahm ich wieder Platz und sah, wie sie rauchte. Sie inhalierte sehr tief und stieß den Rauch mit leicht geblähten Nasenflügeln wieder aus. Sie blickte an mir vorbei. »Ich habe ihn nicht auf dem Rennplatz kennengelernt«, sagte sie. »Er hat mich nach New York bestellt.«
»Wie kam er dazu?«
»Er muß von einem der Burschpn, denen ich gelegentlich etwas Heroin abkaufte, einen Tip bekommen haben. Er drohte, mich hochgehen zu lassen, wenn ich nicht komme. In New York… ich stieg dort in einem Hotel ab, das ich regelmäßig benutze… machte er mir ein sehr seltsames Angebot. Ich sollte meine Freundinnen zum Koksen überreden, ich sollte… das erhoffte er sich jedenfalls… meine guten Verbindungen zur High Society benutzen, um seinen Absatz zu steigern.«
»Versuchte er Sie zu erpressen?«
»Natürlich. Er drohte mir mit einem
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