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0449 - Chirons Höllenbraut

0449 - Chirons Höllenbraut

Titel: 0449 - Chirons Höllenbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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auseinandergerissen zu werden. Hinzu kam, daß die galoppierenden Zentauren den Abstand zueinander nicht konstant hielten.
    Wie weit waren sie nun schon vom Punkt ihres Auftauchens entfernt? Würde sie den Weg zurück überhaupt finden, wenn so viel Zeit verstrich, daß das niedergerittene Gras sich wieder aufrichtete? Oder gab es von jedem Punkt dieser Welt aus eine Möglichkeit, ins Château zurückzukehren? Nicole konnte es nur hoffen. Aber sie sah kaum eine Chance, denn sie war ja nicht durch ein normales Weltentor geschritten.
    Kurz kam ihr der Verdacht, daß sich alles überhaupt sogar innerhalb des Châteaus abspielte. Daß eine Halluzination auf sie projiziert wurde, und wenn sie selbst Bestandteil dieser Illusionsbilder war, dann wurde es auch verständlich, daß sie den Zentauren und den Flurschaden, den er in Zamorras Büro angerichtet hatte, für absolut echt hielt.
    Aber wie konnte das alles geschehen? War das Julians Werk? Warum tat er das? Hatte er doch diese Fabelwesen entstehen lassen, obgleich er es abstritt?
    Nicole wunderte sich, wieso sie in dieser Lage überhaupt noch fähig war, sich mit solchen Gedanken zu befassen. Sie verschwendete auch keine weitere Zeit mehr daran, sondern wurde aktiv.
    Sie brachte es fertig, ihre Schmerzen zu ignorieren, sich beim nächsten Hin-und Herschwingen einen zusätzlichen Impuls zu geben, und federte hoch. Sie schrie, weil ihr der linke Arm fast ausgekugelt wurde, aber dann lockerte sich der Griff, weil der Zentaur links zu überrascht von der nicht mehr zu erwartenden Reaktion war. Nicoles Körper wurde vom Schwung hochgetragen, bekam einen Rechtsruck, und sie schaffte es, bäuchlings auf dem Rücken des rechten Zentauren zu landen.
    Wie ihr das gelungen war, konnte sie hinterher nicht mehr sagen. Aber der Pferdemensch, auf dessen Rücken sie jetzt vergeblich Halt suchte, schrie brüllend auf, weil er es war, dessen Arm Schaden nahm.
    Knochen brachen!
    Brüllend bäumte sich der Hybride auf, und Nicole wollte sich an der Pferdemähne festhalten, nur gab es die nicht, sondern einen glatten Männer-Rücken, und bis zu seinem Haarschopf konnte sie so schnell nicht mehr greifen. Sie rutschte vom Rücken des Halbwesens, wurde fast von einem Zentauren niedergetrampelt, der hinter ihnen gewesen war und nicht mehr so schnell anhalten konnte. Er versuchte nur mit einem Sprung über das Hindernis hinwegzusetzen, prallte dabei gegen seinen Artgenossen mit dem gebrochenen Arm, und beide stürzten übereinander zu Boden.
    Die anderen schrien sich Befehle zu.
    Sie kamen zum Stehen, kreisten Nicole wieder ein. Die sah ihre Chance in den beiden Zentauren, die am Boden lagen. Statt davonzulaufen, sprang sie den mit dem gebrochenen Arm an, der sich gerade wieder aufrichten wollte, bekam seinen Arm zu fassen, ruckte leicht daran und schlang ihren eigenen anderen Arm um seinen Hals.
    Er schrie vor Schmerz.
    »Du wirst gleich noch lauter schreien, mein Bester, wenn du deinen Artgenossen nicht sagst, daß sie sich zurückhalten sollen!« versicherte sie ihm.
    Er hatte sie verstanden, obgleich sie nicht ernsthaft damit gerechnet hatte; sie hoffte eher, daß die anderen die Situation von selbst begriffen.
    Er rief ihnen etwas in einer Sprache zu, die Nicole nicht verstand. Bellende, abgehackte Laute, die Nicole an das höhnische Gelächter des Zentauren im Château erinnerte. Aber nichts an ihnen erinnerte sie an jene Fabelwesen, die sie seinerzeit in der anderen Dimension kennengelernt hatten.
    Die hier waren anders!
    Nach wie vor hielt sie seinen Hals und seinen verletzten Arm fest.
    »Mich aufsitzen lassen«, zischte sie ihm zu, »und dann ganz langsam aufstehen! Mit mir auf deinem Rücken !«
    Ein leichtes Rucken unterstrich ihre Aufforderung. Mühsam rappelte der Zentaur sich auf und kam auf die Hufe. Nicole saß jetzt fest auf seinem Pferderücken. Vor ihr war der Oberkörper des Mannes, sein langer schwarzer Haarschopf und die spitzen Ohren, die daraus hervorstachen. Alles an ihm stank nach Schweiß und Pferdestall. Aber Nicole gewöhnte sich mittlerweile daran. Der Gestank erregte in ihr keine Übelkeit mehr.
    »Ho ko tara wak?« hörte sie den Zentauren fragen.
    »Sprich so, daß ich dich verstehen kann! Du verstehst mich doch auch!«
    »Ho sajo kra tan woka!« bellte der Zentaur und wiederholte diesen Satz einige Male. Da besann Nicole sich darauf, daß sie doch telepathische Fähigkeiten besaß, und versuchte, den Sinn seiner Worte in seinen Gedanken zu lesen.
    Er

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