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045 - Das verschwundene Volk

045 - Das verschwundene Volk

Titel: 045 - Das verschwundene Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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der Wand ab und hinkte den Gang entlang.
    Falsche Richtung!
    Matt drehte sich um. Die Erinnerung an die letzten Tage war bruchstückhaft, aber doch stark genug, um ihn zu verstören. Er schüttelte den Kopf und taumelte, als er beinahe das Gleichgewicht verlor.
    »Aruula, kannst du mich hören?«
    Ja, Maddrax, geh weiter. Du hast den Ausgang fast erreicht.
    »Mir ist gerade klar geworden«, sagte er schweratmend, »dass ich bereits zum zweiten Mal seit meiner Ankunft in Meeraka komplett durchdrehe. Vielleicht sollten wir nach Euree zurückkehren, was meinst du?«
    Sie antwortete nicht. Matt stolperte in den breiten Höhleneingang und sah hinunter in die Schlucht. Aus irgendeinem Grund hatte er geglaubt, Aruula dort stehen zu sehen, aber da war niemand, weder Aruula… noch der Gleiter.
    »Verdammt, der Gleiter ist weg. Aruula, kannst du mich hören?«
    Ihre Stimme wurde leiser in seinem Geist.
    Ich dringe kaum noch zu dir durch. Makeje und die anderen sind zu stark. Sie…
    Aruulas Stimme brach ab.
    » Von wem redest du?! «, schrie Matt, als könne er durch seine Lautstärke etwas verändern. » Was sind das für Leute?! «
    Er hustete, krümmte sich zusammen und brach in die Knie. Einen Moment wurde ihm schwarz vor Augen. Als er wieder aufsah, hockte Billy Joe im Schneidersitz auf einem Felsen.
    »Als die Navajo die Pueblos fanden«, sagte er in seinem Dialekt, der Pueblo , wie Puublo klin- gen ließ, »waren die Bewohner längst verschwunden. Die Navajo gaben ihnen den Namen Anasazi, die ›heiligen Feinde‹. Wer weiß, was sie damit gemeint haben…« Er sprang vom Felsen und lächelte. »Aber genug geredet. Wollen wir weitersuchen?«
    Matt benötigte drei Anläufe, bis er schwankend auf die Beine kam. »Lass uns nach hinten gehen«, sagte er euphorisch. »Ganz nach hinten. Ich habe eine Idee.«
    ***
    Der Rauch, der im Kivas aufstieg, roch nach Salbei und Holz. Delketh wedelte sich mit einem Fächer Luft zu und wartete ungeduldig, bis die Zwillinge Jekulah an seinem Pfahl festgebunden hatten und das Kivas verließen. Als sie die schwere Luke über sich schlossen, wandte er sich an den Ältestenrat.
    »Ich entschuldige mich, dass ich euch alle noch vor dem ersten Mahl gerufen habe, aber ihr könnt sicher sein, es war nicht meine Idee.« Delketh warf einen deutlichen Blick auf Jekulah,. der zusammengesunken in den Seilen hing. »Ich hoffe, du hattest einen guten Grund für deine Eile«, fügte er hinzu.
    Jekulah hob den Kopf. »Mein Enkel Tlehoke hat in dieser Nacht mit drei anderen Wache auf dem Plateau gehalten. Sie haben die Fremde überrascht, als sie durch einen Zauber fliehen wollte. Hast du das gewusst?«
    Die Augen der alten Männer richteten sich auf Delketh. Der Fächer, den er in der Hand hielt, bewegte sich nicht mehr.
    »Nein«, sagte er langsam. »Das habe ich nicht gewusst.«
    Jekulah stieß einen Laut aus, der irgendwo zwischen Entrüstung, Erstaunen und Gelächter lag. »Merkwürdig, denn Tlehoke berichtete mir, deine Tochter Eri habe sich der Fremden angenommen und ausdrücklich darum gebeten, niemandem etwas von dieser Flucht zu erzählen - und zwar auf deinen Wunsch.«
    Delketh schluckte seine Wut herunter. Er hätte Jekulah gerne die mangelnde Verschwiegenheit seines Sohns vorgehalten, aber in dieser Situation war das wohl nicht angebracht.
    Er sah die Ältesten an. »Meine Tochter fürchtet um Makejes Liebe. Deshalb hat sie vielleicht versucht, die Fremde davon zu überzeugen, dass sie sich nicht zwischen sie stellen darf. Ich werde sie dafür bestrafen, auch wenn sie es nicht böse gemeint hat.«
    Die Männer nickten durch den Rauch. Delketh war plötzlich froh, dass er sie derart früh von ihren Schlafstätten gescheucht hatte. So waren sie unausgeschlafen und nicht zu Diskussionen aufgelegt. Abgesehen von Jekulah, wie der mit seinen nächsten Worten bewies.
    »Sie mag es vielleicht nicht böse gemeint haben, Delketh, aber wenn mein Enkel nicht richtig gehandelt hätte, wüsste niemand, dass die Fremde nicht mehr unter Makejes Bann steht. Sie hätte zur gläsernen Stadt reisen und das ganze Volk in Gefahr bringen können.«
    Jetzt erwachte auch der Rest des Ältestenrats. Delketh hielt mühsam einen Fluch zurück, als er die Angst in ihren Gesichtern bemerkte.
    »Es besteht kein Grund zur Sorge«, versuchte er sie zu beruhigen. »Makeje hat mir versichert, dass die Fremde kein Yiet'zu ist. Sie -«
    »Makeje ist in sie verliebt«, unterbrach ihn Jekulah unhöflich. »Er weiß nicht, was er

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