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045 - Die Blut GmbH

045 - Die Blut GmbH

Titel: 045 - Die Blut GmbH Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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krankhafte Gier nach Blut; nach dem Blut anderer Menschen. Und diese Vorstellung war unerfreulich genug.
    Wie Zuchtvieh, hatte Albrecht gesagt. Wenn es tatsächlich eine ganze Gruppe solcher Abartigen gab …
    Ich ließ den Gedanken offen. Es klang plötzlich alles ein wenig weit hergeholt. Außerdem glaubte ich nicht, daß der nächtliche Beißer etwas mit dem Verschwinden zu tun hatte. Sonja Rothenberg war bisher die einzige, der beides widerfahren war. Nein, es sah nicht so aus, als ob die beiden Dinge miteinander in Verbindung stünden.
    Ich erinnerte mich an das, was Barbara bei ihrem ersten Besuch gesagt hatte – die Sache mit dem Einstich und dem Blutabzapfen! Vampire, die das Blut erst abzapften und dann aus Konserven oder Gläsern tranken, wollten mir nicht recht gefallen.
    Barbara ließ mich ein. Sie sah ein wenig aufgeregt aus und erklärte, sie hätte den ganzen Tag über bereits versucht, mich zu erreichen. Das war wohl übertrieben. Ich begrüßte Dr. Fellner im Vorraum.
    „Es steht irgend etwas bevor“, sagte er besorgt.
    „Was?“ wollte ich konkret wissen.
    Er zögerte. „Es sieht so aus, als erwartete sie, daß jemand … sie ruft …“
    Ja, das paßt ins Bild. „Wie ist es mit den anderen Personen, die verschwunden waren?“
    „Ähnlich. Seit dem Mittag sind einige unruhig, und zwar jene, die am ersten Tag verschwunden waren. Wir haben sie unter Bewachung. Inspektor Hartwig ist, seinen eigenen Worten nach, auf alle Eventualitäten vorbereitet. Wenn ich in diesem Fall auch meine Zweifel habe, so hat er jedenfalls seine Vorkehrungen getroffen. Wenn uns nur einer ans Ziel führt …“ Er kratzte sich nervös am Kinn.
    „Ich verstehe nicht ganz, warum man diese Leute wieder zurückrufen sollte“, begann ich.
    „Diese hypnotische Beeinflussung sieht danach aus“, meinte Erik. „Ich glaube, wir werden bald mehr wissen.“
    „Weiß sie irgend etwas? Kann sie sich erinnern?“ fragte ich rasch, als ich den beiden ins Zimmer folgte.
    Er schüttelte verneinend den Kopf. „Aber ihre Nervosität ist ihr unheimlich. Sie entschuldigt sich alle Augenblicke dafür.“
    Eine Hand ergriff mich am Arm. „Du hast mir gefehlt“, murmelte Barbara. Sie sah bleich und zerbrechlich aus in dem hellen, kurzen Kleid.
    „Fein“, erwiderte ich und küßte sie. Es war gut, sie in den Armen zu halten, sie zu spüren, an ihr zu riechen. Als ich einen Moment lang aufblickte, bemerkte ich, daß Erik uns beobachtete. Er grinste, dann schüttelte er den Kopf, als wollte er sagen: Daran wird der alte Rothenberg aber nicht viel Freude haben!
    Es war ohnehin alles viel zu kurz, aber Sonja war nun das wichtigere Problem. Sie stand unruhig am Fenster. Sie hatte die Hände in den hinteren Taschen ihrer Jeans vergraben. Als sie sich um wandte und mich eintreten sah, lächelte sie.
    „Ich bin froh, daß Sie endlich kommen, Herr Fuchs“, sagte sie mit einem Seitenblick auf Barbara. „Meine Schwester war schon beängstigend nervös.“
    Ich sah, wie Barbara sie mit offenem Mund anstarrte, und mußte mir ein lautes Auflachen verbeißen. Statt dessen erklärte ich: „Ich hoffe, es sind gute Gefühle für mich, die zu dieser Nervosität Anlaß geben.“
    „Das könnte ich mir wohl denken“, erwiderte sie spitz.
    Barbara errötete.
    Bevor ich noch etwas erwidern konnte, fuhr Sonja unvermittelt fort, aber mehr zu sich selbst: „Seltsam, Schwesterherz, mir wird auf einmal so …“
    Sie beendete den Satz nicht, und wir erfuhren nicht, wie ihr wurde, denn im nächsten Augenblick sank sie in Trance. Erik sprang an ihre Seite, um sie zu stützen. Aber sie fiel nicht; sie wankte nicht einmal. Sie starrte nur mit beinah hypnotischem Blick auf das Telefon.
    „Was …?“ begann Barbara.
    Dann schraken wir alle zusammen, als es läutete.
    Während wir noch erstarrt dastanden, eilte Sonja mit fliegenden Haaren zum Telefon und riß den Hörer förmlich von der Gabel.
    „Ja?“
    Wir hielten den Atem an. Es war so still im Raum, daß wir die Stimme hören konnten. Eine männliche Stimme. Aber es war nicht verständlich, was sie sagte. Nur das Mädchen schien zu begreifen. Ihre Erregung schwand. Ihre Schultern sanken zusammen, als hätte jemand eine große Last von ihr genommen.
    „Ja“, sagte das Mädchen tonlos und legte den, Hörer auf die Gabel. Sie wandte sich zu uns um. Ich konnte sehen, daß ihr Gesicht weiß war und vollkommen ausdruckslos. Sie befand sich offenbar wieder in jenem Trancezustand, in dem wir sie schon am Tag

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