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045 - Die Blut GmbH

045 - Die Blut GmbH

Titel: 045 - Die Blut GmbH Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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verrückt, allein auf mich zu warten?
    Mir blieb nichts anderes übrig, als hineinzugehen. Daß mir keine von diesen Typen Kowalczs begegnet war, verringerte meine Chancen gewaltig. Ich hatte gehofft, auch mit einer Geisel aufzukreuzen und ein hübsches Tauschgeschäft vorzuschlagen.
    Es war neun, irgendwo läuteten Kirchenglocken, und ich dachte, wenn ich zu lange zögerte, gefährdete ich Freddies Leben. Und er hatte gerade angefangen, mir ans Herz zu wachsen.
    Ich stieß die Tür auf und platzte hinein wie einer dieser tasmanischen Teufel. Verblüfft stand ich in der Mitte des Zimmers, das auf den ersten Blick leer war. Dann klang ein Stöhnen rechts von mir in der Ecke. Freddie krümmte sich hinter dem Sofa, wohl verschnürt wie ein Rollschinken. Seine Backen waren aufgebläht, und ein Stück Leukoplast klebte über seinem Mund.
    Ich sah mich vorsichtig um. Es bestand kein Zweifel: wir waren allein.
    „Na so was“, sagte ich verblüfft. Dann schob ich das Sofa zur Seite und zog meinen Partner hervor. „Pausbäckig gefällst du mir ganz gut“, erklärte ich, während ich ihm das Pflaster vom Mund riß. „Du wirkst bürgerlicher.“
    Er spuckte einen alten Lappen aus und verzog angewidert das Gesicht.
    „Schmeckt nicht, hä?“ sagte ich mitfühlend.
    „Nicht besonders“, stimmte er zu. „Mach mich los, und dann nichts wie hinterher!“
    „Hinterher?“ Ich hatte den Knoten auf und begann ihn auszuwickeln.
    „Ich bin dir ja dankbar dafür“, meinte er, „aber du bist ihnen auf den Leim gegangen. Sie wollten dich aus dem Haus haben, weil sie es auf die kleine Rothenberg abgesehen hatten …“
    Natürlich! Fluchend hielt ich inne, und er zappelte, weil er noch immer nicht allein loskam. „Mach schon!“
    „Aber warum?“ entgegnete ich und wickelte weiter. Er war endlich frei und fing an, seine gefühllos gewordenen Gelenke zu massieren.
    „Erstens weil Tommie eine Stinkwut auf dich hat, und zweitens, weil Kowalcz glaubt, daß eine größere Sache dahintersteckt und meint, mit der Kleinen einen prima Trumpf in der Hand zu haben.“
    Ich sprang zum Telefon.
    „Hat wenig Sinn. Das haben sie abgeschnitten.“
    „Sie?“
    „Ja, Karlie war mit einem halben Dutzend seiner Leute da. Denkst du, dieser debile Tommie hätte mich allein überrumpelt?“ Es schien ihn einigermaßen zu ärgern, daß ich das angenommen haben könnte.
    „Also los!“ sagte ich und stürmte zur Tür.
    „Aber wohin? Wir kommen zu spät!“
    „Erst mal zur nächsten Telefonzelle, und dann zum schönen Alby. Bist du nun endlich auf den Beinen? Du hast einen Job. Seit Stunden liegst du hier herum!“

    Wir waren bereits zu spät dran, wie es schien. Alle Welt verdammend lauschte ich dem Rufzeichen. Aber niemand hob ab. Hatten sie sie mitgenommen, oder …
    Ich dankte den Gedanken nicht zu Ende. Ich wählte erneut – Eriks Nummer. Er meldete sich so rasch, als hätte er auf meinen Anruf gelauert.
    Ich erklärte ihm in hastigen Worten, was geschehen war. Zum Glück begriff er rasch. Ich schlug ihm vor, uns bei Rothenbergs zu treffen. Aber er hatte eine bessere Idee. Wir sollten uns bei Alby treffen. Er wollte ihn sehen, und wir konnten dort alles besprechen. Um die Rothenbergs sollte sich Inspektor Hartwig kümmern.
    Wir fuhren los. Freddie schien mit meiner Fahrweise nicht sonderlich einverstanden. Er sagte nichts, aber ich sah es an seinen verkrampften Fingern, mit denen er sich festklammerte. An einer Kurve wurde es wirklich etwas brenzlig, und ich war auch schon versucht zu glauben, daß es besser wäre, etwas später, als gar nicht anzukommen. Aber mit Vollgas ging es weiter. Und das war unser Glück. Als wir in die Straße einbogen, in der Alby wohnte, sahen wir eine Gestalt aus dem Haustor kommen.
    „Das ist er!“ entfuhr es Freddie.
    Ich nickte. Kein Zweifel, da ging Alby. Er war allein. Niemand folgte ihm. Das war seltsam. In der Verfassung, in der er sich befand, konnte er kaum in der Lage sein. Spaziergänge allein zu unternehmen. Es sah auch nicht aus, als ob er nur in einem unbewachten Augenblick entkommen wäre. Die Art, wie er sich umsah und sich vergewisserte, daß ihm auch niemand aus dem Haus folgte, wies auf einen Kontakt zur Umwelt hin, wie er ihn während unseres Besuches nicht besessen hatte. Entweder, man hatte uns ein gut gelungenes Theater vorgespielt, oder es war etwas Entscheidendes im Werden. Beides war äußerst interessant.
    Ich hielt an. „Bleib du beim Wagen, Freddie, und warte auf Dr. Fellner. Er

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