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045 - Die Blut GmbH

045 - Die Blut GmbH

Titel: 045 - Die Blut GmbH Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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kalt!“ Er sprang vom Bett auf und ruckte den Kopf herum und starrte auf einen Fleck an der Wand. Es war nichts Auffälliges zu entdecken, aber in seinen Erinnerungen mußte dort etwas Gespenstisches zu sehen sein. Sein Gesicht war jedenfalls aschfahl.
    „Ihr Mund“, sagte er tonlos. „Sie blutet … ihre Augen …“ Er fiel zurück auf das Bett und krachte mit dem Kopf gegen die Wand. Es schien ihm nichts auszumachen. Er spürte auch nicht, wie seine Schwester ihn wieder aufrichtete.
    „Die verkehrten Kreuze“, fuhr er deutlich fort. „Kowalcz wird wissen, was sie …“
    Und mehr als eine Minute später als wir schon dachten, die Erinnerung in ihm wäre erloschen, sprach er noch einmal: „Es ist erst der Anfang. Wir werden wie Vieh sein. Zuchtvieh für diese Ungeheuer.“ Er sagte es ohne Empfindung. Es war deutlich, daß die Bilder ihm entglitten. Er schwieg, und seine Teilnahmslosigkeit war vollkommen.
    Der Arzt sah mich fragend an. Er sagte: „Es ist beinah wortwörtlich das gleiche wie beim ersten mal. Nur das mit den verkehrten Kreuzen ist neu. Was damit wohl gemeint sein mag?“ Er hielt nachdenklich inne. „Sie sehen, es ist nicht viel und sehr verworren. Wird es Ihnen weiterhelfen?“
    „Ich weiß es noch nicht. Im Augenblick nicht. Aber ich glaube, man muß das Ganze wie ein Mosaik sehen. Jedenfalls herzlichen Dank, Doktor.“ Es schmeichelte ihm sichtlich, daß ich ihn solcherart titulierte. Vermutlich war er einer dieser verbummelten Medizinstudenten, die ihr Studium nicht beendeten, aber genügend von ihrem Handwerk verstanden, um sich der Patienten anzunehmen, die nicht so genau fragten, wer der Mann war, der an ihnen herumschnipselte. „Ihnen auch“, wandte ich mich an die Frau.
    Sie nickte. „Ich hoffe, Sie finden sie, diese Ungeheuer, von denen er redet. Das ist der einzige Grund, warum Sie ihn sehen durften. Sie riechen es vielleicht nicht. Aber Ihr Job stinkt!“
    Das war deutlich, und sie hatte es sich offenbar von der Seele geredet, den beschwichtigenden Blick des Arztes negierend. Weiß der Teufel, welche Erfahrungen sie mit Detektiven gemacht hatte. Es schien mir überhaupt eine gewisse moralische Klassifikation damit verbunden mit dieser Abneigung. Dabei ist das absurd. Ein Detektiv arbeitet für eine Partei (die ihn anwirbt) gegen eine andere. Beide können gut oder böse sein. Die Typen, die für Kowalcz die Informationen herbeiholten, waren im Grunde auch nichts anderes als Detektive. Nur daß sie keine Steuern dafür zahlten!

     
    Tom war nicht abzuschütteln. Für ihn lagen die Dinge einfach: Er hatte von Kowalcz den Auftrag erhalten, mich nicht aus den Augen zu lassen. Und das tat er.
    Für mich war die Sache weniger einfach. Mein geheimes Büro mußte geheim bleiben, sonst war ich meines Lebens nicht mehr sicher. Man hat immer Feinde in meinem Beruf.
    Nachdem einmal klar war, daß ich Tom nicht loswurde, war es mir ganz recht, daß Freddie bei mir blieb. Ich fuhr also zu meiner offiziellen Adresse. Der kleine Kellerraum, in dem sich Telefon und automatisches Zubehör befanden, enthielt eine Couch und ein paar Decken. Ich hatte auch schon einige Male hier übernachtet. Es war nicht angenehm, aber auszuhalten. Zwei Stühle standen auch noch herum, und ein halboffener, leerer Schrank. Jemand hatte vor meiner Zeit offenbar die Schlosstür zugemacht und abgesperrt. Schlüssel gab es keinen mehr. Da ich ihn ohnehin nicht benützte, war es mir gleichgültig, ob er da stand, oder nicht. Wesentlich war, daß das Telefon in einer recht gut getarnten Wandnische hing. Einer, der mir nach schlich und in diesen Raum gelangte, mußte ihn für eine Rumpelkammer halten, und mein Büro anderswo suchen.
    Ich ließ keinen Zweifel aufkommen, daß ich mir für die Nacht die Couch reservierte. Es gab auch keine Probleme. Was Morton über mein dürftiges Büro dachte, war seiner Miene nicht zu entnehmen. Tom ließ sich in einen Stuhl fallen. Er sprach nichts, tat nichts. Er war nur einfach da. Und ich sah jetzt schon, daß mir das noch mächtig auf die Nerven fallen würde. Ich hab’s nicht gern, wenn man mir bei allem auf die Finger sieht. Es macht mich kribbelig. Ich sah es Freddie an, daß er sich gern mit mir über ein paar Dinge unterhalten hätte, aber daß Toms Anwesenheit ihn davon abhielt.
    So widmete ich mich erst einmal meiner Routinetätigkeit. Ich hörte das Band ab. Es waren keine Anrufe gespeichert. War mir auch recht.
    Dann rief ich Barbara an, doch das Besetztzeichen blieb.

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