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045 - Mörder der Lüfte

045 - Mörder der Lüfte

Titel: 045 - Mörder der Lüfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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drehte wie bisher.
    »Die Maschine scheint beschädigt zu sein!«, rief er über die Schulter. Er drehte sich so weit zurück, dass er in Cortez' verkniffenes Gesicht blicken konnte.
    Der Pilot nickte. »Wir müssen notlanden«, erklärte er. »Ich kenne ganz in der Nähe eine verlassene Grubenstadt, die noch von lichtscheuem Gesindel bewohnt wird. Dort gibt es ein Plateau, auf dem wir niedergehen und den Schaden wieder in Ordnung bringen können.«
    »Werden wir es schaffen?«
    Cortez lachte nur.
    Aber so sicher, wie er sich gab, war er wohl kaum, denn er vollführte keinerlei Kunststücke mehr, sondern flog die Maschine in gerader Linie und auf gleicher Höhe. Er wich den aufragenden Felsen schon von weitem in großem Bogen aus. Wenigstens ließ sich die Maschine noch navigieren, dachte Dorian.
    Links von ihnen tauchte wieder der weiße Adler in der Ferne auf. Er konnte sich als Sieger des Zweikampfes mit dem viel größeren Vogel betrachten.
    Dorian war sicher, dass er trotz der Entfernung jede Einzelheit im Flugzeug erkennen konnte. Wahrscheinlich entgingen ihm auch nicht ihre verzweifelten, verschwitzten Gesichter.
    Da erinnerte sich Dorian ihres Vorhabens, den Kadaver der Harpyie abzuwerfen. Ursprünglich war geplant gewesen, die Harpyie über jenem Canyon abzuwerfen, in dem Castillo mit seinen Vögeln lebte. Es sollte eine Herausforderung an ihn sein.
    Aber bis zu dem Canyon würden sie es wohl kaum mehr schaffen. Warum also den toten Vogel nicht schon hier abwerfen? Den scharfen Augen des Adlers würde er sicherlich nicht entgehen. Und vielleicht bot sich Dorian noch die Chance …
    Er bückte sich, nahm die Harpyie an einem Flügel und warf sie in weitem Bogen aus dem Flugzeug.
    »Versuchen Sie, eine Schleife zu drehen, Cortez!«, befahl Dorian, ohne den weißen Adler aus den Augen zu lassen.
    Der Raubvogel stand plötzlich mitten in der Luft still, dann schoss er mit kräftigen Flügelschlägen schräg in die Tiefe und ließ sich dann wie ein Stein fallen.
    Dorian legte die Winchester an. Er bekam den weißen Adler ins Ziel, weil dieser beim Anblick des Vogelkadavers alle Vorsicht vergaß und mit gleichbleibender Geschwindigkeit dahinschoss, ohne die Richtung zu ändern. Er konnte sich Extravaganzen auch nicht leisten, weil er sonst die fallende Harpyie nicht mehr erreicht hätte.
    Dorian musste sich fast den Hals verrenken, um den weißen Adler im Visier zu behalten. Aber es lohnte sich.
    Gerade als der weiße Adler die Fänge nach der toten Harpyie ausstreckte, drückte der Dämonenkiller ab. Er schoss das Magazin leer.
    »Getroffen!«, schrie Cortez.
    Dorian sah über den Lauf der Winchester hinweg, wie das Geschoss dem Adler einen der ausgebreiteten Flügel fortriss. Federn stoben auseinander und färbten sich dunkel.
    Dorian lud schnell nach, doch der weiße Adler war trotz seiner Verwundung längst in den Schatten zwischen den Felsen untergetaucht.
    »Getroffen!«, jubilierte Cortez dennoch. »Sie haben Castillos Lieblingstier einen gehörigen Denkzettel verpasst. Dafür könnte ich Sie küssen.«
    Im nächsten Augenblick wurde Dorian umarmt. Das Flugzeug begann beängstigend zu wackeln, als sich Cortez aufstellte, weit nach vorn beugte und Dorian seine trockenen Lippen schmatzend auf die Schläfe drückte.
    »Passen Sie lieber auf, dass wir nicht dort unten zerschellen«, ermahnte Dorian ihn ärgerlich.
    Aber Cortez lachte nur und bekam die Maschine sofort wieder in seine Gewalt.
    Coco zuckte zusammen, als aus dem Canyon ein Geschrei aus Tausenden von Vogelkehlen ertönte. Es war ein unheimlicher Chor, den die Vögel anstimmten, und doch empfand sie ihn als Ausdruck von Trauer und Schmerz.
    Sie war nun schon über eine Woche hier, hatte jedoch den Fuß in dieser Zeit kaum vor ihrer Hütte zu setzen gewagt – aus Angst vor dem weißen Adler.
    Selbst wenn Castillo sie in sein Haus einlud oder ihr anbot, einem Kampfspiel auf Leben oder Tod seiner Vögel beizuwohnen, hatte sie versucht, durch Vortäuschen von Unpässlichkeit diese Einladungen auszuschlagen.
    Freilich war das nicht immer möglich gewesen, so dass sie einige Male dem grausigen Schauspiel zusehen musste, wie sich die Raubvögel – »Nur um eine Auslese zu schaffen, meine Liebe, nur deshalb!« – gegenseitig zerfleischten.
    Aber schlimmer waren noch die Augenblicke gewesen, wenn Castillo sie zum Essen lud. Er machte nicht nur versteckte Anspielungen darüber, woraus die Speisen, die er ihr servierte, bestanden, sondern sparte auch nicht

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