045 - Schizophrenia - Nächte des Wahnsinns
seine Lippen wie ein Fisch
sein Maul auf dem trockenen und starrte Brent entgeistert an. Da waren Larry
und Iwan aber auch schon an der Wohnungstür vorüber, verschwanden um die
Biegung der Treppe nach oben und folgten Enio Rossi, der lauthals lachte.
Hinter
ihnen ging der Streit weiter, nicht mehr um die verteufelten und verfluchten
Rossis, sondern um gebratene Eier und langes Warten. Zwischen den Worten
waren dumpfe, rhythmische Töne wahrzunehmen, die sich anhörten, als würde die
Pfanne nun doch noch zweckentfremdet. Ob der Dicke nun mit der Hand rhythmisch
dagegen schlug wie auf ein Tamburin oder damit das Hinterteil seiner besseren
Hälfte versohlte, würde wohl ewig ein Ehegeheimnis bleiben, denn die Tür zur
Wohnung war geschlossen…
Iwan
und Larry eilten schnurstracks nach oben. »Italien«, flüsterte Kunaritschew
heiser, während er einen schnellen Blick zurückwarf, »ist immer für
Überraschungen gut. Dabei habe ich immer geglaubt, in italienischen Spielfilmen
würde so was übertrieben dargestellt. Aber es geht doch nichts über das wahre
Leben Towarischtsch.«
Der
Junge preschte durch die Tür, die nur angelehnt war, und hinter der es
ebenfalls nicht gerade leise zuging.
»Es
geht schon wieder los!« gellte eine wütende Frauenstimme durch die Wohnung.
»Schau her, was du angerichtet hast.«
»Aber
ich kann nichts dafür. Ich weiß nicht wie es passiert«, schrie eine helle
Mädchenstimme zurück. Dann folgte Schluchzen.
»Wenn
das so weitergeht, dreh ich durch!« Wieder die Frauenstimme. »Das ist mehr, als
ein Mensch ertragen kann... Ich kann nicht mehr, Franca. Bei den anderen hat es
sich doch auch gegeben. Warum geht es bei dir immer wieder weiter...«
»Mama!
Besuch!« krähte Enio in die Wohnung. Larry und Iwan standen an der Tür. »Sie
wollen zu Franca...«
»Ich
bring dich noch mal nach Mombello zu Dr. Falco«, war die wütende Frauenstimme
noch immer zu hören. In der allgemeinen Aufregung und dem Durcheinander schien
die Mitteilung des Jungen offensichtlich nicht angekommen zu sein.
»Oh,
Mama, nein! Nicht... nicht noch mal diese schrecklichen Elektroschocks... das
ist so schlimm, daß man glaubt zu sterben...« Franca Rossis Stimme überschlug
sich. Und dann ging es erst richtig los.
●
Zuerst
flog irgendwo in der Wohnung eine Tür zu. Danach kam die zweite. Es war die
Wohnungstür. Auf der Schwelle standen Larry Brent und Iwan Kunaritschew. Die
beiden PSA-Agenten erhielten einen Stoß in den Rücken, daß sie in die kleine
Diele taumelten. Zwei Schritte weiter entfernt befand sich die Küche. Dort
spielte sich das Drama ab.
Die
Lampe an der Decke pendelte wild hin und her, Bilder lösten sich von der Wand,
zwei Töpfe, die auf der Herdplatte standen, hüpften auf und nieder, die Deckel
flogen durch die Luft und knallten gegen die Wand. Die Frau und das junge
Mädchen, die sich in der Küche aufhielten, schlugen die Hände über dem Kopf
zusammen. Sie schrieen…
Der
Küchenschrank ruckte knarrend von der Wand ab, beschleunigte mit
atemberaubender Geschwindigkeit und raste auf Enio Rossi zu, der in diesem
Moment in die Küche rannte.
●
Einen
Warnschrei auszustoßen, hatte keinen Sinn mehr. Dazu war es zu spät. Der
Schrank, aus dem das Geschirr flog, dessen Schubladen sich öffneten und
schlossen wie gierig zuschnappende Mäuler, würde den Jungen mit voller Wucht
treffen. Erkennen und handeln waren eines.
Larry,
der einen halben Schritt vor Iwan in die Wohnung gekommen war, warf sich nach
vorn. Mit beiden Händen packte er zu, riß Enio herum und hechtete zur Tür, die
ebenfalls offen stand, und hinter der das Wohnzimmer lag. Brent hätte keine
zehntel Sekunde später reagieren dürfen. Er spürte noch den Luftzug, den der
durch die Türfüllung rasenden Schrank an der Seite seines Gesichtes
verursachte. Enio Rossi war außer Gefahr.
Da
trat Kunaritschew in Aktion. Ihm blieb der Schrank, dem er sich mit ganzer
Körperfülle entgegenwarf. Es krachte und barst. In dieses Geräusch mischten
sich die gellenden Schreie der Frau und ihrer Tochter. Iwans Fäuste
zerschmetterten die beiden dünnen oberen Türen des Küchenschrankes. Mit aller
Kraft stemmte sich der X-RAY-Agent dagegen. Zwischen ihm und der unsichtbaren
Kraft, die im Schrank wirkte, entspann sich ein kurzer, erbitterter Kampf. Iwan
gelang es, die Wucht zu bremsen, den Druck des Schrankes aber nicht völlig zu
brechen. Er wurde Zentimeter für Zentimeter durch die Diele geschoben. Der
Schrank
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