0450 - Aufbruch der MARCO POLO
mit einem Aktivatorträger nicht anlegen", flüsterte Kuruzin. „Was ist überhaupt eine Nachtigall?"
„Ein Flugsaurier aus der Kreidezeit. Mein Wort darauf. Vergiß nicht meine historischen Studien."
„Ah ...! Du bist ein Könner, Junge."
Rhodan unterdrückte ein Schmunzeln. Er kannte mittlerweile Kosums Ambitionen.
„Warum fliegen wir zum Sombrero? Das zu klären, ist mein besonderes Anliegen. Sie wissen, daß unser Heimatsystem vor drei Jahren in die Realzeit zurückfiel. Die daraus resultierenden innenpolitischen Folgen - damit meine ich den Bereich unserer Milchstraße! - sind zur Zeit zweitrangig. Viel bedeutsamer ist die Tatsache, daß Ovaron meint, der Sonnensatellit hätte als Pedopeiler auf mechanischer Basis fungiert. Ich glaubte nicht daran, bis vor etwa Jahresfrist die ersten Cappins in unserer Galaxis auftauchten und wichtige Persönlichkeiten übernahmen. Da wurde die Lage prekär. Nun wirft sich für uns die Frage auf, wieso Pedotransferer ausgerechnet bei uns erscheinen; weshalb sie offenbar gezielt Regierungschefs und Flottenbefehlshaber ausschalten, die für die Erhaltung des Friedens zwischen der weitverstreuten Menschheit wichtig sind.
Ich glaube nicht mehr an einen Zufall. Das wird von NATHAN bestätigt. Die MARCO POLO ist also gerade noch rechtzeitig fertig geworden. Was dieses Ultraschlachtschiff der neuartigen Trägerklasse leisten kann, haben Sie unterdessen erfahren. Ich darf unseren neuen Besatzungsmitgliedern versichern, daß die Fernflüge zur Galaxis M81 und zum Andromedanebel mit der Präzision eines normalen Linearfluges verlaufen sind."
Niemand diskutierte, niemand machte eine Bemerkung.
Kosum war sehr nachdenklich geworden. Er erinnerte sich an den Fall Alverhei-Top-System. Rhodan beendete seine Ausführungen.
„Detailinformationen werden Sie nachfolgend von den Fachwissenschaftlern erhalten. Sicher ist nur, daß wir versuchen müssen, die Verhältnisse in der Sombrero-Galaxis zu klären, ehe dort unter Umständen Planungen abgeschlossen werden, die zur ernsten Bedrohung der Menschheit führen können. Etwa fünfzehn Pedotransferer haben wir noch finden können. Sie verrieten sich alle durch Maßnahmen, die ihre Opfer niemals angeordnet hätten. Dafür kennt die Solare Abwehr jede bedeutungsvolle Persönlichkeit viel zu gut und zu genau. Intelligenzwesen vom Range der heutigen Cappins werden jedoch schnell lernen. Man wird begreifen, daß man einen ehrenhaften und unbedingt zuverlässigen Staatschef nicht nur deshalb geistig übernehmen kann, um anschließend in seiner Maske genau das Gegenteil von dem zu tun, was er ein Leben lang praktiziert hat. Wenn das erkannt und im Handlungseinsatz entsprechend berücksichtigt wird, dürfte uns die Erkennung wesentlich erschwert, wenn nicht gar unmöglich gemacht werden. Es gibt nur einige Mutanten und parapsychisch begabte Menschen, die sofort feststellen können, wer ein verkappter Pedotransferer ist und wer nicht.
Diese wenigen Männer und Frauen können nicht überall anwesend sein. Normalmenschen bemerken die Übernahme erst dann, wenn es längst zu spät ist. Es ist daher mein Ziel, zu versuchen, die Ursache des Übels rechtzeitig zu entdecken und die entsprechenden Gegenmaßnahmen einzuleiten. Ich betone, daß dies durchaus nicht mit einer Kampfhandlung identisch sein muß, die sich sehr wohl zu einem Krieg zwischen zwei Galaxien ausweiten könnte. Die Aufgabe der MARCO POLO dürfte somit klar umrissen sein. Wir starten die Expedition. Wir wollen sehen, was im Sombrero gespielt wird. Wir werden ganz sicher Schwierigkeiten zu überwinden haben. Wir sind Fremde.
Niemand kann sagen, was in den vergangenen zweihunderttausend Jahren dort geschehen ist; wer die tatsächliche Macht besitzt; und wie die sozialpolitischen Verhältnisse allgemein aussehen."
Rhodan winkte zu den Kameras hinüber.
„Damit wären meine Ausführungen beendet. Eine Diskussion ist vorgesehen. Fragen Sie die Fachleute. Sie werden erschöpfende Auskünfte erhalten. Danke sehr."
Rhodan ging zu seinem Platz. Jedermann bemerkte, daß ihm Atlan nachdenkliche Blicke zuwarf. Der Arkonide schien eine besondere Meinung über die Gegebenheiten zu haben.
„Eine Frage, Sir", meldete sich Oberstleutnant Rimano Betschul, der Chef der Zweiten Kreuzerflottille.
Rhodan blieb stehen.
„Ja, bitte...?"
„Hinsichtlich der Bedeutsamkeit unseres Unternehmens hätte ich gerne gewußt warum Ribald Corello nicht an Bord ist."
Ein fliegendes Mikrophon steuerte auf
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