0450 - Sukos Totenfeier
hatten sich von Ondekozas Stimme faszinieren und beinahe schon hypnotisieren lassen.
Am starren Ausdruck ihrer Augen konnte man es erkennen.
Beweise hatte ich noch nicht, nahm mittlerweile jedoch an, dass diese Dämonentrommler einiges mit dem Verschwinden der Chinesin Shao zu tun hatten.
Ondekoza und seine sechs Helfer waren allesamt Diener des mächtigen Dämons Susanoo. Deshalb konnten sie es nicht hinnehmen, dass er im Dunklen Reich verschollen blieb. Sie mussten ihm jeden Widerstand aus dem Weg räumen. Dazu gehörte auch Shao, denn sie war das letzte Glied in der Ahnenreihe der Sonnengöttin.
Wo aber steckte sie?
Weder sie noch Suko hatte ich gesehen. Mein Freund wollte ja, wenn es nötig war, auf der Bühne erscheinen, und auch ich hatte schon des öfteren zur rechten Seite hingeschielt, wo sich die kleine Treppe befand, die zu den Brettern hochführte.
Noch lief alles normal…
Dennoch stieg auch in mir die Spannung, die sich schließlich in eine gewisse Unruhe verwandelte, so dass es mir sichtlich schwerfiel, ruhig zu sitzen.
Ondekoza hob beide Arme. Er bewegte wieder seine Finger, so dass wir das Knacken hörten. Es klang, als würde Holz brechen. »Mehr möchte ich nicht sagen!« rief der oberste Dämonentrommler in den Zuschauerraum hinein. »Denn ich bin dafür, dass wir Taten sprechen lassen. Die einzigen Dämonentrommler, die es auf der Welt gibt, sollten mit ihrem Spiel beginnen. Lassen Sie sich faszinieren von einer Welt, die bisher im Dunkeln lag. Nach und nach wird sie ihre Geheimnisse lüften. Bitte sehr…«
Es gab keinen Beifall. Die Zuschauer standen noch zu sehr unter dem Eindruck der gesprochenen Worte und Erklärungen.
Die Scheinwerfer bewegten sich zur Seite. Sie leuchteten die sechs Trommler jetzt direkt an, die darauf nur gewartet hatten. Die Trommler rissen die Arme hoch. Ihre Hände umspannten hart die Stöcke.
Ruckartig drehten sie sich herum, so dass sie jetzt vor ihren Trommeln standen.
Und urplötzlich schlugen sie zu!
Obwohl sechs Trommelstöcke gegen die Bespannung hämmerten, hörten sich die Schläge an wie ein einziger, so genau waren die Akteure aufeinander eingespielt.
Ein gewaltiger Donnerhall dröhnte über die breite Bühne und erfüllte auch den letzten Winkel des Zuschauerraums, so dass selbst die Gäste in der hinteren Reihe zusammenzuckten.
Der Schall flog über die Köpfe hinweg, der Innenraum schien zu vibrieren, und jeder Zuschauer bekam das große Zittern.
Das war erst der Beginn, denn nun begann die Schau.
Es war ein Irrsinn, wie schnell sich die Männer bewegen konnten und gegen die Trommeln hämmerten. Ihre Arme schienen zu fliegen. Die Trommler sprangen hoch, schlugen zu, liefen um die Instrumente herum, kletterten auf sie und hämmerten dort weiter. Das Stück zog alle in seinen Bann. Dabei empfanden es die Zuschauer nicht einmal als unangenehm, ich sah jedenfalls niemanden, der sich die Ohren zuhielt.
Die sechs Trommler bewegten sich tatsächlich mit einer Artistik, die man als phänomenal bezeichnen konnte. Sie behielten die Trommelstöcke nicht nur in den Händen, sie wirbelten sie auch durch die Luft, fingen sie geschickt wieder auf und hämmerten weiter gegen die Bespannung.
Es war ein Genus, ihnen zuzuschauen, auch ich geriet in ihren Bann, wollte mich aber nicht zu sehr ablenken lassen und zwang mich, auch in eine andere Richtung zu schauen.
Ondekoza war auf der Bühne geblieben. Er stand nur ein wenig im Hintergrund, seine Füße wurden von den farbigen Nebelstreifen umflossen.
Von seinem Gesicht sah ich so gut wie nichts, da es im Schatten lag.
Wenn er sich aber mal bewegte, sah es aus, als würde eine Puppe aus Holz daherschreiten.
Diesen Mann musste ich mir aus der Nähe ansehen!
Noch immer ließen sich weder Shao noch Suko blicken. Meine Unruhe steigerte sich. Ich konnte mir durchaus vorstellen, dass Suko in eine Falle gelaufen war. Wenn sie ihm tatsächlich aufgelauert hatten, hätte er es wohl kaum geschafft, Sieger gegen diese sechs Trommler zu werden.
Die Männer umtanzten ihre Trommeln wie damals im alten Testament die Diener das goldene Kalb. Manchmal hämmerten sie so schnell und hart gegen ihre Instrumente, dass ein mörderisches Stakkato über die Bühne und in den Zuschauerraum hallte.
An ihren immer wilder werdenden Bewegungen merkte ich, dass sie allmählich zum Finale des ersten Durchgangs kamen. Noch einmal holten sie alles aus ihren Körpern heraus. Die wummernden Geräusche klangen wie Glockenschläge aus
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