0450 - Sukos Totenfeier
Trommel, ohne allerdings davon zu wissen, dass sich seine Partnerin Shao praktisch zum Greifen nahe befand.
Einer der Japaner sagte ein Wort, das sehr scharf klang. Der in Schwarz Gekleidete drehte sich um und starrte Suko an.
Suko hatte den Mann nicht aus den Augen gelassen. Ihm war aufgefallen, mit welch hölzernen Bewegungen sich dieser Kerl drehte, als wäre er eingerostet.
War das ein Mensch? War es der Obertrommler?
»Was wollen Sie?«
Suko blieb stehen. »Entschuldigen Sie, aber ich suche jemand.«
»Von uns?«
»Nein.«
»Wen dann?«
»Eine Frau. Sie ist Chinesin, heißt Shao und…« Ondekoza unterbrach ihn. »Hier gibt es keine Frauen. Alle Trommler sind Männer. Haben Sie verstanden? Männer! Frauen können wir nicht brauchen.«
»Sind Sie sicher?«
»Absolut.«
»Und Sie wollen durch Ihr Trommeln die Botschaft in das Dunkle Reich vermitteln?« fragte Suko.
»Was wissen Sie denn?«
»Einiges…« Suko war jetzt sehr auf der Hut, denn er hatte es mit sieben Gegnern zu tun, und die blieben nicht auf der Stelle stehen, sondern setzten sich in Bewegung, um günstige Standpositionen zu bekommen.
Es roch nach Gefahr, dennoch gab sich Suko gelassen und tat so, als hätte er nichts bemerkt. Er sah die Schatten der Gestalten über den Boden huschen. Sie bewegten sich wie im Takt, und auch die Trommelstöcke schwangen auf und nieder.
»Du kennst das Dunkle Reich?« fragte Ondekoza.
»Ja.«
»Woher?«
»Durch Shao, die ich suche. Und ich weiß, dass ich sie hier bei euch finden kann.«
»Geh jetzt!«
»Nein!«
Da hörte Suko einen Ruf. Es war ein kurzer, fast schriller Schrei. Jemand hatte den Namen des Chinesen gerufen.
Shao!
***
Sie saß in der Trommel und wartete auf die Marter, doch niemand schlug gegen die Bespannung. Man wartete ab.
Und gerade diese Stille empfand Shao als ebenfalls schlimm. Längst war sie in Schweiß gebadet. Die Luft der Trommel würde irgendwann verbraucht sein, dann würde eine Ohnmacht sie vor der unmenschlichen Lärmbelästigung bewahren.
Manchmal hörte sie die Stimmen der Männer. Sie unterhielten sich in ihrer Heimatsprache. Wenn jemand dicht an der Trommel vorbeiging, hörte sie auch die Schritte.
Shao weinte nicht mehr. Sie hatte sich wieder einigermaßen gefangen und konzentrierte sich nun auf die Bühnengeräusche.
Wieder schritt jemand dicht an ihrem Gefängnis vorbei. Shao sah sogar den Schatten. Wenig später verstummten die Schritte.
Es war ruhig geworden, bis sie Ondekozas Stimme vernahm, der irgend etwas fragte und auch eine Antwort bekam.
Diesmal nicht von einem seiner Mittrommler, sondern von einem Fremden.
Shao saß plötzlich steif. Ihr Herz raste wie verrückt. Nein, das war kein Fremder, der da antwortete. Sie kannte die Stimme sehr gut, denn sie gehörte dem Menschen, den sie am meisten auf der Welt liebte.
Suko!
Sollte es wahr sein? Spielten ihr vielleicht die Nerven einen Streich?
Fahrig wischte sie durch ihr Gesicht, drehte sich und kroch auf die Bespannung zu. Vielleicht konnte sie trotz allem hindurchschauen und würde ihn sehen. Auch an den Umrissen war ihr Freund zu erkennen, so gut kannte sie ihn schließlich.
Mein Gott, wenn es tatsächlich Suko sein sollte…
Shao stoppte. Sie legte ihr Ohr gegen die dünne, aber sehr feste Haut, die sie mit den Fäusten nicht zerstören konnte. Höchstens mit einem spitzen Gegenstand, doch den trug sie nicht bei sich.
Ja, das war er.
Und Shao hielt es einfach nicht mehr aus. Aus voller Kehle rief sie den Namen ihres Freundes…
***
Suko wirbelte herum.
Von einem Herzschlag zum anderen steigerte er sich zu einem regelrechten Karatetiger, der alles auf eine Karte setzen wollte. Suko duckte sich, denn einer der Männer hatte einen Trommelstock gegen ihn geschleudert.
Er traf nicht. Dafür der zweite und der dritte. Und der Inspektor spürte die Wirkung, als ihn die Trommelstöcke erwischten.
Der erste im Rücken.
Der harte Schlag ins Kreuz ließ Suko taumeln. Der zweite traf ihn an der Schulter, und plötzlich war noch ein dritter da, der nicht geschleudert, dafür geschlagen wurde.
Der Trommler hatte sich mit einem gewaltigen Satz in Sukos Nähe gebracht und schlug zu.
Der Ball traf Suko an die Schläfe. Obwohl er weich war, hatte Suko das Gefühl, sein Schädel würde zusammengedrückt. Der Inspektor sah plötzlich Sterne, die vor seinen Augen blitzten, und seine Knie wurden weich.
Der Trommler stand jetzt vor Suko.
Als Suko zu Boden sackte, schlug er noch einmal zu. Er holte
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