0451 - Ich gegen Randy, den Toten
ausrichten, wenn er kommt? Hallo?« Freddy hängte ein und kam zurück. Pinkys Gesichtsfarbe glich der weißgetünchten Wand.
»Wer war das? Niemand weiß, wo ich bin. Wer hat nach mir gefragt?«
»Keine Ahnung. Er sagte, er sei ein Freund!«
»Aber ich habe keine Freunde, die hier nach mir fragen! War es ein Bulle?«
»Nein, dann hätte er das ja gesagt. Ich habe ihn was gefragt, und der Bursche hängte einfach auf!«
»Ich muß weg!« Pinky packte den Griff seines Koffers und stürzte zur Tür.
»Warte!« brüllte Freddy hinter ihm her. Pinky blieb stehen.
»Komm her«, sagte Freddy. »Wenn er hinter dir her ist, wird er vielleicht draußen auf dich warten. Hier drin vermutet er dich jedenfalls jetzt nicht. Hier bist du sicher. Vorläufig!«
Er goß Pinkys Glas wieder voll und reichte es ihm. Pinky stellte seinen Koffer ab und griff das Glas. Er hatte noch nie puren Rum getrunken. Allmählich begann die Furcht zu weichen. Er saß an der Theke und trank und starrte auf das Hafengewimmel vor den Fenstern hinaus, das langsam vor seinen Augen zu verschwimmen begann.
***
Ich schaltete das Funkgerät noch einmal ein'und ließ eine Meldung an unsere Kollegen durchgeben, die Verbindung zu Spitzeln aus der Unterwelt hatten. Sie sollten sich nach Pinky umhören. Außerdem sollte sein Bild an alle Dienststellen, an Bahnhöfe und Ausfallstraßen gegeben werden. Dann schaltete ich ab und wendete den Wagen, um zum St. Marks Place zu fahren.
Der Verkehr war jetzt dicht und zäh wie Sirup. Wir kamen nur mühsam vorwärts. Plötzlich sagte Phil: »Ich glaube, wir haben einen Schatten!«
»Wie willst du das bei dem Verkehr feststellen?« fragte ich und stellte den Rückspiegel ein.
»Ich habe das Gefühl, als wäre ein paar Autos hinter uns ein Taxi, das die ganze Zeit den gleichen Abstand behält!«
»Das sagt doch nichts! Bei dem Verkehr bleibt ihm kaum etwas anderes übrig.«
»Jerry, du kennst doch unsere guten Cabbys. Sie lassen keine Gelegenheit aus, sich durchzuschlängeln. Aber der da hinten ist anders!«
»Kannst du sehen, wer drin sitzt?«
»Nein, er ist zu weit weg!«
»Schön, ich werde ihm eine Chance geben!« Ich scherte in die rechte Fahrbahn ein und fuhr langsamer. Die Reihe, in der wir eben noch selbst gewesen waren, glitt an uns vorbei. Aber ein Taxi war nicht darunter.
»Er ist auch nach rechts gegangen!« sagte Phil. Ich fuhr noch langsamer. Die Wagen hinter uns hupten und gingen nach links auf die Überholbahn. Als ein Taxi uns überholte, sah ich fragend zu Phil hinüber. Er schüttelte den Kopf.
»No, unser Freund war gelb. Er ist verschwunden!«
»Verschwunden?« fragte ich. »Abgebogen! Weg. Offenbar hat er gemerkt, daß wir ihn gesehen hatten!«
»Oder er wollte sowieso da abbiegen. Ein Irrtum, nichts weiter.«
Aber ich glaubte selbst nicht ganz an meine Worte.
Am St. Marks Place sah es etwas besser aus. Wir fanden sogar einen Parkplatz und stellten den Jaguar ab. Phil blieb vor einem Drugstore stehen und brummte:
»Ich habe seit ungefähr hundert Jahren nichts zu essen bekommen!«
»Dann kommt es auf zwei Jahre mehr oder weniger auch nicht mehr an«, sagte ich und zog ihn von dem Eingang weg, aus dem es nach gebräunten Zwiebeln und knusprigen Kartoffeln duftete.
Nummer 8 war ein sechsstöckiges Apartmenthaus mit heller Fassade und lustigen kleinen Baikonen, an denen die bunten Markisen feucht und traurig herunterhingen. Vor dem Haus war eine schmale Grünfläche mit einer kurzgestutzten Hecke und verschiedenen Büschen, die jetzt kahl und bizarr vor der hellen Hauswand aufragten.
Wir konnten die Haustür öffnen und fanden im Inneren neben den beiden Liftkabinen eine Wand mit Briefkästen und Namensschildern. Der Kasten von Janice Robbins quoll über von Zeitschriften, Reklameprospekten und Werbeblättern. Wir fuhren mit dem Aufzug in den vierten Stock und läuteten an der Tür von Janice’ Apartment, aber natürlich öffnete uns niemand. Ich drückte noch einmal fest und ausdauernd auf den Knopf.
»Wir werden uns den Hausmeister schnappen!« sagte Phil. Wir wandten uns um. Direkt hinter uns stand ein Girl.
Sie lächelte uns fragend entgegen und warf eine hellblonde Haarmähne mit der Kopfbewegung eines Pferdes zurück. Sie trug einen weißen Pullover.
»Hallo, Boys!« sagte sie mit sanfter träger Stimme und hielt mir eine überlange Zigarette entgegen. Ich gab ihr Feuer, mußte mich dabei aber weit Vorbeugen, da sie festgewachsen zu sein schien. Dann sah ich, daß sie
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