0451 - Ich gegen Randy, den Toten
einen Fuß in die Tür ihres Apartments geklemmt hatte, damit die Tür nicht zufiel.
»Danke, mir ist das Feuer ausgegangen!« sagte sie und nahm einen tiefen Zug. Ihre Augen ließen keinen Zweifel darüber, welche Art von Feuer ihr ausgegangen war.
»Wohnen Sie hier?« fragte Phil überflüssigerweise und räusperte sich. Das Girl lachte und gab uns den Blick auf ihre Tür frei.
Ein elfenbeinfarbenes Emailleschild von beträchtlicher Größe zeigte uns, daß dort Tessa Murchison wohnte.
»Vielleicht wollen Sie gar nicht zu Janice, sondern zu mir?« fragte sie leise und blies Phil den Rauch ihrer Zigarette ins Gesicht.
»Wo ist Janice?« fragte ich. Tessa sah mich vorwurfsvoll an.
»Ehrlich? Sie wollen zu Janice? Das kapiere ich nicht!«
»Was ist daran so sonderbar?« fragte ich verblüfft. Sie ließ ihre Augendeckel ein paarmal wirkungsvoll auf- und zuklappen und sagte dann honigsüß:
»Na, ich finde, ihr zwei seid ganz passabel!«
»Bitte?« stotterte Phil.
Das Girl kicherte. »Ihr paßt doch nicht zu Janice. Kommt mit zu mir herein, da ist es gemütlicher. Janice ist sowieso nicht da!«
Wir wußten, daß sie recht hatte, und folgten ihr in die Wohnung, in der trotz des Tageslichtes eine Lampe brannte. Die Couch und die Sessel waren mit Kleidungsstücken und Plattenhüllen bedeckt. Sie fegte zwei Sitzgelegenheiten für uns frei und stellte uns zwei Manhattan hin. Dann setzte sie sich auf die Lehne von Phils Sessel. Phil begann, seine Pfeife zu stopfen, wobei er wieder mal den fürchterlichsten Tabak gekauft hatte. Jedenfalls hustete Tessa und verzog sich auf die Couch, wobei ein leises Knacken verriet, daß die Plattenhülle, auf die sie sich gesetzt hatte, nicht leer gewesen war.
»Wolltet ihr wirklich zu Janice? Oder verstellt ihr euch nur?«
»Bekam sie nicht oft Besuch?«
»Wieso bekam? Nee, nie. Die bekommt keinen Besuch. Eigentlich verstehe ich es nicht. Sie sieht ja ganz passabel aus. Aber so was Langweiliges! Einmal wollte ich sie zu einer Party herüberbitten, aber sie hat gesagt, das wäre nichts für sie. Meistens rannte sie mit einem Stapel Bücher herum. Vielleicht waren ihr die Bücher lieber als Männer!« Tessa kicherte vor sich hin und nippte an ihrem Glas.
»Und sie hat wirklich nie Besuch bekommen?« fragte ich.
»Nein. Sage ich doch. Aber wir haben ja nicht viel miteinander geredet. Ich war wohl nicht fein genug für sie. Heute morgen hat sie mich nicht mal gegrüßt!«
»Heute morgen?« brüllten Phil und ich gleichzeitig. Tessa fuhr entsetzt zurück.
»Sagt mal, was für welche seid ihr eigentlich?«
Wir zeigten ihr unsere Marken. Sie musterte sie eingehend. Dann lächelte sie wieder.
»Echte G-men? Wie im Fernsehen?«
»Fast so echt!« sagte ich. »Nun, wie steht es mit heute morgen, was war da?«
»Ich wachte auf und sah, daß ich keine Zigaretten oben hatte, also flitzte ich rasch ’runter. Ich meine, ich zog nur einen Morgenmantel über und huschte zum Automaten, unten vor der Tür. Es war ziemlich kalt, und ich flitzte, so schnell ich konnte, zurück. Und da traf ich gerade Janice!«
»Was machte sie?«
»Sie bückte sich gerade über ihre Tür und verschloß sie. Neben ihr standen ein Koffer und eine vollgepackte Reisetasche. Ich sagte: ,Guten Morgen, Janice! Aber sie antwortete nicht einmal. Drehte sich nicht einmal um!«
»Heißt das, daß Sie ihr Gesicht nicht gesehen haben?«
»Nein, sie stand ja mit dem Rücken zum Gang. Und ich fror. Als sie die Hochnäsige spielte, bin ich in meine Bude verschwunden.«
»Aber dann könnte es doch auch ein anderes Girl gewesen sein.«
»Na, hören Sie mal! Ich bin doch nicht blind. Ich muß nicht das Gesicht sehen, wenn ich jemanden erkennen will. Janice stand vor ihrer eigenen Wohnung, und hatte ihren eigenen Mantel an und auch ihre eigenen Beine. Also war sie es doch, oder?«
»Sie haben ja noch auf eine ganze Menge geachtet, trotz der Kälte!«
»Ich habe mich geärgert. Wenn ich schon grüße — sagen Sie mal, was ist eigentlich los? Hat sie etwas ausgefressen? Wieso fragen Sie mich nach Janice aus, hm?«
»Haben Sie eine Ahnung, wie wir in ihre Wohnung kommen können?«
»Der Hausmeister hat den zweiten Schlüssel, aber das dürfen Sie nicht ohne Haussuchungsbefehl!« Sie kicherte wieder.
»Janice Robbins ist tot«, sagte ich und stand auf. Tessa wurde bleich. Langsam stand sie auf und sah mich an.
»Ernst?« fragte sie. Ich nickte.
»Oh!« sagte sie leise. Dann ging sie langsam vor zur Tür.
Den
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