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0451 - Schwarze Träume

0451 - Schwarze Träume

Titel: 0451 - Schwarze Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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ihn dieses Zeitexperiment kostete. Normalerweise mußte er so starke Energien aufwenden, wenn das gesuchte Ereignis um ein Dutzend Stunden oder länger zurücklag. Aber obgleich es nicht einmal eine Stunde war, fühlte er jetzt schon Schwäche.
    Zum dritten Mal riß das Bild ab.
    Diesmal wollte Zamorra sich davon aber nicht irritieren lassen. Er drängte das Amulett, weiter in die Vergangenheit zu greifen!
    Weiter und weiter…
    Immer noch zeigte der Mini-Bildschirm nichts an.
    Zamorra zügelte seine Ungeduld, die ihn dazu bringen wollte, den Versuch abzubrechen. Dann aber kehrte das Bild plötzlich wieder zurück!
    Es zeigte Angelique und ihren Bruder. Interessantes geschah nicht. Anscheinend war Zamorra bereits über den Zeitpunkt hinaus, zu dem Ombre die Annäherung Julians gespürt hatte - beziehungsweise sein Amulett es ihm verraten hatte.
    Was sich dazwischen abgespielt hatte, die Begegnung selbst, war weggelöscht und ließ sich nicht erfassen. Noch einmal versuchte Zamorra, diesmal im »Vorwärtsgang«, das Amulett zu überreden, daß es ihm wenigstens den Hauch eines Bildes zeigte. Aber nichts geschah. Die Begegnung war abgeschirmt. Schließlich löste Zamorra seine Versunkenheit wieder auf.
    »Weiß der Teufel, wie er das anstellt«, murmelte er. »Aber auf diese Weise läßt er sich nicht erwischen, unser Schützling…«
    ***
    Etwa zu dieser Zeit saßen Yves Cascal und Robert Tendyke bereits in der Nachtmaschine. Das Flugzeug war nur zu drei Vierteln besetzt; wer um diese Zeit noch nach Miami flog, war mit ziemlicher Sicherheit geschäftlich unterwegs. Befremdete Blicke trafen den Mann im Cowboy-Look und den auch nicht gerade festlich gekleideten Neger; Anzüge und Kostüme waren die dominierende Reisekleidung in dem kleinen Jet.
    Aber an diese Art von Blicken hatte sich Tendyke längst gewöhnt. Er hatte lange genug Zeit dafür gehabt.
    Cascal verkraftete es weniger. Er fühlte sich angestarrt und von Blicken durchbohrt. Unwillkürlich tastete er wieder nach dem Amulett, als könne es ihn vor diesen Blicken schützen.
    Es war, als durchströme ihn für den Bruchteil einer Sekunde eine Flut fremder Gedanken und Eindrücke, die aus einer anderen Welt zu stammen schienen. Dann war dieser Eindruck aber auch schon wieder vorbei.
    Irritiert zuckte Cascal zusammen.
    »Was haben Sie, Ombre?« fragte Tendyke, dem das kurze Zucken nicht entgangen war. »Ist irgend etwas?«
    Stumm schüttelte Cascal den Kopf.
    »Ich frage mich, was Sie für ein Mensch sind«, sagte Tendyke. Er sah aus dem Fenster. Die Maschine bewegte sich aufs Rollfeld hinaus. »Sie kennen mich nur aus der Erzählung eines Mannes, den Sie lieber von hinten als von vorn sehen, und trotzdem helfen Sie mir. Nicht nur das, Sie begleiten mich auch noch. Weshalb?«
    Cascal schwieg immer noch. Er dachte an diese kurze Flut fremdartiger Empfindungen, die er nicht verstand. Da war etwas gewesen, das nicht menschlicher Abkunft sein konnte.
    »Wollen Sie mir nicht antworten, Ombre? Oder soll ich ›Mister‹ und ›Sir‹, oder ›Euer Ehren‹, oder sonst irgend etwas sagen?«
    Der Neger winkte ab. »Unsinn.«
    »Was ist es, das mich für Sie interessant macht?« drängte Tendyke. Das Flugzeug stoppte kurz, schwenkte leicht nach links und begann dann zügig zu beschleunigen. Am Fenster glitten Lichtflecke vorbei. Dann hob die Maschine sanft ab. Es war kaum zu spüren. Der Pilot verstand sein Fach.
    »Sie haben sich schon für mich interessiert, ehe wir uns kennenlernten. Sie waren in Miami, als damals die Bombe explodierte! Was hat Sie aus Louisiana nach Südflorida gezogen? Sie müssen doch einen Grund dafür haben.«
    »Der Grund sind nicht Sie, Tendyke«, erwiderte Cascal. »Ich will nicht darüber reden. Lassen Sie mich in Ruhe. Ich begleite Sie, und ich werde versuchen, Sie zu identifizieren, auch wenn ich es für recht sinnlos halte. Ihr Freund Zamorra könnte das mit Sicherheit viel besser.«
    »Ombre…«
    »Seien Sie ruhig«, verlangte Cascal. »Ich muß nachdenken. Vielleicht begleite ich Sie, weil ich selbst etwas über diese eigentümliche Anziehungskraft herausfinden möchte. Reicht Ihnen das, verdammt, oder wollen Sie mich mit Fragen löchern wie einen Schweizer Käse?«
    »Schon gut. Ich bin froh, daß Sie mir helfen. Sie brauchen sich nicht aufzuregen, ich warte, bis Sie von selbst darüber reden. Ich bin nur ein bißchen neugierig, das gehört zu meinem ständigen Überlebenstraining.«
    Cascal antwortete nicht. Seit er diesen kurzen

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