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0451 - Schwarze Träume

0451 - Schwarze Träume

Titel: 0451 - Schwarze Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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befand, wenn er wieder auftauchte - andererseits hoffte er aber auch, das würde nicht der Fall sein. Dann hatte er Ruhe. Er würde dem Mann ganz sicher nicht hinterherjagen, zumal die seltsamen lenkenden Impulse im gleichen Moment verschwunden waren, als er auf den Ledermann gestoßen war. Also hatte das Amulett - oder was auch immer - ihn tatsächlich zu diesem Rob Tendyke leiten wollen.
    Und Yves war verrückt genug, sich darauf einzulassen…
    Ja, und nun stand da dieser Wagen eines Sklavenhalters aus dem Rotlichtbezirk. Ombre kannte sowohl Sault, wenn auch nur flüchtig, weil Geschäftsbeziehungen zu diesem Mann nicht sein Fall waren, als auch den Wagen, und wußte daher, daß der nie abgeschlossen war. Wer vergriff sich schon an so einem Un-Auto?
    Ombre öffnete die Tür und ließ sich hinter den Fahrersitz gleiten. Er brauchte als Ungeübter genau siebzehn Sekunden, dann sprang die Maschine an. Der Wagen verließ seinen Parkplatz und rollte über die nächtlich schwach befahrene Straße, um in einer Seitengasse zu verschwinden.
    Ein Instinkt sagte Ombre, daß er einen Blick ins Handschuhfach werfen sollte. Er tat es und fand einen Briefumschlag. Der Inhalt knisterte. Ombre hielt es für statthaft, einen Blick hineinzuwerfen und zählte fünfundzwanzigtausend Dollar.
    Mit Sicherheit kein ehrlich verdientes Geld, und auch die etwa fünfzehn Mädchen, die für Sault anschaffen mußten, brachten eine solche Menge nicht so schnell zusammen.
    Wer Geld so unabgeschlossen in einem offenen Wagen liegen läßt, ist selbst schuld, dachte Ombre. Er kam nicht in Versuchung, den ganzen Umschlag verschwinden zu lassen, sondern griff nur einen Tausender ab. Das reichte für zwei Tickets nach Florida allemal, und es blieb auch noch etwas für Spesen übrig. Jacques Sault würde den Verlust wohl verschmerzen.
    Ombre ließ den Wagen stehen, wo er war, kehrte zu Fuß zur Hauptstraße zurück und winkte ein Taxi herbei. Mit dem holte er Tendyke ab. Der Mann in seiner ledernen Westernkleidung wartete tatsächlich noch.
    »Wir fliegen«, sagte Cascal trocken. »Haben Sie Gepäck, das wir noch irgendwo abholen müssen?«
    Tendyke schüttelte den Kopf.
    »Und womit befahlen wir die Tickets?« fragte er leise, als das Taxi sie beide zum Flughafen hinausbrachte.
    »Lassen Sie das meine Sorge sein. Ich habe versprochen, eine Reisemöglichkeit zu organisieren. Und Sie haben doch selbst behauptet, daß ich ein Organisationstalent sei. Also bitte…«
    Tendyke verzog das Gesicht. Die Sache war ihm nicht so ganz geheuer. Er wußte, daß Ombre nicht gerade zu den sieben Reichsten im Lande gehörte. Irgendwoher mußte das Geld für die Tickets doch kommen.
    Am Flughafen ließ Ombre Tendyke vorausgehen und wechselte noch ein paar Worte mit dem Taxifahrer. Tendyke bekam nicht mit, daß Ombre dem Fahrer auftrug, für einen Zehndollar-Schein ins Hafenviertel zu fahren und in einer bestimmten Kneipe dem Wirt Buddy auszurichten, er möge Angelique von Yves Abreise informieren. Buddys Pub war eine Anlaufstelle für Nachrichtenübermittlung, und hin und wieder jobbte Angelique dort auch, um ein wenig Geld in die Haushaltskasse zu holen. Auf jeden Fall war sie dort sehr gut bekannt.
    Sie würde also erfahren, daß er wahrscheinlich für ein paar Tage unterwegs war.
    Warum flog er eigentlich mit? Warum setzte er Tendyke nicht mit dem Geld in den Flieger und kümmerte sich nicht weiter um dessen Angelegenheiten? Wegen der Möglichkeit, ihn zu identifizieren?
    Er konnte es sich nicht erklären. Er handelte einfach nur, wie er schon oft gehandelt hatte, ohne sich über sein Tun Rechenschaft abzulegen, und es hatte ihn des öfteren in Schwierigkeiten gebracht, aus denen er aber immer wieder mit heiler Haut herausgekommen war.
    Vielleicht tat er es auch, weil er den mutmaßlichen Vater jenes jungen Mannes vor sich hatte, den er als den Herrn der Träume kannte…
    Und über den er seltsamerweise mit Tendyke nicht reden konnte. Immer wieder war da diese innere Hemmschwelle…
    Im Schlenderschritt folgte Ombre Tendyke schließlich. Er hatte es nicht eilig.
    ***
    Etwa zu diesem Zeitpunkt vermißte Jacques Sault seinen Wagen. Zuerst glaubte er, seine Erinnerung würde ihn täuschen und er hätte das Fahrzeug gar nicht hier vor dem Lokal abgestellt. Aber größere Strecken ging er niemals zu Fuß, und alles, was weiter war als hundert Meter, war eine größere Strecke. Sault tat, was er konnte, damit die Schuhsohlenindustrie in die Pleite fuhr und die

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