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0452 - Die finstere Seele

0452 - Die finstere Seele

Titel: 0452 - Die finstere Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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wer diese Shirona war. Sie konnte nur die materielle Projektion eines Geistwesens sein, so, wie sie auftrat. Sie war kein Mensch. Sie sah nur so aus, und dabei war sie unglaublich attraktiv. Aber Julian war sicher, daß er sie zu seinen Gegnern zählen mußte, denn bisher hatte sie sich ihm immer in den Weg gestellt.
    Zuletzt, als er Ombre aus dem Flugzeug zu sich in die sieben Kreise der Hölle holte, um mit ihm zu reden. Shirona hatte versucht, diese Entführung zu verhindern. Ihr Eingreifen hatte aber auch dafür gesorgt, daß das Flugzeug abstürzte.
    Der Absturz war der Grund dafür, daß Julian sich momentan nicht mit Ombre beschäftigen wollte. Jetzt gab es Wichtigeres. Er mußte sich darum kümmern, was aus dem Flugzeug geworden war.
    Denn er wußte, daß sich sein Vater darin befunden hatte.
    Robert Tendyke war zusammen mit Ombre unterwegs nach Florida gewesen!
    Die Dämonin Stygia hatte Julian schon herrisch davongeschickt, weil sie ihn zu stören gewagt hatte. Jetzt aber ging ihm Ombre mit seinen protestierenden Fragen auf die Nerven.
    Er richtete die linke Hand auf ihn.
    »Du schweigst!« sagte er und unterlegte seine Stimme mit magischer Kraft. Abrupt verstummte Ombre.
    Julian versuchte sich auf das Flugzeug zu konzentrieren. Es fiel ihm schwer. Er hatte zur gleichen Zeit eine andere Aktion laufen gehabt, einen Krieger, der Menschen einem Psycho-Unterwerfungs-Terror unterziehen sollte. Der Druide Gryf war dazwischengeraten und hatte den Krieger, der Julians Träumen entsprang, besiegt. Das hatte Julians Unterbewußtsein durcheinandergebracht. Deshalb fiel es ihm jetzt schwer, einen Weg zu seinem Vater zu finden.
    Aber wozu hatte er Diener?
    Er rief sie zu sich!
    Er befahl ihnen, das Flugzeug zu finden und einen Weg zu bahnen.
    Warum, das teilte er seinen Hilfsgeistern nicht mit. Als Fürst der Finsternis war er ihnen keine Rechenschaft schuldig. Es reichte ihm, ihnen Befehle erteilen zu können. Diesen Zustand genoß er. Lange genug hatte er sich nach den Anweisungen anderer richten müssen - erst seine Eltern, später Professor Zamorra und seine Gefährten. Jetzt aber herrschte er selbst.
    Und mehr und mehr fand er Gefallen daran.
    ***
    In Baton Rouge, der Hauptstadt des US-Bundesstaates Louisiana, hatten sich Professor Zamorra, Nicole Duval und der Silbermond-Druide Gryf ap Llandrysgryf in einem Hotel einquartiert. Die Klimaanlage lief auf Hochtouren und ließ vergessen, daß draußen eine gnadenlose, schwüle Hitze herrschte, in der man es kaum aushalten konnte. Daß nachts die Temperaturen sinken sollten, davon hatte diese Landschaft offenbar nie etwas gehört. Die Stadt wimmelte von Menschen jeder Hautfarbe, lauter Jazz- und Cajun-Musik aus den offenen Fenstern und Türen jedes Lokals, und Stechmücken.
    Gegen letztere konnte man sich schützen, indem man sich mit einer Substanz einrieb, deren Geruch die blutgierigen Insekten abschreckte. Gegen die lautstarke Musik gab es nur die Möglichkeit, sich im Hotelzimmer zu verbarrikadieren. Selbst in der Hotelbar produzierten die versteckten Lautsprecher, wenn auch wesentlich gedämpfter, den hier gängigen Musikgeschmack.
    Zamorras Geschmack war es nicht immer. Er mochte keltische Folklore, Country, Cajun und Rockmusik, konnte aber auch Wagner mit Herzenslust genießen. Jazz war absolut nicht seine Linie, aber er tröstete sich damit, daß mancher Jazzfan Dudelsack-Klänge mit dem Gejaul liebeskranker Katzen gleichsetzte, während das wiederum für Zamorra einen Hochgenuß darstellte, wenn der Spieler ein Könner war. Die Geschmäcker waren eben verschieden.
    Whiskey aus Tennessee stand auf dem Tisch und wurde in kleinen Schlucken pur und unverfälscht genossen. »Bei der Herstellerfirma möchte ich arbeiten, wenn die Arbeitsbedingungen der Werbung entsprechen«, hatte der Druide Gryf gesagt und eine ganzseitige Zeitungsannonce präsentiert, in der ein zeitungslesender Mann, die Beine auf den Tisch gelegt, abgebildet war, hinter ihm eine Reihe von Whiskeyfässern. Aus dem Text ging hervor, daß hier Ruhe die erste Arbeiterpflicht war und der Whiskey ohnehin in den Fässern zwölf Jahre lang zu ruhen hatte, bis er abgefüllt wurde; der zeitungslesende Arbeiter hatte die Aufgabe, darauf zu achten, daß die zwölf Jahre eingehalten wurden.
    In der Praxis rentierte sich das; der Whiskey war teuer, aber gut und von der Sorte, die keine Kopfschmerzen hinterließ, wenn man etwas mehr trank, als man eigentlich vertrug. Außerdem schmeckte er prachtvoll.
    Deshalb

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