0452 - Udexa kommt
die Hand gedrückt. Sie bediente gleichzeitig einen kleinen Jungen, dem ich meinen Gewinn in die Hand drückte.
Als ich zu Suko zurückkehren wollte, sah ich ihn nicht mehr. Er war bereits weitergegangen. Seinen Rücken entdeckte ich gegenüber, wo sich eine Schießbude befand. Suko sprach dort mit einem Mann, den ich nicht kannte.
Wenig später wurde er mir als Dr. Barrymoore, Chefarzt der Klinik, vorgestellt.
»Sie sind Mr. Sinclair«, sagte er. »Ja, ich habe bereits von Ihnen gehört.«
»Hoffentlich nur Gutes.«
»Natürlich.« Er schaute sich um. »Ich möchte mal neugierig sein. Haben Sie inzwischen einen Erfolg erringen können?«
»Das kann man sagen.«
Er starrte uns an. »Wieso?«
»Wir haben zumindest den Mörder erwischt«, sagte Suko.
Der Arzt blickte uns verblüfft in die Gesichter. »Sagen Sie nur. Tatsächlich?«
»So ist es.«
Er war nervös. »Wer war es denn?«
»Jemand aus dem Ort. Ein Mann namens Fenton.«
»Den kenne ich nicht.« Barrymoore hob die Schultern. »Ich hätte nie gedacht, daß es so schnell gehen würde. Sie etwa?«
»Nein, bestimmt nicht«, gab Suko zu. »Aber die Gefahr ist noch nicht hundertprozentig vorbei.«
»Gibt es einen zweiten Täter?«
Suko lächelte schmal. »So könnte man es auch ausdrücken. Ich will mal sagen, es existiert eine gewaltige Gefahr. Eine Bedrohung aus dem Dunkeln.«
»Meinen Sie das im übertragenen Sinne?«
»Sowohl als auch.«
»Das verstehe ich nicht.«
Ich stellte die nächste Frage, während um uns herum der Betrieb normal lief. »Haben Sie schon etwas von einer Gestalt oder einem Monster namens Udexa gehört?«
Dr. Barrymoore lachte zunächst, als er allerdings in unsere ernsten Gesichter schaute, verstummte das Lachen sehr schnell. »Ja, natürlich. Ich gehöre einem Stammtisch an, der sich hin und wieder in einer Dorfkneipe trifft. Wenn ich mich recht erinnere, haben wir einmal über diese Sache gesprochen.«
»Aber Sie glauben nicht daran?«
»Nein, Mr. Sinclair.« Er schüttelte entschieden den Kopf. »Auf keinen Fall. Ich bin Wissenschaftler, Naturwissenschaftler. Die Sache mit Udexa gehört ins Reich der Fabel und Legende, verstehen Sie. Das sind Märchen, die man sich erzählt. Ich glaube, solche und ähnliche Geschichten gibt es in jedem Ort, der so ›günstig‹ an einem Sumpfgebiet liegt.«
»Nur werden diese Dinge manchmal wahr«, erwiderte ich. »Da kann man dann nur staunen.«
»Glauben Sie an die Riesenkröte?« Er schaute erst mich, dann Suko an und sah unser Nicken. Barrymoore wußte nicht, was er sagen sollte. »Aber das ist doch ein Witz, meine Herren. Nein, so etwas gibt es nicht. Das kann ich Ihnen nicht abnehmen.«
»Wir haben Sie gesehen«, sagte Suko.
»Wo denn?«
Mein Freund deutete dorthin, wo der Sumpf lag. »Sie stieg aus dem Moor. Es war wie eine Explosion. Plötzlich sahen wir ein gewaltiges Ungeheuer, das die Fluten verließ. Begleitet von Schlamm, Dreck und brakigem Wasser. Es war zwar nicht gerade turmhoch, erreichte aber die Höhe eines Hauses, und es machte sich daran, den Sumpf zu verlassen. Dabei hat es seine Spuren hinterlassen. Es verwüstete unter anderem einen Bootssteg, dann einen Teil des Uferschilfs und auch das Haus eines Bootsverleihers. Das ist kein Märchen, das wir Ihnen da auftischen, Doktor.«
»Und Sie sind davon überzeugt, sich nicht getäuscht zu haben?«
»Ja.«
Barrymoore schüttelte den Kopf. »Es tut mir leid, aber ich bin wirklich überfragt. Verlangen Sie bitte nicht, daß ich Ihnen glauben soll. Es geht einfach nicht.«
»Wir wollten Sie nur gewarnt haben.«
»Vor Udexa?«
»Natürlich. Wenn Sie die Legende kennen, wissen Sie auch, daß diese Kröte sich darauf spezialisiert hat, Menschen anzugreifen. Sie holt sich ihre Opfer. Wo findet sie diese wohl so konzentriert wie hier auf dem Rummelplatz?«
»Da haben Sie recht, wenn es stimmt«, schränkte er ein. Er hob die Schultern. »Sie entschuldigen mich jetzt, aber ich möchte mich noch ein wenig amüsieren.«
»Eine Bitte hätte ich noch an Sie«, sagte ich und hielt ihn an der Schulter fest.
»Ja?«
»Wenn Sie die Kröte sehen sollten und es zu einer Panik kommt, versuchen Sie bitte, uns zu helfen. Sehen Sie zu, daß die Leute nicht auf die Kröte zurennen. Sie sollen vor ihr fliehen und so gut es geht einen geordneten Rückzug antreten.«
Durch die Nase holte der Arzt Luft. »Das ist zwar alles sehr komisch für mich, aber bitte. Ich habe nichts dagegen.«
»Danke.«
Er ging kopfschüttelnd
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